Einzeltest: Mundorf präsentiert: Lautsprecher-Berlin Studio AMT
Wirkungsgradstarker Kompaktlautsprecher
Das haben wir nicht so oft: Ein genau geführtes Protokoll eines Entwicklers von der Konzeption bis hin zum fertigen Lautsprecher. Bei der „Studio AMT“ von Lautsprecher Berlin alias Wolfgang Graßhoff , Michael Warkentien und Thomas Kirschnick haben wir die Gelegenheit, den Gedanken der Entwickler vom Reißbrett bis in den Hörraum zu verfolgen
Man beginnt die Konzeption mit den Erfordernissen des Aufstellungsorts: „Wir nennen den Lautsprecher einfach mal „Berliner Lautsprecher“. Der Grund dafür ist simpel, eine durchschnittliche Berliner Wohnung hat in Summe 73 qm, während im Bundesdurchschnitt 91 qm anfallen. Folglich müssen wir uns auf kleinere Wohnräume einstellen und deshalb sollte der Lautsprecher optimal für einen Wohnraum von 25 qm bis 30 qm ausgelegt sein. Weiterhin ist zu berücksichtigen: Die Einrichtung ist heute überwiegend modern, also mit höherem Nachhall.
Der Lautsprecher sollte wenig Raum in Anspruch nehmen und wenn möglich auch dicht an die Wand gestellt werden können. Trotz dieser Einschränkungen ist ein detailreicher und dynamischer Klang zu bevorzugen. Um die Kosten im Rahmen zu halten, ist eine Zweiwegebox zu entwickeln. Die verwendeten Bauteile sollen einem hohen Qualitätsstandard entsprechen. Als Nennimpedanz werden 4 Ohm angestrebt. Ein Betrieb mit einem Röhrenverstärker ist ebenfalls vorgesehen.“Technik
„Als Hochtöner haben wir uns auf Grund von Dynamik und Feinzeichnung für einen AMT der neuen Mundorf U-Serie entschieden. Gegenüber den bisherigen Mundorf AMT sind diese Chassis etwas kleiner, haben vermutlich einen etwas schwächeren Antrieb, bieten aber ansonsten alle Qualitätsmerkmale der Mundorf Membranen und gleichzeitig sind sie etwas preiswerter. Bei der Auswahl entschieden wir uns für den Allrounder AMT U80W1.1. Bei 4 Ohm Nennimpedanz beträgt der Kennschalldruck 94 dB/2,83V/1m. Als Trennfrequenz werden 2,0 kHz empfohlen und für uns besonders wichtig ist die breite horizontale Abstrahlung in Verbindung mit einer stark gebündelten vertikalen Abstrahlung. Die Boden- und Deckenreflexionen werden hiermit auf ein Minimum begrenzt. Zum AMT passend wird ein Tiefmitteltöner gewählt. Da der AMT bezogen auf den Kennschalldruck und den Klirrfaktor die Latte schon sehr hoch legt, lag unsere Entscheidung zwischen Scan Speak und SB acoustics. Echt überzeugend erschien der Satori MW19P-4, da dieser laut Hersteller im Bassreflexeinsatz bereits mit 16 Litern Boxenvolumen auskommt. Bei 16 Litern kann man 39 Hz f8 (-8 dB) erzielen, ein Wert der für unsere Zwecke ausreicht. Gleichermaßen dürfte sich ein Kennschalldruck von 88 dB/2,83V/m einstellen. Auch dieser Wert entspricht unserer Zielvorstellung.
Das Chassis selbst weist sämtliche denkbaren technischen Raffinessen auf. Aluminium- Druckgusskorb, Neodymmagnet, Kupferkappe am Polkern, Belüftung des Schwirrkonus und der Schwingspule zur Reduzierung der Kompression, usw. Mit 7,5 Zoll und 187 mm Außendurchmesser stellt der Satori einen typischen Vertreter für Zweiweg- Anwendungen dar. Seiner Papiermembran verleihen Fasern von ägyptischen Papyrusgras eine hohe Stabilität. Anhand der Frequenzgangmessung des Herstellers ist ersichtlich, dass die Membranresonanzen erst ab ca. 3 kHz beginnen. Im Zusammenspiel mit dem AMT lässt sich eine Trennfrequenz zwischen 2 kHz und 3 kHz realisieren. Ein kleines Problem bleibt jetzt noch offen. Laut Überschlagsrechnung müsste ein 7 cm Bassreflexrohr 33 cm lang sein. Dies bereitet Schwierigkeiten, da solch ein langes Rohr kaum unterzubringen ist. Auch hier bietet SB acoustics eine Lösung an. Der Passivradiator SB15SFCR-00 liegt mit seiner Membranfl äche von 178 qcm leicht über den 158 qcm des Chassis und ist damit geeignet. Folglich werden wir seitlich am Gehäuse den Passivradiator anbringen.“
Gehäuse:
„Das Gehäuse soll zweiteilig ausgeführt werden. Die Front aus Eichenholz und der Korpus aus MDF. Der Vorteil von Eichenholz liegt in der Behandlungsmöglichkeit mit Antiklauge, wodurch die Faserstrukturen deutlich hervortreten. MDF benötigt dagegen eine Vorbehandlung mit Füller. Beides braucht seine Zeit, da immer Trocknungszeiten bis zu 24 Std. zu berücksichtigen sind. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt in den Fräsarbeiten für den AMT. Hier muss wirklich im Zehntel Millimeterbereich gearbeitet werden. Da uns diese Möglichkeit fehlt, übergaben wir die Front an die Variant GmbH, die mit CNC Technik eine ausgezeichnete Arbeit leistete.“ Die im Bauplan und Holzliste gezeigte Version ist übrigens eine etwas elegantere Ausführung gegenüber unserer Testbox mit überstehender Schallwand. Rein akustisch unterscheiden sich die beiden Varianten kaum voneinander.
Frequenzweiche:
Nach ausgiebigen Hörvergleich zwischen mehreren in Boxsim vorab simulierten Weichenvarianten wurde eine endgültige Version mit einem linearen Frequenzgangverlauf mit leicht fallender Abstimmung zum Hochton hin gefunden: „Passend zum AMT wurde die Weiche komplett mit Mundorf Bauteilen aufgebaut. Außer einem Elektrolytkondensator im RCL Korrekturglied sind sämtliche weiteren Bauteile hochwertig und langzeitstabil. Die Spulen sind in Backlackausführung, um Mikrofonieeffekte zu unterdrücken. Im Tieftonzweig finden MCap Classic und im Hochtonzweig wird ein EVO Kondensator eingesetzt. In der endgültigen Bestückung wird ein EVO Öl Anwendung finden.“ Die Weichenschaltung, die im vorliegenden Layout etwas gewöhnungsbedürftig aussieht, ist eigentlich einfach: Der Tieftöner wird mit einem Filter zweiter Ordnung getrennt, der zusätzliche Saugkreis egalisiert den Einfluss des Baffle Steps. Der Hochtöner wird mit einem 12dB-Filter hochpassgefiltert und mit einem Spannungsteiler im Pegel reduziert.
Messungen
Daraus ergibt sich ein sehr linearer Frequenzgang mit dem beabsichtigten Verlauf ab dem Mitteltonbereich. Mit einem Wirkungsgrad von fast 90dB/2,83V ist die Studio AMT für die Größe ziemlich laut und überzeugt zudem mit einem breitbandigen Frequenzgang von 50 Hertz im Freifeld bis über 30 Kilohertz. Die Senke im Präsenzbereich gleicht sich unter Winkeln aus, so dass kaum ein hörbarer Effekt zu befürchten ist. Zwischen 15 und 30 Grad Messwinkel ergibt sich der ausgewogenste Verlauf, so dass man die Box am besten parallel zu den Seitenwänden aufstellt. Das Wasserfalldiagramm gibt ebenso wenig Anlass zu Kritik wie die Klirrmessungen – man kann mit der Studio AMT also auch über die gemessenen 95 Dezibel hinaus ziemlich Gas geben, ohne dass die Box ans Limit kommt. Das reicht auch für mehr als die empfohlenen 30 Quadratmeter. Die Studio AMT ist zwar etwas niederohmig im Grundtonbereich, hat aber insgesamt einen so ruhigen Impedanzverlauf, dass sie ohne weitere Korrekturmaßnahmen an einem Röhrenverstärker betrieben werden kann.
Hörtest
Was soll ich sagen: Die „Berliner Jungs“ haben wieder einmal ganze Arbeit geleistet: Die Studio AMT spielt absolut auf den Punkt: Dynamisch und wuchtig im Bass – dabei sehr kontrolliert und sauber: Die Idee mit der Passivmembran ist auf jeden Fall die richtige! Anders übrigens als bei einem seitlichen aktiven Bass spielt es übrigens hier keine Rolle, ob die Passivmembranen außen oder innen liegen, so lange keine Seitenwände in unmittelbarer Nähe sind. Der Satori-Tieftöner macht auch im Mitteltonbereich einen guten Job, hier zahlt sich die leichte Membran und die Energie der schon recht großen Fläche klar aus. Und der Übergang zum AMT mit dem leicht reduzierten Pegel ist genau richtig, denn so integriert sich der dynamische Hochtöner perfekt in das Klangbild und musiziert seinerseits elegant und rund bis über die Hörgrenze hinaus. Die virtuelle Bühne ist lebensecht und in Breite wie Tiefe glaubwürdig, ebenso die Dimension und Position einzelner Musiker. Was den gesamten Hörtest über immer wieder begeistert: Die lässige Selbstverständlichkeit, mit der die Studio AMT vermittelt, dass sie scheinbar in jeder Hörsituation immer noch Reserven hat.
Aufbauanleitung
Die Box wird auf der Rückwand aufgebaut, auf der die Seitenwände, Deckel und Boden aufgesetzt werden. Die Schallwand verschließt die Box. Dann können die Locher und Fräsungen angebracht werden, falls nicht schon vorab erledigt. Die Box wird mit etwas Polyesterwatte gedampft.
Holzstückliste pro Box
Echtholz 30mm:
1x 35 x 25 cm Schallwand
MDF 19mm
1x 35 x 25 cm Ruckwand
2x 35 x 25 cm Seitenwande
2x 21,2 x 25 cm Deckel, Boden
Zubehör pro Box
Schrauben
Schaumstoffdichtstreifen fur Chassis
Kabel
Polklemmen
Polyesterwatte
Lieferant: LS-Berlin
Fazit
Mit der Studio AMT haben die Entwickler von Lautsprecher Berlin ein weiteres mal ein gutes Händchen für eine äußerst gelungene Abstimmung bewiesen.Kategorie: Lautsprecherbausätze
Produkt: Mundorf präsentiert: Lautsprecher-Berlin Studio AMT
Stückpreis: um 557 Euro
262-2327
hifisound Lautsprechervertrieb |
Technische Daten | |
Chassishersteller : | Mundorf, SB Acoustics |
Vertrieb: | Lautsprecher-Berlin, Berlin |
Internet | www.lautsprecher-berlin-shop.de/ |
Konstruktion: | Wolfgang Graßhoff, Michael Warkentien, Thomas Kirschnick |
Funktionsprinzip: | Passivmembran |
Bestückung: | 1x Mundorf U80W1.1 1x SB Acoustics Satori MW19P-4 |
Nennimpedanz (in Ohm): | 4 Ohm |
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: | 89dB / 2,83V / 1m |
B x H x T (in cm) | 25/35/29.9 |
Kosten pro Stück: | ca. 556,53 Euro + Gehäuse |
Technische Daten | |
Chassis | Mundorf U80W1.1 |
Hersteller: | Mundorf |
Bezugsquelle | Mundorf, Köln |
Unverb. Paarpreis | 239,90 Euro |
Chassisparameter K+T-Messung | |
Z (in Ohm): | 4 |
Fs (in Hz) | 1900 |
Re (in Ohm) | 4.35 |
Rms (in Kg/s) | Nein |
Qms | Nein |
Qes | Nein |
Qts | Nein |
Cms (in mm/N) | Nein |
Mms (in gr) | Nein |
BxL (in Tm) | Nein |
VAS (in Liter) | Nein |
LE (in mH) | Nein |
SD (in cm²) | Nein |
Ausstattung | |
Frontplatte | Aluminium |
Membran: | Nein |
Dustcap | Nein |
Sicke | Nein |
Schwingspulenträger: | Nein |
Schwingspule | Nein |
Xmax | Nein |
Magnetsystem: | Neodym |
Sonstiges: | Air Motion Transformer |
Außenabmessungen: (in mm): | 95 x 55 mm |
Einbaumaß (in mm): | 84 x 33 mm |
Einbautiefe (in mm): | 45 |
Frontplattendicke | 3 mm |