Musikrezension: Stefano Bollani – Piano Variations on Jesus Christ Superstar (Alobar Srlu)

Jesus Christ Superstar wurde 1970 von Andrew Lloyd Webber komponiert, der damals noch ganz am Anfang seiner unvergleichlichen Karriere stand. Der Zufall wollte es, dass genau 50 Jahre später eine Neuinterpretation auf Klavier veröffentlicht wird, die solch einem Großwerk nicht nur gerecht wird, sondern selbst das Zeug dazu hat, die Zeiten zu überdauern. Der italienische Ausnahmepianist Stefano Bollani hat sich durch seine zahlreichen Veröffentlichungen einen Ruf als Innovator des Genres erarbeitet, folglich räumte ihm Andrew Lloyd Webber das Recht ein, sein Werk mit „Jesus Christ Superstar“ betiteln zu dürfen, trotz dass es sich um eine komplette Neuinterpretation handelt, die nur in Grundzügen mit der legendären Rockoper identisch ist. Stefano Bollani liebt das Werk seit seinem 14. Lebensjahr, und das so sehr, dass er 30 Jahre und ein umfangreiches eigenes Werk als Konzert- und Studiopianist benötigte, um seiner Liebe und seinem großen Respekt durch eine eigene Interpretation Ausdruck verleihen zu können. Er ließ seinen Flügel deutlich tiefer stimmen, als es für den Konzert- oder Studiogebrauch üblich ist, was der Dynamik aber auch der Dramatik seiner Darbietung einen besonderen Schub verleiht. In den träumerischen Passagen verströmt Stefano Bollani damit eine besondere Wärme, während sich in den wuchtigen Momenten seines Spiels die Stimmung in besonderer Weise auftürmt. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, das Original von Jesus Christ Superstar zu kennen, denn die Neuinterpretation funktioniert auch für sich allein als Werk von großer Originalität. Selten habe ich einen Pianisten so sehr um seine Fähigkeiten beneidet! Der warme und volle Klang sowie die Leichtigkeit des Klavierspiels, die auch in rasanten Passagen mühelos erscheint, machen diese Aufnahme zu etwas ganz Besonderem.

Fazit