Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Reflector Audio Touch B6


Gegen den Strom

Lautsprecher Stereo Reflector Audio Touch B6 im Test, Bild 1
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Eine gerade noch kompakte Zweiwegebox von einem neuen Hersteller?Echt? Tut das not? Und wie es das tut

Klar kann ich Ihre Skepsis verstehen. Wer, bitte, braucht ein Paar unscheinbarer grauer Quader für 3.800 Euro von einem Hersteller, den kein Mensch kennt? Genau so reagiere ich eigentlich auf jeden neuen Lautsprecherhersteller und eigentlich bin ich dankbar für jeden, der mich mit so etwas in Ruhe lässt. Lautsprecher gibt‘s wie Sand am Meer, man könnte auch sagen: zu viele. Warum nicht den einfachen Weg gehen, sich von den Sonus Fabers, KEFs, B&Ws und Cantons dieser Welt eine dieser höchst professionell entwickelten, auch unter ungünstigen Voraussetzungen bestmöglichen Klang liefernden Alles-richtig-Konstruktionen mit mainstreamkompatibel gerundeter Rückseite ins Wohnzimmer stellen lassen und einfach glücklich und zufrieden Musik hören? Das wäre eine gute Idee, gar keine Frage, aber eben nicht für jeden. Da gibt‘s noch dieses Häuflein Aufrechter, die sich einen Dreck um den Zeitgeist scheren, die ein Produkt schätzen, das nicht in jedem zweiten Wohnzimmer steht und ob dessen Akzeptanz man mit dem Haushaltsvorstand möglicherweise auch mal das eine oder andere intensivere Gespräch führen muss.

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Ein Lautsprecher, der nicht aalglatt alles richtig macht, Persönlichkeit hat und mit dem man erst ein bisschen warm werden muss, bevor sich einem sein volles Potenzial erschließt. Sie sind noch bei mir? Dann sollten Sie auf alle Fälle weiterlesen. Reflector Audio ist eine noch recht junge Firma aus Lettland. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit aufgefallen ist sie mit einem wahrlich extremen Lautsprecher namens „Bespoke P18“. Das ist eine aktive Konstruktion mit vier 18-Zoll-Bässen und einem mittig angeordneten Mittelhochtonhorn pro Seite, bei dem es weder ein Gehäuse noch eine Schallwand gibt. Eigentlich ist das das Ende jeder Basswiedergabe – Stichwort: akustischer Kurzschluss –, es sei denn, man nimmt genügend DSP-Rechen- und Verstärkerleistung und kompensiert den Tieftonabfall einfach weg. Das funktioniert super und hat dem Unternehmen zumindest einen Achtungserfolg gebracht. Die B6 ist das zweite Modell der erheblich bodenständigeren Touch-Baureihe, das es bis in unseren Hörraum geschafft hat. Die Standbox F10 gibt‘s im Lautsprecher-Test-Jahrbuch 2017 zu bewundern. Die B6 – die Abkürzung dürfte für „Bookshelf 6“ stehen – fällt zunächst durch ihre ungewöhnliche Optik auf. Die Proportionen wirken gedrungen, aber nicht uninteressant. Auf der Front sind zwei ungewöhnliche Treiber und ein Bassreflexrohr asymmetrisch angeordnet. Ich find‘s wohltuend anders als das heutzutage übliche „Hauptsache rund“-Design, bei dem jede Ecke und jede Kante mit Gewalt vermieden werden. Laaangweilig. Das hier, das ist ein ehrlicher Quader mit interessanter Optik, und Sie müssen ja nicht die mausgraue samtartige Lackierung unseres Testmusters ordern. Auf der Herstellerseite gibt‘s weißen Hochglanzlack und spannende Furniere zu sein, da findet sich bestimmt auch für Sie etwas Passendes. Das Zweiwegesystem arbeitet mit einem Sechszoll-Tiefmitteltöner aus Italien und einem Hochtöner vom gleichen Hersteller. Aus optischen Gründen bekommt der Tieftöner einen metallenen Montagering verpasst, so passt er nämlich bestens zum Aluminiumhorn des Hochtöners. Jener ist ein sogenannter Bullet Tweeter. Er ist ein bisschen den alten JBL-Originalen nachempfunden – gewiss keine schlechten Gene. Eine 37 mm durchmessende flache Kunststoffmembran ist in der Mitte mit einem dicken Metallkegel fixiert, die Membran schwingt also nur im Außenbereich. Zwischen dem äußeren massiven Metalltrichter und dem Kegel in der Mitte stellt sich eine Hornfunktion ein, weshalb der Hochtöner massig Wirkungsgrad hat. Den braucht er hier nicht in Gänze und wird von dem strukturell angenehm schlichten Filter entsprechend eingebremst, dadurch wird der Hochtöner beruhigend hoch belastbar. Details zum Tiefmitteltöner muss ich Ihnen schuldig bleiben, weil eich die Box dem Zerlegen recht effektiv widersetzt: Die Muttern hinter den Befestigungsschrauben der Treiber drehen sich mit. Bei der F10 gab‘s das Problem auch, die habe ich trotzdem aufbekommen, das wollte ich mir dieses Mal allerdings ersparen. Das Gehäuse besteht aus MDF und ist bestens verarbeitet. Wie man moderne Holzbearbeitungsmaschinen einsetzt, wissen sie auf dem Baltikum ganz genau; mittlerweile lässt eine stattliche Anzahl renommierter Hersteller dort seine Gehäuse bauen. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf die Rückseite der B6, erfreuen uns an den guten Massivkipfer-Terminals von Mundorf, machen uns auf die Suche nach geeigneten Lautsprecherständern und nehmen die Inbetriebnahme in Angriff. Lassen Sie uns über Verstärker reden. Die B6 ist diesbezüglich durchaus anspruchsvoll. Röhre geht, aber ein bisschen was Stabileres sollte es schon sein. Ein Versuch mit unserem uralten Dynavox VR-70E (EL34 Gegentakt, rund 40 Watt) lieferte durchaus brauchbare Ergebnisse, meine erste Wahl wäre die Kombi allerdings nicht. Ausgesprochen gut hingegen vertrug sich die Box mit dem Leema Tucana II, den Kollege Schmidt Ihnen an anderer Stelle in diesem Heft vorstellt. Die passende Platte für ein erstes Kennenlernen war denn auch schnell gefunden: Neil Youngs „Peace Trail“ ist herrlich hemdsärmelig produziert und klingt vermutlich gerade deswegen so besonders. Was sofort beim Opener und Titelstück auffällt: Die Percussion gibt‘s auf dem Silbertablett serviert. Es raschelt, dass es eine wahre Freude ist. Nicht übermäßig, nur deutlich. Neil Young ist kein begnagdeter Sänger, klar – hier tönt er interessanterweise bisschen weniger „knödelig“ als üblich. Jim Keltners ganz besondere Schlagzeugarbeit liefert die B6 mit Leichtigkeit und kapituliert auch vor der prominent-rumpeligen Bassdrum nicht. Klar, das geht auf den großen JBLs überzeugender, soll sein. Bei mir stimmt‘s bei fast paralleler Aufstellung der beiden Lautsprecher mit innen liegenden Hochtönern am überzeugendsten. Sind die Hochtöner außen, gibt‘s bei paralleler Aufstellung ein akustisches Loch in der Mitte. Die B6 lässt uns sehr tief ins Geschehen hineinhorchen, der Bullet-Tweeter liefert ein erstaunlichse Maß an Detailauflösung. Ah ja, da war wieder so ein Impuls, der die Raumabbildung zur Seite aufreißen lässt – auch das macht sie sehr souverän, die B6. Blech funkelt und strahlt, hat aber das richtige Timbre. Bei „Indian Givers“ wird Keltners Schlagzeugarbeit sehr auffällig und wieder sammelt die Box Souveränitätspunkte. Wechseln wir mal das Genre und geben der wiederauferstandenen Norah Jones das Mikro in die Hand. Oh ja, das klappt. Das gereifte Organ der Dame generiert sofort Gänsehaut, die Klavieranschläge passen dynamisch und nerven nicht. Die Stimme steht exakt in der Mitte vor dem Rest des Geschehens; ich gehe mal davon aus, dass man das bei Blue Note genau so gewollt hat. Tja. Ich wollte Ihnen die spezielle Box präsentieren. Das hat nicht so recht geklappt, weil sich die B6 nicht auf spezielle Tugenden festnageln lassen will. Sie kann eigentlich alles und sollte ein ganz heißer Kandidat sein, wenn Sie sich mit einem neuen Kompaktlautsprecher befassen wollen.

Fazit

Optisch etwas Besonderes, klanglich ein perfekter Allrounder: Reflector Audio hat mit der Touch B6 einen wirklich feinen Kompaktmonitor geschaffen.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Reflector Audio Touch B6

Preis: um 3800 Euro

8/2017
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 3.800 Euro 
Vertrieb Ultraudio, Münster 
Telefon 0251 211016 
Internet www.ultraudio.de 
Garantie 2 Jahre 
B x H x T 280 x 390 x 350mm 
Gewicht: ca. 15 kg 
Unterm Strich... Optisch etwas Besonderes, klanglich ein perfekter Allrounder: Reflector Audio hat mit der Touch B6 einen wirklich feinen Kompaktmonitor geschaffen. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 03.08.2017, 10:01 Uhr
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