Arve Henriksen / Harmen Fraanje – Touch Of Time

Manchmal reicht ein Blick auf den Ort der Entstehung eines Albums, und man kann gewiss sein, ein Werk von überbordender Güte zu erhalten, was sich sowohl auf die Qualität der Aufnahme als auch auf dessen musikalischen Gehalt bezieht.

Das Auditorio Stelio Molo in Lugano ist solch eine Stätte, die als Garant besonderer Aufnahmen gilt. Hier ist vor einem Jahr „Touch Of Time“ entstanden, das zu den ganz großen Werken des ECM-Katalogs gezählt werden kann. Der norwegische Trompeter Arve Henriksen und der niederländische Pianist Harmen Fraanje haben auf Anregung des ECM-Masterminds Manfred Eicher dieses gemeinsame Meisterwerk erschaffen, nachdem er die beiden 2019 auf einem Konzert im Rahmen eines Festivals anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von ECM erlebt hat. Auf diesem haben sie eine Reihe von Improvisationen zum Besten gegeben, die auf „Touch Of Time“ mit kompositorischen Grundelementen erweitert wurden. Der Avantgardismus äußert sich am deutlichsten dadurch, dass die von Arve Henriksen gespielte Trompete oftmals klingt wie die japanische Bambuslängsflöte Shakuhachi, was inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden ist. 
In diesem intimen Dialog werden zehn Stücke aufgeführt, von denen sieben gemeinsam entstanden sind, drei Kompositionen stammen allein von Harmen Fraanje. Alle betören mit ihrer unglaublichen Ruhe und faszinieren mit ihrer Fähigkeit, weite Landschaften vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, aus denen man auf einigen Stücken abrupt herausgerissen wird, aber nur um auf dem nächsten Stück in einer anderen Umgebung weiterzuträumen. Die Erhabenheit der Aufnahme ist vergleichbar mit der morgendlichen Stille mitten in der schönsten Natur, übertrifft sie vielleicht noch und sorgt für Glücksgefühle, die man nicht vergessen wird.

Fazit