Eigentlich neigen wir nicht dazu, unbedingt Lautsprecher zum Stückpreis von 99 Euro testen zu wollen. Was in Einzelfällen ein Fehler zu sein scheint
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob/ SME309/Benz LP-S
Phonovorstufen:
Unison Phono One
Vorverstärker:
MalValve preamp three line
Endverstärker:
SymAsym
Zubehör:
Netzversorgung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und Silent Wire
Phonokabel von Straight Wire und Silent Wire
Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Lautsprecher:
Klang + Ton CT 246
Es gibt so ein paar Dinge in der High Fidelity, denen ist mit klassischen Erklärungsansätzen nur schwer beizukommen. Und damit meine ich nicht das klangliche Für und Wider von Rosenquarzen auf der linken Box, sondern ein interessantes Phänomen, das ich schon seit vielen Jahren beobachte und dessen Vorhandensein mir eine ganze Reihe von Leuten bestätigt hat: Um die Qualität einer HiFi-Anlage zu erfassen, muss man nicht konzentriert davor sitzen.
Man muss sich noch nicht einmal im selben Raum befinden wie die Anlage. Also stand ich neulich bei uns im Korridor vor dem Hörraum und unterhielt mich mit einem Kollegen und hörte mehr oder weniger unbewusst Musik aus besagtem Raum. Die Tür stand offen, aber ich stand ein ganzes Stück weit weg und bekam nur am Rande mit, was da so lief. Nach ein paar Minuten allerdings hatte mein Unterbewusstsein mich so weit: Ein Impuls durchzuckte das Bewusstsein, und der sagte unmissverständlich: „Das klingt klasse, was da gerade läuft.“ Ich widerstand der Neugier noch ein Weilchen, aber dann musste ich nachsehen. Die Überraschung war groß, denn es war mitnichten schwergewichtiges High End, was da auf sich aufmerksam machte, sondern sehr Bodenständiges und mitnichten Analoges: Ein Netzwerkplayer fütterte einen nicht weiter auffälligen Verstärker, und an dem lief ein Paar ganz hübscher, aber nicht weiter spektakulärer Kompaktboxen. Und genau deshalb muss ich Ihnen was über diese Lautsprecher erzählen. Ich habe erst deutlich später erfahren, dass es sich um eine Box vom Berliner Direktvermarkter Teufel zum Paarpreis von geradezu unverschämten 198 Euro handelt. Und spätestens zu dem Zeitpunkt stand fest: Damit muss man sich mal ein bisschen intensiver auseinandersetzen. Das habe ich getan, im Zuge dessen alles Mögliche an teurem und weniger teurem Equipment darangehängt und beschlossen: Die muss ins Heft. Die Teufel Ultima 20 ist nicht der beste Lautsprecher aller Zeiten. Er ist aber einer, bei dem die Relationen zwischen Preis, Aufwand und klanglichem Ergebnis stimmen – und das ist schon mal mehr, als man von vielen anderen Produkten sagen kann. Wir haben es mit einer kompakten Zweiwege- Konstruktion mit gut zehn Litern Nettovolumen zu tun. In einem mit hübsch gerundeten Kanten versehenen MDF-Gehäuse stecken ein 165-mm-Tiefmitteltöner und eine 25-mm-Kalotte, der Bass holt sich über eine rückwärtige Reflexöffnung Unterstützung in den unteren Lagen. Der Tiefmitteltontreiber treibt dem Chassiskenner jetzt nicht Tränen der Rührung in die Augen, aber das Ding geht in Ordnung: gepresster Stahlblechkorb, Membran aus einem nicht näher zu bestimmenden Gewebematerial, breite Gummisicke, Phase Plug, ordentliches, sogar magnetisch geschirmtes Magnetsystem. Es gibt Schlimmeres. Auch beim Hochtöner: Die Einzoll-Kalotte besteht aus Kunststoff, sitzt in einer ebensolchen Front und wird von einem kompakten Neodymmagneten angetrieben – so baut man heutzutage Hochtöner. Direkt am Anschlussterminal sitzt die Weiche, die die beiden Protagonisten bei 3,2 Kilohertz voneinander separiert. Keine Minimal-ein-Kondensator-Filter, sondern eine „richtige“ Frequenzweiche. Es gibt die Box in Schwarz mit hochglänzender Front oder mit einem Holzdekor – ich sag mal: Birke – versehen, die Front ist dann mattsilber lackiert; so wie unser Testmuster. Das Ding ist eine normale Vier-Ohm-Box, hat knapp 85 Dezibel Wirkungsgrad und läuft so ziemlich mit allem, was der normalsterbliche Anwender vermutlich so davorzustöpseln gedenkt. Die Ultima 20 spielt erstaunlich gut. Was man nicht tun sollte: es mit der Raumgröße übertreiben und sie dann auch noch frei im Raum aufstellen. Das rächt sich in Form eines merklichen Pegelabfalls vom Grundton abwärts. Diese Box ist in 20 Quadratmetern zu Hause, sie will relativ wandnah aufgestellt werden oder sogar ins Regal. Dann offenbart sie einen erstaunlich federnden und farbigen Tieftonbereich, eine ausdrucksstarke Stimmwiedergabe und einen prägnanten, ordentlich detailreichen Hochton. Gewiss, der Hochtöner klingt mitunter ein klein wenig nach „Plastik“, aber das ist erstens wenig ausgeprägt und geht zweitens in den Allround-Qualitäten der Box unter: Das Erstaunliche an der kleinen Teufel ist nämlich, dass alle Frequenzbereiche sauber aneinanderpassen und der Lautsprecher deshalb in sich stimmig ist und wie aus einem Guss spielt. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass hier jemand, der etwas von Lautsprechern versteht, einen außerordentlich guten Job und aus dem bestimmt nicht üppigen Materialbudget das maximal Mögliche gemacht hat. Respekt. Bestimmt ist die Ultima 20 nicht dazu angetan, altgediente Hochpreis-Boliden vom Ständer zu kippen. Aber wenn Sie vielleicht etwas für die Zweitanlage oder den Nachwuchs suchen, dann bestellen Sie sich mal so ein Pärchen. Teufel macht’s einem da leicht, man kann sie bequem zu Hause ausprobieren und notfalls nach acht Wochen wieder zurückgeben. Allerdings glaube ich nicht, dass Sie das tun werden.
Fazit
Die kleine Teufel ist ein schönes Stück Ingenieurskunst und beweist eindrucksvoll, was heutzutage mit überschaubarem Budget machbar ist. In nicht zu großen Räumen überzeugt sie mit einem außerordentlich geschlossenen und dynamischen Klangbild.