Musikrezension: The Prodigy - Always Outnumbered, Never Outgunned (XL Recordings)

Album Nummer 4 der amerikanischen Electro-Punker The Prodigy erinnert in zumindest einer Beziehung an die Progressive-Metaller von Tool: Nur wenige Bands lassen sich zwischen ihren Longplayer-Veröffentlichungen so viel Zeit wie diese beiden und können dennoch auf eine treue Fanbase zählen, die jedem neuen Output wie hypnotisiert entgegenfiebert. Nach den eher dancelastigen Erstlingswerken „Experience“ und „Music for the Jilted Generation“ hatten The Prodigy mit „The Fat of the Land“ einen genreetablierenden Hammer in die Welt gesetzt, der bis heute in seiner rohen Intensität nachhallt. In dieser Situation einen standesgemäßen Nachfolger zu schreiben, kann extrem schnell zum Untergang führen. Das wissen die Herren Keith Flint, Keith Palmer und Liam Howlett auch und haben daher ganz schön auf Zeit gespielt und sich mit „Always Outnumbered, Never Outgunned“ volle sieben Jahre Zeit für den vierten Aufschlag gelassen. Das Resultat hat zwei Seiten – also eigentlich in diesem Falle sechs, aber ich spreche von den qualitativen, nicht den physischen. Auf der einen Seite legen The Prodigy ein hammerhartes Brett elektronischer Hardcore-Punk-Mucke auf den Plattenteller, der sich in Sachen roher Energie und akustischer Gewalt vor keinem Death-Metal-Album verstecken muss, auf der anderen Seite ist die Weiterentwicklung des Trademark-Sounds eine, die wegführt von den hypnotischen, „dreckigen“ Tribal-Mustern und rotzig-böse wabernden Bässen des Vorgängers, hin zu glatteren, direkter ansprechenden rhythmischen und kompositorischen Strukturen, die zwar nicht weniger Schlagkraft besitzen, dabei aber irgendwie weniger emotional geladen rüberkommen. Das geht auch in Ordnung, und gäbe es „The Fat of the Land“ nicht, würden wir hier auch gar nicht lange lamentieren müssen, sondern würden ein astreines, energetisch hoch geladenes und qualitativ über jeden Zweifel erhabenes Elektro-Album feiern. So aber muss sich Album 4 durchaus mit Album 3 vergleichen lassen – und zieht zumindest in Sachen Sound & Fun den Längeren. Die dynamische Durchschlagskraft der vorliegenden Pressung ist enorm, und das aufwendige Klappcover der Dreifach-LP ist eine wahre Freude.

The Prodigy

Always Outnumbered, Never Outgunned

Seite 11 Spitfi re2 Girls
Seite 21 Memphis Bells2 Get Up Get Off
Seite 31 Hotride2 Wake Up Call
Seite 41 Action Radar2 Medusa‘s Path
Seite 52 You‘ll Be Under My Wheels
Seite 61 The Way It Is2. F2 Shoot Down

Label: XL RecordingsBestellnummer: XLLP 183

Fazit

The Prodigy versuchen gar nicht erst, ihren Klassiker zu toppen, sondern entwickeln sich ein wenig mainstreamiger weiter. Qualitativ in jeder Hinsicht top!