Musikrezension: Bob Dylan – Christmas in the Heart (Columbia)

Nun hat es also auch Bob Dylan erwischt: Wie jeden namhaften amerikanischen Künstler trieb es ihn, eine Weihnachtsplatte aufzunehmen. Und nein – Dylan hat nicht etwas ganz Eigenes geschaffen, sondern die üblichen Standards wieder aufgewärmt. Das zu 99 Prozent mainstreamige Album ist ebenso charttauglich wie die Klassiker eines Bing Crosby – leider besteht das restliche Prozent aus Bob Dylans Stimme, und die steht einem großen Sänger wie Crosby diametral gegenüber. Dass das Ganze vielleicht noch als mehr oder minder gescheiterte Parodie zu verstehen ist, dem widerspricht die Tatsache, dass etliche gestandene Musiker dem Barden zur Seite stehen, wenn dieser sich sogar auf Lateinisch(!) durch das Programm zum Heiligabend nölt. An der Begleitung liegt es jedenfalls nicht, wenn etliche der ehrwürdigen Stücke auf einmal nach einem nur gut gemeinten Versuch klingen, zu Hause am Küchentisch so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen – der Großonkel hat’s halt schon ein bisschen am Gehör … Auf der Habenseite des Albums können wir immerhin verbuchen, dass die kompletten Tantiemen an karitative Organisationen gespendet werden – bei Dylans Prominenz kommt da sicherlich einiges für den guten Zweck zusammen. Der Klang des Albums entspricht qualitativ Dylans hervorragenden letzten Studioalben, die Pressqualität ist einwandfrei. Weitere Informationen oder Texte werden aber nicht geliefert.

Fazit