Musikrezension: Yann Tiersen – Dust Lane (STUMM)

Es ist kein leichtes Schicksal. Der Soundtrack zu „Die fabelhafte Welt der Amélie“ hat Yann Tiersen bekannt gemacht und ihm dadurch neue Publikumsschichten erschlossen. Aber er scheint es mehr als einen Fluch zu sehen und versucht sich durch zum Teil übertriebene Experimentierfreude aus der Schublade der romantischen Frauenmusik zu winden. Dabei sind die Zutaten die gleichen geblieben: Es sind diese zuckersüßen, klebrigen Melodien, die bei der fabelhaften Welt der Amélie so hervorragend funktioniert haben, die einem bei „Dust Lane“ aber etwas schwer im Magen liegen. So tragisch es für die betroffenen Personen ist; die musikalische Verarbeitung von persönlichen Schicksalsschlägen führt aus künstlerischer Sicht häufig zu sehr intensiven und emotionalen Werken. So hat auch hier der Tod seiner Mutter und eines Freundes zu einem Wechselbad der Gefühle auf der Platte geführt. Die eher dunkle Grundstimmung der meisten Stücke wird immer wieder durch fast fröhliche Segmente unterbrochen. Das Ergebnis ist zwar eine sehr emotionale, aber leider keine durchgängig gute Platte. Die fast schon gebetsmühlenartigen Wiederholungen der Melodien hätten besser zu einem Soundtrack gepasst als zu einem reinen Musikalbum. Den besten Titel hat sich der Multiinstrumentalist bis zum Schluss aufgehoben. Die Diskrepanz zwischen wieder einmal wunderschöner Melodie und dem „Shoobidoo-Chor“ auf der einen und dem Text zu „Fuck Me“ auf der anderen Seite, das hat was. Klanglich und technisch geht die Scheibe in Ordnung. Es ist eine ziemlich ausgewogene Produktion ohne Auffälligkeiten, satt Dynamik gibt die Musik einfach nicht her. Die Platte selbst (180 g) ist makellos geefertigt. 

Fazit