Musikrezension: Miles Davis - Kind of Blue (MFSL)

Eigentlich  traue  ich  mich  nicht.  Ich  bin  völlig  unterqualifiziert, um ein irgendwie relevantes  Statement zum wohl größten aller jemals eingespielten Jazz-Alben abzugeben: Miles Davis‘  Meisterwerk aus dem Jahre 1959. Andere Leute  haben ganz Bücher über die legendäre Aufnahmesession  geschrieben  und  ich  werde  mich  hüten,  auch  nur  eine  Note  davon  beurteilen  zu wollen. Nichtdestotrotz laufen diverse Ausgaben des Klassikers öfter mal bei mir und die  jetzt erschienene Luxus-Edition hat mich unter  klanglichen Gesichtspunkten interessiert. Fest  steht:  Die  Mobile  Fidelity  Sound  Labs  haben  ein  sicherlich  zähes  Ringen  mit  Columbia  Records  ausgetragen,  um  diesen  Titel  in  dieser  Form endlich „machen“ zu dürfen. Die Suche nach dem richtigen Band scheint ewig gedauert  zu haben, es geistern wohl diverse Masterbandkopien durch die Gegend. Der Mann an der  Schneidemaschine war letztlich Krieg Wunderlich, der für viele der großen MFSL-Reissues der  letzten Jahre verantwortlich zeichnet. Das Ergebnis der Neubearbeitung ist denn auch nicht  weniger als spektakulär: Die vier natürlich mit 45 Umdrehungen gemasterten Plattenseiten  klingen so plastisch und geschmeidig wie nichts anderes, was ich jemals von diesem Album  gehört habe. Das Rauschen, das unzweifelhaft da ist, kommt vom Band, nicht aus der Rille  und fügt sich absolut harmonisch ein. Tatsählich beeindruckt mich der wunderbar weiche  Gesamtausdruck des Albums am meisten, besser kann man‘s wohl nicht mehr machen. Für 80 Euro gibt’s eine standesgemäße Box mit den zwei durch Schaumstoff geschützten  makellosen Platten, ein achtseitiges Booklet und ganz, ganz viel Musik. Weihnachten naht – das Ding ist Pflicht.

Fazit