Musikrezension: Flat Earth Society Orchestra – Boggamasta III (Igloo Records)

Das etwas morbide Cover lässt schon erahnen, dass man es hier nicht mit Jazz im klassischen Sinne zu tun hat. Das belgische Flat Earth Society Orchestra interpretiert seit über 20 Jahren den Jazz ungefähr so, wie ein Auto-Tuner, der einen VW-Käfer mit einem Lamborghini-Motor ausstattet. Der 16-köpfige Klangkörper um Peter Vermeersch (Bassklarinette, Vocals und Elektronik) sowie David Bovée (E-Gitarre, Vocals und Elektronik) haben ihre Kunstfi gur Boggamasta, ein machtsüchtiges und größenwahnsinniges Wesen, wieder zum Leben erweckt und widmen ihm ein zweites Album, das der kruden Logik der Band „Boggamasta III“ genannt wird („Es sind drei Jahre seit dem ersten vergangen, die Zeit läuft ab!“). Was der Hörer zu erwarten hat? Wüst-wilden Orchester-Sound, der an der Nahtstelle zwischen ernsthaftem Jazz und spaßigem Pop verläuft, der auch mal Fragmente aus Polka und Reggae enthält. Langeweile kommt hier aus zwei Gründen nicht auf, denn neben der stets überraschenden Musik muss man nach kurzer Zeit zum Wechseln der LP aufstehen. Die acht Stücke verteilen sich nämlich auf vier LP-Seiten, die sogar nach 45 Umdrehungen verlangen. Während das erste Vinyl gut verarbeitet ist, hat die zweite Scheibe einen bedenklichen Höhenschlag, den der Tonarm meines Drehers aber noch bewältigen konnte, ohne aus der Rille zu hüpfen. Belgien hat bereits mit der Band Aksak Maboul bewiesen, dass man dem Jazz gerne auch mal ein Paar abgedrehte Zutaten hinzufügen kann, das Flat Earth Society Orchestra setzt diesen Weg konsequent fort, auch wenn es manchmal doch sehr abgedreht klingt. Auf „Moog For You“ kam meine Frau ins Musikzimmer und fragte, ob alles in Ordnung ist… Mit dem beiliegenden Download-Code erhält man das gesamte Album zuzüglich zwei Bonus-Tracks.

Fazit