Musikrezension: Flo – La Mentirosa (Soundfly)

Wir suchen immer nach einer Systematik, um Dinge einordnen zu können. Das zeigt sich wahrscheinlich nirgendwo so deutlich wie bei den Geschlechtern. Die meisten Menschen fühlen sich verwirrt, ja oft geradezu unwohl, wenn sie ihr Gegenüber nicht einordnen können. Das ist eine menschliche Schwäche, die es sich nicht-binär identifizierenden Menschen im Leben schwer macht. Doch auch so manchem Künstler ergeht es ganz ähnlich; ordnet sich das Schaffen nicht brav in die Kategorie-Kärtchen der Musikfachhändler ein, wird‘s schwierig. Flo aus Italien dürfte dementsprechend ein gewollt schweres Leben haben. Denn einem (oder auch vier) Genres lässt sich ihre Musik auf dem Zweitling „La Mentirosa“ kaum zuordnen. Ganz grob beschrieben wandert die außergewöhnlich talentierte Sängerin multilingual versiert zwischen Jazz, Pop, Ethno-Singer-Songwriter-Mucke und Italoschlager herum. Das tut sie – zusammen mit insgesamt fast 30 Musikern – traumwandlerisch sicher und kompositorisch auf qualitativ hohem Niveau. Wer mal den Kopf und seinen Drang nach dem Zuordnen ausschalten kann, wird an „La Mentirosa“ sicher Spaß haben. Die Produktion ist sauber, leider dynamisch etwas distanziert.

Fazit