Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Audio Research Reference Phono 3


Der neue Einteiler

Phono Vorstufen Audio Research Reference Phono 3 im Test, Bild 1
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Audio Research renoviert fleißig weiter die hauseigene Produktpalette.  Unlängst ging es der Phonovorstufenriege an den Kragen. Jüngstes Ergebnis:  der größte „Einteiler“ in Gestalt des Reference Phono 3

Ach komm schon. Ein bisschen noch.  Das kann‘s doch noch nicht gewesen  sein. Ich kenne dich und deine Kollegen, da geht doch noch was. Farbe und Breitbandigkeit sind  da, okay. Aber könnte bitte  mal jemand den Lappen aus  dem Klavier nehmen? Okay, da braucht‘s wohl  noch Zeit. Kann sein, der  Druck auf den  „Hours“- Taster der Fernbedienung  (kompakt,  aber  Vollmetall,  nicht neu, aber gelungen) nötigt  das Display zur Anzeige einer „13“. Das ist  noch ein gutes Stück von „600“ entfernt,  und  eben  das  ist  die  Betriebsstundenzahl,  die Audio Research empfiehlt, bis die Maschinen aus Minnesota klanglich auf der  Höhe sein sollen.

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600 Stunden? Das ist ein  nennenswerter Prozentsatz der Lebensdauer des Röhrensatzes, und den soll ich erst  mal verbraten, bis das Ding auf den Punkt  spielt …? Und, außerdem: Wieso geht das  Sch...ding nach zwei Stunden immer aus?  Wieder irgend so eine Zwangsbevormundung von den Brüsseler Sesselfurzern? Wie  soll man denn da die für den Einspielvorgang nötigen Betriebsstunden zusammenbekommen? Fragen über Fragen – kümmern wir uns  erstmal ums Greifbare. Die Reference  Phono 3 zum Preise von 17.000 Euro ist  der zweitgrößte Phonovorverstärker im  Audio-Research-Programm und tritt die  Nachfolge des Reference Phono 2SE an.  Den hatte ich nicht in den Fingern, aber  dessen Vorgänger in Gestalt des Reference  Phono 2 schon. Das war 2009. Getoppt  wird der neue Einteiler von der Reference Phono 10, jener zweiteiligen Unglaublichkeit in Sachen Phonovorverstärkung  für über 30.000 Euro  (die  allerdings auch  so unverschämt gut ist, dass es einem die  Tränen in die Augen treibt – aber das ist  eine andere Geschichte (nachzulesen in LP  06/2013)). Wir können die Sache kurz machen und die Neue als Melange aus diesen  drei Geräten beschreiben, kombiniert mit  ein bisschen optischer Aufhübschung, und  wären fertig mit dem Thema – aber so einfach machen wir uns das natürlich nicht. Kommen wir zunächst zum Äußeren: Die  Unterschiede zu(m) (den)  Vorgänger(n)  sind gering, aber vorhanden. Das Gesicht  besteht nach wie vor aus einem großen, sanft  grün leuchtenden Floureszenz-Display  und sechs darunter angeordneten Tastern. Damit kommt man an jedes Feature, mit  der Fernbedienung allerdings geht‘s deutlich komfortabler. Die Bedeutung der Taster am Gerät hat sich geändert, es gibt kein  klar einer Funktion zugeordnetes Element  mehr, sondern eine heutzutage übliche  Menünavigation.  Das  ging  vermutlich  nicht anders, denn die Anzahl der hier versteckten Funktionen ist durchaus größer  geworden. Eine davon ist zum Beispiel –  sieh mal einer an – die „Auto-Power-Off“- Funktion. Da lässt sich nämlich einstellen,  ob und wann das Gerät automatisch abschalten soll. Maximal acht Stunden sind  machbar  –  oder  eben  gar  keine Abschaltung.  Ich  hätt‘  ja  mal  in  die  Bedienungsanleitung gucken können, bevor ich mich  aufrege.  Dafür  ist  jetzt  auch  das  Display  in der Helligkeit ziemlich fein einstellbar.  Zwei Tonabnehmer lassen sich anschließen, die Verstärkung ist zwischen 51 und  73 Dezibel umschaltbar. Das ist ausgesprochen reichlich, hat aber zur Folge, dass der  CD-Player in Ihrer Anlage mal nicht viel  lauter spielt als der Phonozweig.  Außerdem taugt das Gerät damit auch für extrem  leise MCs, die erfreulichen Störabstände  tun  da  ein  Übriges.  Eingangsimpedanzen  sind  bequem  vom  Sessel  aus  anwählbar  (50, 100, 200, 500, 1000 und 47.000 Ohm  plus Steckplatz für einen Wunschwert); ein  Feature, auf dessen Bedeutung ich immer  wieder gerne und nachhaltig hinweise. Optisch hat der Reference Phono 3 – wie  auch sein Bruder im Geiste, die Line-Vorstufe Reference 6, ein wenig von seinem etwas rustikalen Charme eingebüßt. Es gibt  eine dezente Annäherung an die „Galileo“- Baureihe,  die,  wie  ich  immer  noch  finde,  des  AR-Logos optisch einfach unwürdig  ist – aber bitte sehr, wenn die neuen italienischen Eigentümer das so wollen – was  willste machen. Mit der leichten  Anpassung an den Zeitgeist hier kann ich leben. Drehen wir das Ganze mal um: Die Rückseite zeigt Bekanntes. Zwei Eingänge im  Cinch-Format, zwei  Ausgänge, sowohl  Cinch- wie XLR-Buchsen. Womit wir beim  generellen technischen  Aufbau der Reference Phono 3 wären und beim Thema  Symmetrie: Dieser Begriff ist in Plymouth,  Minnesota ein ziemlich dehnbarer. Die  Reference Phono 2 habe ich damals für  „richtig“ symmetrisch gehalten, das war  vermutlich ein Irrtum. Die Neue genügt  dem Kriterium auch nur teilweise, allerdings  behauptet  der    Hersteller  auch  gar  nichts anderes.  An welcher Stelle genau  der Übergang von der einfachen auf die  symmetrische Signalführung erfolgt, entzieht sich meiner Kenntnis. Die  Anzahl  der 6H30P-Doppeltrioden ist von vier  auf sechs gestiegen, davor übernimmt in  bewährter Manier eine üppige Riege diskreter JFets das Aufpäppeln der kleinen Signale. Strom gibt‘s in Hülle und Fülle: Eine  üppige Regelschaltung mit einer dicken  Pentode vom Typ 6550 (mit Unterstüt- zung von einer weiteren 6H30P) besorgt  die  Anodenspannung für die Signalröhren, das ist mittlerweile Standard bei den  großen Audio-Research-Maschinen.  Die  zweiteilige Phono Reference 10 macht das  für jeden Kanal getrennt und ist, bedingt  durch das Vorhandensein von noch zwei  Doppeltrioden  mehr,  noch  etwas  „symmetrischer“  als  unser heutiger Proband.  Von der SE-Version des  Vorgängers stammt die  dicke Elkobatterie an der  linken Seitenwand. Die  geschlitzten Acrylplatten  für Boden und Deckel  sind kein Standard, natürlich  dürfen  Sie  auch  gerne die deutlich temperaturstabileren Metallabdeckungen wählen. Heiß wird der Reference Phono 3 nämlich  durchaus – kein Wunder bei einem Stromverbrauch von konstanten 140 Watt. Die  600 Stunden Einspielzeit sind übrigens  praktisch ausschließlich den  Ausgangskoppelkondensatoren geschuldet. Die lässt  sich Audio Research eigens anfertigen, parallel  dazu  liegen  noch  kleine „Musicaps“,  ebenfalls mit  Audio-Research-Aufdruck.  Tatsächlich dauert‘s ernsthaft lange, bis  die Maschine so griffig  und  kernig  spielt,  wie sich das für einen echten  Audio Research gehört. 600 Stunden habe ich nicht geschafft,  aber  so  200.  Und  mittlerweile fehlt mir nichts mehr, ganz im Gegenteil:  Es tönt nach Reference Phono 10, sofern  sich das aus der Distanz überhaupt sagen  lässt. Jedenfalls wage ich zu behaupten,  dass es hier fürs halbe Geld ein absolut  vergleichbares  Klangbild  gibt,  mit  all  seiner großartigen Farbigkeit, seinem irgendwie amerikanischen Hang zu Größe und  Eindrücklichkeit. Die Reference Phono 3  kann auch  ein  zarter  Leisetreter  sein: Der  unlängst im  Alter von 90 Jahren verstorbene Bill Henderson mit seiner wunderschönen Live-Darbietung von  „Send in  the Clowns“ tönt mit herzzerreißendem  Schmelz und allerfeinster Phrasierung, penibelst von den zahlreichen Hintergrundgeräuschen  abgegrenzt.  Ich  staune  gar  ein bisschen übers zuspielende Lyra Etna,  eine derartige Geschmeidigkeit ist eigentlich seinem großen Bruder  Atlas vorbehalten. Nein, hier ist‘s die Phonovorstufe,  die fürs Kribbeln im Bauch sorgt:  Auch  mit dem 100-Euro-MC  AT5V entwickelt  sich ein extrem eindrucksvolles Klangbild,  das beim Schätzen des Abtasterpreises unweigerliches Scheitern zur Folge hat. Da  gibt’s diese wunderbare Fonè-Produktion  mit Interpretationen von Henry Mancinis  Pink-Panther-Thema. Ganz erstaunlich,  wie sicher AT und AR die klanglichen Unterschiede zwischen den sechs  Varianten  herausarbeiten. Immer jedoch klingt‘s ergreifend emotional, mit extrem ruhigem  Hintergrund und überaus livehaftig. Ob‘s  nun wirklich viel besser als bei der Reference Phono 2 seinerzeit ist, kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit sagen. Wohl aber,  dass das hier zum Feinsten gehört, was  man seinem Tonabnehmer gönnen kann –  und wenn‘s einer für 100 Euro ist.

Fazit

Audio Research tut‘s wieder einmal: Auch die  neue große, einteilige Phonovorstufe klingt überragend lebendig, farbstark und durchsichtig. Schwächen?  Der prohibitive Preis halt. Sonst  nicht.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Audio Research Reference Phono 3

Preis: um 17000 Euro

11/2016
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.audio-reference.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 480/198/419 
Gewicht (in Kg) ca. 16,6 kg 
Unterm Strich... Audio Research tut‘s wieder einmal: Auch die neue große, einteilige Phonovorstufe klingt überragend lebendig, farbstark und durchsichtig. Schwächen? Der prohibitive Preis halt. Sonst nicht. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 10.11.2016, 10:03 Uhr
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