HiFi aus Essex, England steht bei vielen seit vielen, vielen Jahren hoch im Kurs. Der Rega DAC sorgte unlängst dafür, dass die Traditionsmarke in meiner Gunst sogar noch steigen konnte. Deswegen musste jetzt unbedingt mehr Schwarzes her.
Peripherie:
Quellen:
Apple iMac 2,4 GHz, OSX 10.6.6, iTunes 10, Sonic Studio Amarra
Logitech Squeezebox Touch, RipNAS Z500
D-Link Boxee Box
D/A-Wandler:
Restek MDAC+
Calyx 24/192
Firestone Audio Spitfire MKII
Kopfhörer:
BOSE Quiet Comfort 3
Aude‘ze
Beyerdynamic DT 770
Der hat ja nicht mal einen USB-Eingang. Warum testet der Rechenbach denn so was? Tja, zum einen tue ich das, weil ich gerade meine Liebe zur Kopfhörermusik entdecke, zum anderen beobachte ich, wie genau das viele andere auch tun, und deshalb so etwas wie ein kleiner Boom am Kopfhörermarkt zu verzeichnen ist. Und außerdem passt das wunderbar zum Computer-HiFi. Bei mir zu Hause ist das jedenfalls so, dass ich, wenn ich am Rechner Musik höre, von meiner besseren Hälfte dazu gezwungen werde, das per Kopfhörer zu tun.
Der werte Lebensgefährte soll schließlich nicht die himmlische Idylle trüben, die er eigens selbst erzeugte, indem er sich in sein eigenes Reich verkrümelt. Und dorthin hat‘s mich halt mit einem Rega Ear unter dem Arm hingezogen zur „Hausarbeit“. Bei einem Rega kann man jederzeit sicher sein, kein Gerät von der Stange zu bekommen oder eines, das man so ähnlich auch woanders kaufen kann. Das sind immer eigenständige Maschinen, die ihren ganz eigenen Charme haben – den kann man mögen oder nicht. Das mit dem Mögen geht aber in der Regel ganz schnell, wenn man beispielsweise den Rega Ear einmal vor sich hat. Der Verstärker sitzt in einem mittelgroßen Gehäuse, das ungefähr so groß ist wie ein Taschenbuch und – schwarz. Ich weiß ja, das hatten wir beim Rega DAC schon, aber hier gilt die schwarze Dominanz im selben Maß. Im Betrieb leuchtet die Status-LED rot, was für die einzige Farbe sorgt. Ich finde das aber stimmig, mit der Alu-Front wird aus dem noblen Anspruch ein Schuh. Dem folgt auch das einzige Bedienelement: der Lautstärkeknopf. Der lässt sich schön satt drehen, er verfügt über genau das Drehmoment, das man für genaues Einstellen und ein gutes Gefühl dabei braucht. Da steckt halt ein richtiges Poti dahinter. Und natürlich noch mehr: Die Versorgungsspannung, die das externe Schaltnetzteil anliefert, wird sofort erst mal mit ein paar Elkos bereinigt. Direkt dahinter steckt noch eine recht einfache Regelung der Spannungsversorgung, bevor diese dann auch schon an die Versorgung der Verstärkerschaltung geleitet wird. Den Spannungspuffer übernimmt mit dem NE5532 von Texas Instruments ein Klassiker, der vor Jahren schon in vielen recht erfolgreichen eingesetzt wurde und somit sicher eine gute Wahl ist. Dem folgt eine saubere, diskrete Verstärkerschaltung. Die arbeitet unsymmetrisch, was schlussendlich auch die Koppelkondensatoren vor dem Ausgang verschuldet. Was heißt „verschuldet“? Die sind an dieser Stelle sinnvoll und von solch hoher Güte, dass sie keine klanglichen Einbußen erzeugen. Das ist letztlich nicht der technische Overkill, dennoch ordentlich gemacht. Klar würde ein mit „Fliegendreck“, also SMD-Bauteilen bestückter Verstärker nur halb so viel Platz einnehmen und im Inneren aufgeräumter aussehen, aber aus klanglicher Sicht ist so etwas ja nicht automatisch auch besser. Es gibt sowieso immer Leute, die nörgeln, dass ein diskreter Aufbau wie dieser nicht zeitgemäß ist aber wahrscheinlich sind das dieselben Leute, die sich auch über modernen Schnickschnack beschweren. Weiter mit dem, was man von außen erkennen kann: zur überschaubaren Menge an Anschlüssen habe ich mich ja schon ausgelassen, konkret sind das zwei Paar Cinchbuchsen. Einmal Signal rein, einmal wieder raus. Fertig. Aber verdammt noch mal, was soll denn ein Kopfhörerverstärker auch sonst noch haben? Diese Verbindungen befähigen den Besitzer, den Rega Ear in eine Anlage einzuschleifen. Klangliche Einbußen, die manch einer befürchtet, weil ja auf einmal ein Fremdkörper zwischen dem hochheiligen Kabel und der Anlage steckt, sind nicht zu befürchten. Und sollten Sie doch Zweifel haben – spendieren Sie dem Ear einfach einen eigenen Ausgang. Oder machen Sie es so wie ich: Schließen Sie einen netten USB-Wandler an Ihrem Rechner an, verbinden den mit dem Rega-Verstärker und hören Sie Datei-Musik. Und das macht echt Freude. Was einen guten Kopfhörerverstärker ausmacht ist viel Kontrolle, überzeugendes Aufbauen eines Raums und neutrale Wiedergabe – zumindest bei mir ist das so. Und genau deswegen kommt mir auch der Ear so entgegen, der macht nämlich genau das. So richtig wohl fühlt er sich an höheren Impedanzen. Dann spielt er etwas kontrollierter, zackiger als an stromsaugenden Niedriglasten. An sehr niederohmigen Kopfhörern dickt der Grundton etwas auf, das Klangbild wird nicht schwammig, ist aber eine Spur weniger auf Draht als an Kopfhörern jenseits der 300-Ohm- Grenze. Seine Klarheit und neutrale Spielweise behält er an jeder Impedanz. Er bleibt unauffällig im Hintergrund, verrichtet in diesen Kategorien schlicht und ergreifend seine Arbeit und fügt der Musik nichts ungebührlich hinzu – genau das richtige beispielsweise für alle, die am Rechner ihre Musik abmischen oder Plattenrips nachbearbeiten. Und die, die einfach nur genießen wollen, kommen selbstverständlich auch auf ihre Kosten. Außerdem: Bei dem Preis kann man sowieso nicht nein sagen.
Fazit
Wenn Sie nicht gerade über die niederohmigsten Kopfhörer der Welt verfügen ist der Rega Ear genau das, was Sie zur Komplettierung Ihrer wohlklingenden Anlage brauchen.