Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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So ein Lautsprecher
Was genau bringt einem ein Produkt so nahe, dass man es haben möchte? Ist es die Funktion, der Look oder die Geschichte, die damit verknüpft ist? Antworten darauf will ich Ihnen gerne in diesem Artikel geben.
Ursprung und Hintergrund
Der Kickstarter für diesen Lautsprecher und seinen kleinen Bruder war eine Beschwerde. Noch vor Covid kam eine Mitarbeiterin aus der Produktion zu John DeVore und klagte darüber, dass sie beim Einspielen der neuen Chassis gewissermaßen Ohrenschmerzen bekomme und bat ihn, daran etwas zu ändern. Zum Hintergrund: die neuen Chassis wurden zum Einspielen in ein Metallregal gelegt, wo sie quasi nackig vor sich hin dudelten. Das erfüllte seinen Zweck, klang aber grausam. Also baute DeVore einen Regallautsprecher mit einem Seas-Breitbänder samt Schwirrkonus. Und dabei erinnerte er sich an ein Projekt, das er nun von hinten herum aufzog.
Ein kleiner Affe
Spulen wir noch einmal gut zehn Jahre zurück. Damals kamen DeVores schon ikonische 0/96 Lautsprecher auf den Markt und sorgten wegen ihres Looks, ihrer breiten Schallwand und natürlich ihres Klangs für Aufsehen. Praktisch sofort wurde De- Vore von Kunden, Händlern und Vertrieben gefragt, ob er nicht einen günstigeren Orangutang (dafür steht das „O“) Lautsprecher machen könne. Er machte die O/93, aber dennoch blieb der Wunsch nach einem kleineren Modell mit denselben klanglichen Qualitäten bestehen. Alle Versuche, den großen Tiefmitteltöner von O/96 und O/93 herunter zu skalieren, scheiterten. Kein Prototyp hatte die Orangutang- Gene, diesen speziellen Klang, den er suchte.
Micro / Baby
Zuerst wurde es ein Würfel, ähnlich dem für die Mitarbeiterin, aber größer. Mit etwa 30cm Kantenlänge im geschlossenen Gehäuse und dem gleichen Treiber mit 20cm Durchmesser war das nicht schlecht, aber auch nicht das, was er suchte.
Super-Hochtöner
Als Hochtöner für die O/Baby und die kleine micr/O setzt DeVore den Supertweeter aus seiner O/Reference ein. Das mag erst einmal überraschen, macht aber Sinn. Bei der Entwicklung der O/Reference musste er 1000 Stück davon abnehmen, warum sollte er ihn nicht ausprobieren? Und es klappte hervorragend, nachdem er den Waveguide dafür so auslegte, dass er den Hochtöner tiefer ankoppeln konnte. Trotzdem spielt er, wie unser Messingenieur Elmar Michels überrascht festgestellt hat, bis deutlich über 40 kHz hinaus. Praktisch auch, dass DeVore den Waveguide direkt in die Front einarbeiten lassen kann, so dass sich die Kosten ökonomischer gestalten, worauf ich gleich noch zu sprechen komme.
Machart
Die O/Baby ist also eine herunterskalierte 0/96, mit etwas weniger als der Hälfte ihres Innenvolumens und nach dem goldenen Schnitt berechneten Proportionen.
Der Wert der Dinge
Wo immer man in unserer Branche hinschaut, werden die Lösungen teurer, schon der Einstieg ist manchmal schier unbezahlbar. Und da sind wir bei einem wichtigen Thema, das ich nicht auf die leichte Schulter nehme, nämlich beim Preis. Mag einem die Kleine micr/O nicht wirklich preiswert erscheinen, sollte man sich den Preis der nach meinem Verständnis besten Ausführung der LS3/5a von Rogers ansehen, der nämlich ohne Ständer bei 4600 Euro das Paar liegt. Obwohl DeVore nirgendwo Standardlösungen einsetzt, sieht man das seinen Lautsprechern nicht unbedingt an. Und er steht für eine Art zu denken und zu arbeiten, die wir schützen sollten. Sie könnten jetzt sagen, was ist der Bayer denn da für einem Marketingmythos aufgesessen? Und da würde ich Sie absolut verstehen. Aber ich bin es nicht, denn ich kenne John DeVore und seinen Ethos. So wurde er in einem Internetforum der Gier bezichtigt und hat sich auf seine bedachte Art dazu gemeldet. Das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:“Devore Fidelity verkauft die O/ Baby für tausende Dollar mehr als ihre Produktion kostet, weil wir ein weltweites Händler- und Vertriebsnetz haben. So können wir unsere Lautsprecher in die Welt bringen und kundige Menschen überall unterstützen, die für ihre lokalen Kunden Systemvorschläge anbieten. Unsere Miete in Brooklyn beträgt rund 100.000 Dollar im Jahr. Jeder Lautsprecher wird genau hier von Hand gebaut – nur unsere Chassis werden in Norwegen hergestellt. Jeder Mitarbeiter bekommt ein Gehalt, von dem er auch leben kann und nicht den Mindestlohn. Unsere Marge liegt deshalb unter dem Durchschnitt der Branche und ich möchte das nicht ändern. Es gibt viele Möglichkeiten, Kosten und damit auch an Qualität einzusparen. Aber das wird hier nicht passieren.“
KLANG!
Nun kommen zwar meine Klangbeschreibungen, aber ich will trotzdem meinen berühmten englischen Kollegen Ken Kessler zitieren: “Nur vier Lautsprecher haben mich zu Tränen gerührt: Apogee’s Scintilla, die Wilson Sasha DAW, LS3/5As and jetzt DeVore’s O/Baby.“
Egal was ich gespielt habe, die O/Babys lenkten sie genau in meine Seele und das liegt auch daran, dass John DeVore alle Lautsprecher so abstimmt, dass sie mit jedweder Musik authentisch und natürlich klingen. Tun sie das nicht, arbeitet er weiter. Bei der O/Baby muss er nichts, aber auch gar nichts mehr tun. Ich höre nicht den ganzen Tag Musik, damit meine Wahrnehmung frisch bleibt, vor allem brauche ich zu Hause keine Reizüberflutung. Mit den O/Babys war das anders, denn ich wusste, dass unsere Zeit erst einmal begrenzt war. Also hörte ich bei jeder Gelegenheit damit, auch in der Badewanne oder um die Ecke im Schlafzimmer. So zum Beispiel aus der wundervollen „Original Source“-Serie der Deutschen Grammophon Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 27 mit Friedrich Gulda. Einen derart natürlichen Klavierklang habe ich noch nie gehört – wobei das nicht stimmt, denn die kleine Schwester micr/O hat den auch: ultradynamisch und feinst zugleich. Ich höre die Filze, ich spüre die Finger beim Anschlag, ich bin völlig begeistert von der Akkuratesse, dem Timbre und der Transparenz der O/Babys.
Die Präsenz dieser Lautsprecher, besser wie sie Musik präsentieren, lässt mich zunehmend staunen – immer im Zusammenspiel mit den 22 Watt meiner Air Tight ATM-4 Röhrenendstufe. Egal ob mit der lange nicht erhältlichen LP „The Power Of Soul“ vom Drummer Idris Muhammad – DeVore war früher auch Jazz Drummer – oder mit der schier göttlichen Erhabenheit von Pergolesis Sonate in G-Dur für Violine und Basso continuo. Wie kann das nur sein? Ich nehme es zur Kenntnis und schwelge in der vielleicht coolsten Scheibe des wirklich viel zu früh verstorbenen Orgelgottes Joey DeFrancesco mit seinen Goodfellas. Wie herrlich groovt hier die abgedämpfte Gitarre, die mich an Pat Martino erinnert, der praktisch alle Höhen aus seinem Verstärker herausgedreht hatte. DeFrancescos Füße tanzen auf den Basslatten und ich kann den Aufnahmeraum fast physisch spüren. Die Aufnahme klingt so durchsichtig und fett zugleich, dass ich frage, wie das sein kann.
„Conversations With Myself“, Bill Evans` legendäre erste Soloeinspielung, transportiert mich in meine späte Jugendzeit zurück, als ich Jazz entdeckte und diese Aufnahme total weggetreten mit meinem Kopfhörer in mich einsinken ließ. Auch mit den O/Babys kann ich mich Evans´ genialen Harmoniereisen vollkommen überlassen. Ich wache sprichwörtlich erst wieder auf, als die Nadel in der Auslaufrille hängt. Und so geht es immer weiter. Kürzlich hat mir mein Lieblingsplattenhändler eine himmlische Einspielung auf Lyrita in die Hand gedrückt, auf der unter anderem Herbert Howells Elegy für Solovioline, Streichquartett und Streichorchester ist. So berührend, so zu Herz gehend, so unendlich zeitlos schön klingt das, ich würde mir wünsche, dass Sie das jetzt gerade auch so hören könnten. Mir fehlen fast die Kriterien, zu beschreiben, was ich erlebe, denn ich verstehe die Musik auf einmal in ihrer Gesamtheit und achte nicht mehr auf Details.
Am Abend, bevor ich die DeVore O/Babys für die Fotosession einpacken muss, höre ich von Charlie Haden und Hank Jones „The Night and the music“, diese so fantastisch aufgenommene Liveeinspielung der beiden Ausnahmemusiker. Charlie Haden ist der große Geschichtenerzähler am Kontrabass und Hank Jones hat ein Kollege einmal den „Rolls Royce unter den Pianisten“ genannt, weil er mit so einer eleganten Autorität spielt. Mir kommt es vor, als würde ich bei jedem Klavierton, bei jeder Bassnote, bei jedem Applaus die Luft anhalten und diese Durchsichtigkeit, die Intimität, die so dezent dargestellten Details wie in einer Zeitblase auch live miterleben.
Fazit
Die DeVore 0/Babys vermitteln einen Klang, der verloren schien. Einen Klang, der die Erinnerung an früher, an Momente, als das Leben noch einfach war, an die Magie der Momente wieder zusammen setzt. Wir hören uns wieder.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: DeVORE Fidelity O/Baby
Preis: um 6750 Euro (Ständer: 1.500 Euro)
Die DeVore 0/Babys vermitteln einen Klang, der verloren schien. Einen Klang, der die Erinnerung an frühe wieder zusammen setzt.
DeVORE Fidelity O/Baby
Für einen eleganten, überraschenden und sehr klangvollen Musikgenuss - draußen und drinnen.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenKategorie | Standlautsprecher |
Preis (in Euro) | 6.750 Euro (Ständer: 1.500 Euro) |
Vertrieb: | H.E.A.R. |
Internet: | www.h-e-a-r.de |
Frequenzgang: | 35 Hz – 31 kHz |
Impedanz: | 8 Ohm (Minimum: 6,75 Ohm bei 200 Hz) |
Wirkungsgrad: | 90 db / 1 W / 1 m |
Ausführung: | White Oak (andere Furniere auf Anfrage) |
Gewicht: | 14 kg |
Garantie: | 2 Jahre |
B x H x T: | 375 x 584 x 245 mm / 375 x 890 x 245 mm (mit Ständern) |