Eine Schale? Eine Glocke? Etwas ratlos stand ich letztes Jahr auf einer Messe vor dem zugegebenermaßen wertigen Bronze-Objekt und ließ mir etwas von „multivokalen Resonanzen“ erzählen – mein Misstrauen war erwacht
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Acoustic Masterpiece T-01
Acoustic Solid 111 Metall
Tonabnehmer:
Ortofon MC30
Audio Technica AT20Sla, AT25
Van Den Hul The Condor
Phase Tech P-3G
Clearaudio Maestro V2
Verstärker:
Malvalve Preamp Four Line und Accustic Arts AMPII MK2
Symphonic Line RG14
Lautsprecher:
K+T CT 255
Progressive Audio Elise II
Andererseits: Warum sollte man einem solchen Utensil nicht einfach mal mit gesunder Skepsis und vor allem Messtechnik zu Leibe rücken? Während wir bei der LP gegenüber allem, was den weiten Bereich „Zubehör“ in Richtung „Voodoo“ verlässt, extrem skeptisch gegenüberstehen, so sind wir ja doch auch ein bisschen neugierig. Und : Wenn etwas „Resonator“ heißt, dann resoniert etwas.
Und wenn etwas resoniert, dann kann man etwas messen – und danach darüber räsonieren. Also bitten haben Sie etwas Geduld, lieber Leser und das nicht nur aufgrund des sparsamen Wortwitzes im vorigen Satz. Was also ist der „Passive Multivokal Resonator“? Es handelt sich um eine aus Glockenbronze gegossene Schale, die ein Fachbetrieb Unikat um Unikat für Highend Novum fertigt. Unikate deswegen, weil für jedes Exemplar eine neue Gussform angefertigt werden muss. Außer etwas Schleifarbeiten am abgeflachten Rand der Schale findet kaum eine weitere Bearbeitung statt, was zur rustikalen Optik des PMR beiträgt – das finde ich aber gar nicht schlimm: Das Objekt sieht nach dem aus, was es ist, nämlich nach solider Handwerkskunst. Dann gibt es noch eine Bohrung in der Mitte der konzentrisch in immer steileren Winkeln zulaufenden Schale, durch die ein Fixierungsstift aus dem gleichen Material gesteckt wird und über aufgedrehtes Gewinde und eine Mutter an ein ebenfalls elegant geschwungenes Dreibein geschraubt wird – natürlich nicht festgeschraubt, das würde ja die Schwingungen bremsen. Das war es auch schon in Sachen Technik. Mehr über die Funktionsweise und die Gedanken dahinter kann man der Hersteller- Webseite entnehmen, auf die man ruhig einen Blick werfen kann – ich jedenfalls habe auf den Seiten durchaus renommierter Elektronikhersteller in der „Philosophieabteilung“ schon deutlich mehr Stuss gelesen. Abgestimmt ist der PMR auf den berühmten „Kammerton a“ – also 440 Hertz – womit er zumindest schon einmal die Stimmgabel für die Gitarre ersetzt und somit einen kleinen Teil der Investition von rund 1.350 Euro wieder hereinholt. Womit wir bei unseren Messungen wären, die den Grundton und seine Obertöne recht deutlich zeigen. Alle relevanten Messungen habe ich einzeln erläutert und interpretiert, so dass ich hier nur auf das generelle Ergebnis des natürlich in keinster Weise normierten Messparcours eingehen möchte. Erstens: Der PMR hat eine messbare Wirkung. Zweitens: Der PMR arbeitet relativ breitbandig: Natürlich kann eine „Glocke“ – der PMR ist eine solche – nicht über das gesamte hörbare Frequenzspektrum eine gleichmäßige Schallaufnahme und -abgabe leisten. Aber neben seinen Hauptresonanzen strahlt er in einem recht breiten Bereich, vor allem im Mittelton, recht gleichmäßig Schallenergie ab. Insofern kann der immer wieder beschriebene subjektive Eindruck, dass der PMR vor allem der Stimmwiedergabe zugute kommt, hier gestützt werden. Drittens: Der PMR bündelt. Winkelmessungen ergeben, dass der Resonator durch seine Bauform eine bevorzugte Abstrahlrichtung hat. Insofern kann man ihn gezielt einsetzen, um verschiedene akustische Effekte zu erzielen. Was gut funktioniert: Ortung. Sollte man allgemein mit der Mittenortung der eigenen Anlage nicht zufrieden sein, ist die Positionierung in der Mitte zwischen den beiden Lautsprechern. Dadurch wird ein vorher zu diffuses Klangbild klar fokussiert. Gleiches gilt für die Korrektur einer vorher unausgewogenen Rechts-Links- Balance, bei der man den PMR auf die schwächere Seite rückt. Was nicht so gut funktioniert: Tonalität. In Sachen Frequenzgang wäre ich vorsichtig – in den Messungen sind zwar gewisse Einflüsse zu sehen – hier aber komplette Wunderdinge zu erwarten, wäre zu viel. Eine gewisse als angenehm empfundene Zunahme der Obertöne lässt sich jedenfalls attestieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der PMR nachweislich einen hörbaren Effekt hat. Er kann dabei natürlich nicht eine sorgfältig zusammengestellte Anlage mit guter Raumakustik ersetzen, andererseits bei einer durch unglückliche und nicht korrigierbare äußere Umstände verursachten schwachen Abbildungsleistung deutliche Verbesserungen erreichen. Alles was darüber hinausgeht – sprich als Werkzeug zur Klangveränderung – ist persönliche Geschmackssache. Es soll ja aber auch Leute geben, die mit Röhrenverstärkern und Hornlautsprechern hören, die Klirr im zweistelligen Prozentbereich machen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Fazit
Unterm Strich werde ich im Wortsinn von „High Fidelity“ weiter versuchen, unsere Anlagen und Räume ohne Hilfsmittel möglichst neutral abzustimmen. Jedem, der hier bei sich Defizite hört und Leuten, die mit ihrer „Obertongestaltung“ experimentieren möchten, sei der PMR ans Herz gelegt. Ich jedenfalls habe gerne damit gespielt.