Kategorie: CD-Player

Einzeltest: Vitus Audio SCD-010


Der Dinosaurier

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Nun kann man trefflich darüber streiten, ob die CD ein Format mit Zukunft ist oder nicht. An der Aufgabe, dem Medium seine Informationen so musikalisch wie möglich zu entlocken, ändert das rein gar nichts - Milliarden von CDs werden nicht schlagartig in die Tonne wandern

Das hier ist eine Maschine, die genau das tun soll. Eingedenk des Umstandes, dass sie nichts anderes kann als nur CDs abspielen, wirkt sie anno 2009 ein wenig archaisch. Wenn man das so sehen will. Man könnte auch argumentieren, dass es, wenn man Ergebnisse auf höchstem Niveau erzielen will, eines echten Spezialisten bedarf. In diesem Falle ein Player, der keine SACDs, Blu-rays und keine MP3s spielt. Einer, der einen infraroten Laser hat, der nur CD-Pits abtasten kann - aber das richtig. Der SCD-010 des dänischen Herstellers Vitus Audio ist so ein Gerät - und was für eins. Ein 26-Kilo-Monster für 15.000 Euro.

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Trotz aller Massivität und des extrem highendigen Gestus keine protzige Kiste, sondern ein elegant und schnörkellos gestaltetes Monument. Wer‘s lieber schwarz oder titanfarben mag, der kann sogar noch 1.000 Euro sparen. Dem Vernehmen nach ist die Ausschussquote für die massiven Aluplatten - ich tue mich schwer, bei diesen Wandstärken von Blechen zu reden - bei silberfarbenem Eloxal ungleich höher, daher die etwas unorthodoxe Preisgestaltung. Vitus Audio - kennen Sie nicht? Das verwundert nicht weiter, weil die kleine dänische Firma zwar quer über den Globus höchstes Ansehen genießt, ob der geringen Gerätestückzahlen (und deren Preis) aber nicht an jeder Straßenecke präsent ist - und auch gar nicht sein will. Einen Deutschlandvertrieb zum Beispiel gibt es erst seit knapp zwei Jahren, und auch der drückt die edlen Komponenten nicht palettenweise in den Markt, denn es gibt erheblich weniger Geräte, als nachgefragt werden. Vitus Audio gibt‘s prinzipiell seit 1995, Chef und Namensgeber ist Hans Ole Vitus, ein aus der professionellen Elektronik (Marketing für digitale Signalprozessoren bei Texas Instruments) stammender HiFi-Verrückter. Der „richtige“ Start erfolgte 2005, seitdem ist ein Herr namens Anders Grove mit an Bord; und der ist dem Vernehmen nach ebenso dem HiFi-Bazillus verfallen wie Hans Ole. Gerüchten zufolge fiel Grove schon dadurch auf, dass er mit der Schieblehre im Supermarkt kartonweise Eier vermessen hat, um solche herauszusuchen, die man als Hochtonkalottenmembran benutzen könnte. Und diese beiden Jungs kennen in Sachen HiFi nun gar kein Halten. Der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens ist zwar gegeben, aber keinesfalls die entscheidende Triebfeder hinter ihrem Tun: Zunächst erst einmal geht es schlicht darum, die besten HiFi-Komponenten überhaupt zu bauen. Ohne Rücksicht auf Verluste, Verkaufbarkeit und Sinn. Das erste und einzige Quellengerät -ansonsten gibt‘s Verstärker und Kabel - der Dänen ist, wie man das in diesen Regionen meist tut, ein Toplader. Also ein Player, der von oben bedient werden will und den man deshalb nicht in ein Rack pferchen kann. Unter dem sanft gleitenden Schiebedeckel kommt ein Philips-Laufwerk zum Vorschein, und zwar eine schwer modifizierte Variante des „CDpro2 LF“, kurz gesagt des dicksten Kalibers, das Philips je gefertigt hat. Die CD wird von einem nicht magnetischen Puck auf der Spindel gehalten; diese etwas unübliche Konstruktion scheint perfekt schlupffrei zu funktionieren. In der „Schlucht“ zwischen den beiden etwa halbzolldicken Alu-Frontplatten leuchtet ein dezentes Punktmatrix-Display dezent orange durch eine getönte Acrylplatte und gibt über den Betriebsszustand Auskunft. Sechs unauffällig in die Front eingelassene Alu-Taster erlauben den Zugriff auf die elementaren Funktionen direkt am Gerät, meist wird jedoch wohl der Infrarotgeber zum Einsatz kommen. Das ist kein voll massives Monster von Fernbedienung, aber auch kein billiges Plastikding - geht in Ordnung so. Äußerlich gibt‘s beim SCD-010 also schwerlich irgend etwas zu verbessern; bleibt die Frage, was außer ernsthaften Mengen von Aluminium den erklecklichen Kaufpreis rechtfertigen soll. Der Blick unter den Deckel offenbart eine auch technisch absolut kompromissfreie Herangehensweise ans Thema. Dabei ist die Wandlerarchitektur noch das am wenigsten Auffällige: Zwei AD1955 sorgen für die vollsymmetrische Umsetzung der Signale. Die Chips verarbeiten Eingangssignale bis 24 Bit Auflösung und 192 kHz Samplingrate und werden von einem höchst exklusiven Zuspieler befeuert: Vitus Audio kauft in Frankreich zwei mit einem nahezu legendären Ruf behaftete Module von Anagram Technologies zu, nämlich ein Upsampling-Modul und eine „Master Clock“. Ersteres entkoppelt den Datenstrom des Laufwerks in Sachen Jitter von der Signalaufbereitung, und dank des erlesenen Taktgebers mit weniger als 0,5 Picosekunden Jitter soll der solchermaßen exklusiv aufbereitete Datenstrom in Bestform bei den Wandlern ankommen. Hinter den Konverterchips übernimmt eine diskret mit einer Armada von winzigen SMDs aufgebaute, gegenkopplungsfreie Class-A-Ausgangsstufe das Regiment - natürlich vierfach, wegen der Symmetrie. Für die Versorgung der Angelegenheit bemühte man gleich vier Transformatoren nebst entsprechenden Spannungsregelschaltungen - mehr geht auch hier ganz einfach nicht. Das gilt auch für den Unterbau des Philips-Laufwerks; auch hier durfte sich die CNC-Fräse in einem mächtigen Aluklotz gründlich austoben. Das Resultat steht schwingend gelagert auf dem Gehäuseboden und enkoppelt das Laufwerk vorbildlich von Umwelteinflüssen. Nun muss ich ja gestehen, dass mir seit Längerem kein CD-Player der absoluten Topklasse mehr untergekommen ist und bei uns in erster Linie solide, aber so gerade noch bezahlbare Vertreter dieses Genres ihre Runden drehen - über die Jahre bewährte Konstruktionen, die prima klingen und überhaupt keine Wünsche nach Austausch aufkommen lassen. Okay, ich gebe zu, dass wir diesbezüglich vielleicht ein bisschen technologische Entwicklung verpasst haben, denn das, was der Vitus von der CD holt, hat relativ wenig mit dem zu tun, was wir so gewohnt sind. Unter dem Schiebedeckel rotiert Jazz der spannenderen Sorte in Gestalt von John Zorns „Filmworks XV“. Das ruhige, von einer wunderbaren Kombination aus E-Piano und arabischen Klängen geprägte Werk des amerikanischen Komponisten fungiert bei mir normalerweise nur als entspannte Unterhaltungsmusik - mittlerweile muss ich gestehen, dass ich dem Album damit wohl fürchterlich Unrecht getan habe; tatsächlich nämlich serviert der SCD-010 das Geschehen als absoluten Genuss, der den Zuhörer sofort in den Bann zieht. Der Vitus füllt den Raum mühelos mit einem Gespinst aufs tiefen Tönen - was sich normalerweise einfach nur als basslastiger Klangteppich darstellt, wird hier zu einem lebendigen, atmenden Kosmos aus tieffrequenten Schwingungen jeglicher Couleur. Dabei wird‘s nicht dick oder langsam, das Ganze hat eine unglaubliche Zartheit und Raffinesse. Dieser Eindruck findet sich auch bei den Tönen des arabischen Saiteninstruments (ich tippe mal auf einen „Oud“) - energisch, perfekt durchhörbar, aber völlig ansatzlos und souverän. Das suggeriert sehr überzeugend ein absolut erstaunliches Maß von Realismus - bei der Schallplatte passiert so etwas hier und da, bei der CD war mir das neu. Ähnliches vermeldet die wunderschöne Einspielung von Bachs Brandenburgischen Konzerten der Berliner Akademie für alte Musik; ich kann mich nicht erinnern, die Künstler je vor einem so perfekt ruhigen und schwarzen Hintergrund agieren gehört zu haben. Derart souverän abgespielt, büßt die CD ganz viel von der Künstlichkeit ein, die ihr - oftmals zu Recht - angekreidet wird. Der Vitus macht seinen Job umso überzeugender, je besser das verabreichte „Futter“ ist, aber auch aus normalen Produktionen aus dem Rock/Pop-Metier zaubert erBeachtliches. Das macht aus AC/DCScheiben keine audiophilen Highlights, aus Marc Cohn mit seinem leicht näselnden Organ keinen Heldentenor, aber auch solches Material klingt über den Vitus locker-leicht, beseelt und entspannt. Besser kann man den Job nicht machen

Fazit

„Vielleicht gehört die CD zu einer aussterbenden Art, und möglicherweise ist die Zeit eines reinen CD-Players für 15.000 Euro auch ein bisschen vorbei. Fest steht aber auch: Wenn man sich diese unglaubliche Maschine anhört, ist das alles völlig egal - es klingt fantastisch.“

Kategorie: CD-Player

Produkt: Vitus Audio SCD-010

Preis: um 14000 Euro

11/2009
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