Kategorie: Kopfhörer Hifi

HOCH SPANNEND Elektrostatischer Kopfhörer Audeze CRBN²


HOCH SPANNEND

Kopfhörer Hifi Audeze CRBN² im Test, Bild 1
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In der Schallwandlerwelt gibt es zwei Technologien, die Klangqualitäten versprechen, die auf keinem anderen Weg möglich ist: das elektrostatische und magnetostatische Prinzip. Der Audeze CRBN2 setzt auf die radikalere beider Varianten.

Einordnung und Kombinatorisches

 
Im Zusammenhang mit dem Audeze CRBN2 gibt es zwei schlechte und eine ganze Menge guter Nachrichten. Beginnen wir mit den Wermutstropfen, dann haben wir das hinter uns. Erstens: der Preis: Der Listenverkaufspreis dieses Edelhörers beträgt stolze 7.422 Euro, was ihn bedauerlicherweise zu einem absoluten Luxusprodukt macht. Zweitens: Damit ist es nicht getan, zum Betrieb des guten Stücks braucht es einen ganz besonderen Kopfhörerverstärker, der unter anderem die erforderliche Polarisationsspannung von 580 Volt bereitstellt. Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Geräten am Markt, die diese Voraussetzung erfüllen, besonders günstig allerdings sind auch die nicht.

Kopfhörer Hifi Audeze CRBN² im Test, Bild 2Kopfhörer Hifi Audeze CRBN² im Test, Bild 3Kopfhörer Hifi Audeze CRBN² im Test, Bild 4
Wir haben uns für diesen Test einen iFi „iCAN Phantom“ kommen lassen, der mit rund 3.500 Euro zu Buche schlägt und mittels SD-Speicherkarten auf die gewünschte Polarisationsspannung programmierbar ist. Das äußerst flexible und mit mannigfaltigen Features ausgestattete Gerät ist der Aufgabe problemlos gewachsen, an dieser Stelle allerdings wollen wir uns in erster Linie auf den Ausnahmekopfhörer des US-Herstellers Audeze (sprich: Oddissi) konzentrieren.   

Prinzipielles

  
Das 480 Gramm schwere Prachtstück wird standesgemäß in einem mattschwarzen Tragekoffer geliefert und atmet „Luxus“ aus jeder Pore. Die vorherrschenden Materialien sind Leder und Kohlefaser.

Kopfhörer Hifi Audeze CRBN² im Test, Bild 3
Keine Magnete, kein Schwingspulen: Die betörende Einfachheit des Wandlerprinzips ist seine Stärke
Letzterer ist die Typenbezeichnung geschuldet: „CRBN“ steht für von sämtlichen Vokalen befreites „Carbon“. Die „2“ deutet darauf hin, dass es sich um die zweite Inkarnation des Modells handelt, bei dem der Hersteller nennenswerte Fortschritte bei der Wandlertechnologie erzielt haben will. Der Hörer arbeitet nach dem elektrostatischen Prinzip und verzichtet auf Magnete und Schwingspulen, um Luft in Bewegung zu versetzen – sprich: Schall zu erzeugen. Elektro statische Schallwandler gibt es schon seit rund 100 Jahren, im Kopfhörerbereich sind sie jedoch nach wie vor die absolute Ausnahme. Ganz im Gegensatz zu magnetostatischen Wandlern, die die Kopfhörerszene in den letzten Jahren gehörig aufgemischt haben. Beiden gemeinsam ist, dass die Membran von einer stromdurchflossenen hauchdünnen und damit sehr leichten Folie gebildet wird, Magnetostaten allerdings brauchen starke Magnete in unmittelbarer Nähe der Membran, um eine Auslenkung zu erzielen, bei Elektrostaten hingegen sind möglichst schalldurchlässige „Elektroden“ in unmittelbarer Nähe der Folie erforderlich, um die Membran mittels eines elektrischen Feldes aus der Nulllage zu bewegen. Um das mit nennenswerter Effektivität zu bewerkstelligen, braucht die Anordnung eine hohe Vorspannung – das sind im Falle des Audeze die besagten 580 Volt. Sorgen um Ihre Gesundheit müssen Sie sich bei solcherlei Treiben in unmittelbarer Nähe ihrer Ohren jedoch nicht machen, die Abstände zum Kopf sind mehr als ausreichend groß, außerdem sind die hochspannungsführenden Teile ausgezeichnet isoliert. Der Hörer ist von ohrumschließender Bauart und offen. Das sorgt für recht voluminöse Hörmuscheln, dank der superweichen Polsterung und des feinen Lederbezugs ist das Ergebnis aber trotzdem äußerst bequem und wird auch nach längerer Zeit auf dem Kopf nicht anstrengend. „Offen“ bedeutet auch, dass man akustisch nicht komplett von der Umwelt abgeschnitten ist, tatsächlich bekommt man noch ganz gut mit, was um einen herum so geschieht.  


Technik 

 
Die beiden Wandlerelemente arbeiten nach dem „SLAM“-Prinzip. Die Abkürzung steht für „symmetrischer linearer akustischer Modulator“, was nichts anderes als ein weitgehend bedeutungsfreier Marketingbegriff ist. Interessant ist die Membran: Eine Polyamidfolie ist mit dem Wundermaterial Carbon-Nanotubes beschichtet. Was genau die tut und warum das in erster Line besonders zugfeste Material hier von Bedeutung ist, wird leider nirgends erklärt. Gegenüber dem Vorgängermodell will man eine nennenswerte Verbesserung der Basswiedergabe erzielt haben, der vom Hersteller gezeigte Frequenzgangschrieb zeigt denn auch sechs bis sieben Dezibel mehr Pegel um 15 Hertz. Inwieweit das in der Praxis von Bedeutung ist, wird der Hörtest zeigen. Eine Besonderheit ist das fest am Hörer montierte Anschlusskabel. Es endet nach zweieinhalb Metern in einem fünfpoligen Spezialstecker, der sich bei elektrostatischen Kopfhörern als De-facto-Standard durchgesetzt hat und zuverlässig verhindert, dass man den Hörer mit einem ungeeigneten Verstärker verbindet. Leider verhindert die Lösung auch das Ausprobieren anderer Zuleitungen. Der Verstellbereich der Größenanpassung erweist sich auch für große Schädel als ausreichend, das breite Leder-Kopfband trägt zum hohen Tragekomfort auf angenehme Art und Weise bei.  

Klang 

 
Vom exotischen Funktionsprinzip des CRBN2 merkt man als Benutzer im täglichen Umgang nichts. Der luxuriöse Audeze ist genau so praxistauglich wie jeder andere Kopfhörer auch, macht jedoch schon bei den ersten Tönen klar, dass es sich bei ihm um etwas ganz Besonderes handelt. Eine überragend leichtfüßige und schwerelose Wiedergabe ist allen Kopfhörern mit Flächenstrahlern als Wandlerelement gemeinsam, der CRBN2 allerdings setzt hier noch eins drauf: So ansatz- und schlackenlos habe ich tatsächlich kaum jemals Musik gehört. Die Schwerelosigkeit, mit der die Trompete eines Miles Davis im Raum steht, dürfte mit herkömmlichen Mitteln kaum zu erreichen sein. Ätherische Schönheit als Selbstzweck ist toll, die Wiedergabe über den CRBN2 tappt jedoch nicht in diese Falle: Er kontert seine extraordinären Fähigkeiten in den höheren Frequenzbereichen mit tiefreichender und substanzieller Basswiedergabe. Betreiber eines iCAN Phantom können ob der zahlreichen Einstellmöglichkeiten des Gerätes hier sogar ihren Wunsch-Sound maßschneidern. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit des Gerätes, zwischen Röhren- und Transistorbetrieb umzuschalten. Der Unterschied bedient tatsächlich alle Klischees: Per Röhre klingt’s fülliger, opulenter und gefälliger, im Halbleitermodus direkter, konzentrierter und aufgeräumter. Das Herausarbeiten der Unterschiede ist des Audezes leichteste Übung, was die exorbitante Transparenz dieses Luxus-Hörers einmal mehr unter Beweis stellt. Einen Bass wie diesen habe ich aus einem Kopfhörer in jedem Fall noch nie gehört: Ray Browns Kontrabass tönt über die Maßen prägnant, warm und konturiert – das hat schon fast Hornlautsprecherqualitäten. Das Aufspüren klanglicher Superlative wird mit dem CRBN2 jedoch relativ schnell zur Nebensache, weil er einfach ein unglaublich geschlossenes und komplettes Rundumerlebnis bietet. Nach vielleicht einer halben Stunde des „analytischen“ Hörens habe ich mich einfach dem Genuss hingegeben und Hörtest Hörtest sein lassen. Bedauerlich an diesem Prachtstück ist nur der Umstand, dass dieses Genussniveau ob des prohibitiven Preises sehr wenigen Menschen vorbehalten bleiben wird.  

Fazit

Der Audeze CRBN2 zählt ohne Zweifel zu den klanglich beeindruckendsten Schallwandlern überhaupt. Seine virtuose Kombination aus Auflösung, Substanz und Geschlossenheit dürfte schwer zu toppen sein.

Kategorie: Kopfhörer Hifi

Produkt: Audeze CRBN²

Preis: um 7400 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


6/2025
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Audeze CRBN²

Bewertung 
Klang 70%

Tragekomfort 20%

Ausstattung 10%

Ausstattung & technische Daten 
Preis (in Euro): ca. 7.400 Euro 
Vertrieb: Mega Audio, Waldlaubersheim 
Telefon: 06707 914522 
Internet: www.megaaudio.de 
Technische Daten:
Wandlerprinzip elektrostatisch, offen 
Wandlergröße 120 x 90 mm 
Frequenzgang: 19 Hz – 40 kHz 
Kapazität 100 pF 
THD, Klirrfaktor <0.1 % (1 kHz, 90 dB) 
Anschluss: 5-polig Pro Bias 
Kabellänge 2,5 m 
Gewicht (in g) 480 g 
Garantie (in Jahren)
Kurz und knapp
+ extrem transparenter Klang / vollkommen homogene Wiedergabe 
+ beeindruckend substanzielle Basswiedergabe / trotz relativ hohen Gewichtes sehr bequem 
- spezieller Verstärker erforderlich 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung gut 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
  • www.heimwerker-test.de
  • hifitest.de/shop/
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