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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Mivoc Das Tier
Das Tier
Nein, damit meine ich nicht unseren Fotografen Stefan, der sich freundlicherweise als Größenvergleich mit diesem Horn anbot. Ich meine das Horn. Kennen Sie noch „das Tier“ aus der Muppetshow? Den wilden, unzähmbaren Schlagzeuger? Können Sie sich „das Tier“ auch als Lautsprecher vorstellen? Nein? Dann lesen Sie weiter ...
Es gibt Projekte, die finden über äußerst seltsame Kanäle ihren Weg in die KLANG+TON. Dieser Horn-Hybrid gehört auch dazu. Die Idee zu diesem Lautsprecher hatte der Speaker-Trade- Entwickler Michael Kapp. Zu seinen bevorzugten Werkzeugen gehört die Gehäusesimulation AJ Horn, die, insbesondere was exotische Gehäusetypen und Mischformen angeht, höchst interessante Ergebnisse liefert. Eines Tages spuckte AJ Horn nun das hier vorgestellte Reflex- Horn-Hybridgehäuse für den AWX-184- -Achtzehnzöller von Mivoc aus.
Auf dem Papier machte das Horn mit sehr hoher Empfindlichkeit und ordentlicher Bassperformance bei relativer Kompaktheit eine hervorragende Figur. Nur die Frage, ob die Praxis dieselben Ergebnisse liefern würde, blieb zu beantworten. Allein zur Befriedigung der persönlichen Neugierde war der Aufbau allerdings zu aufwendig, daher ließ Michael Kapp uns den Bauplan und die Simulationsergebnisse mit dem Kommentar: „Hier, Ihr seid doch so welche! Habt Ihr da mal Lust drauf?“ zukommen. Und da wir wirklich so welche sind, haben wir uns den Plan mal unters Kopfkissen gelegt. Nach dem Einsatz des AWX 184 im „Eckeharrt“ (K+T 2/2006) suchten wir schon länger nach geeigneten Einsatzorten für dieses Chassis, bis dato ohne Erfolg. Nun konnten auch wir aber nicht „mal eben“ zum Spaß das „Hörnchen“ bauen. Und wie es der Zufall wollte, landete der Plan bei KLANG+TON-Leser Markus S., der sofort Bereitschaft zum Nachbau signalisierte. Gesagt, getan – nun steht das Horn hier und untermauert die Theorie markerschütternd mit Praxis.Bestückung
Zum Einsatz im Mivoc-Horn kommt wie gesagt der AWX 184 von Mivoc. Er nimmt eine Sonderstellung im Chassisprogramm von Speaker Trade ein, da er mit 46 cm Nenndurchmesser nicht nur das mit Abstand größte Chassis ist, sondern auch keiner der anderen Chassislinien entstammt. Sein Äußeres ist angenehm unspektakulär: schwarz lackierter Aludruckgusskorb, schwarze Papiermembran, Leinensicke, Doppelzentrierung und reichlich Antrieb. 100 mm Schwingspule mit 10 mm linearem Hub ergeben im Verbund mit der riesigen Membranfläche ordentliche Reserven. Die TSP sind zudem ausgefeilt und ermöglichen sowohl recht kompakte Reflexabstimmungen wie im „Eckeharrt“ als auch exotischere Konstruktionen wie dieses Horn. Mit 149 Euro ist das Chassis zudem so preiswert, dass selbst ein Stereopärchen Achtzehnzöller nicht direkt Löcher ins Budget reißt.
Gehäuse
Das Gehäuse des Mivoc-Horns ist ein Hybrid aus einem recht kurzen Frontloaded- Horn und einer Reflexkammer. Beide Öffnungen münden vorne, so dass das Horn problemlos an die Wand oder in die Ecke gestellt werden kann. Der Aufbau bleibt relativ zu Größe und Ergebnis simpel, ist in der Praxis mit einer einfachen Standbox aber nicht zu vergleichen. Neben entsprechendem Werkzeug sollte also auch etwas Know-how im Lautsprecherbau vorhanden sein. Mit genug Zeit und Platz ist der Bau dieses Horns aber kein Problem mehr. Der Tieftöner strahlt mit seiner Rückseite in die Reflexkammer im oberen Bereich des Gehäuses, die über einen rechteckigen Kanal mit der Außenwelt verbunden ist. Sie zeichnet für den unteren Teil des Wiedergabebereichs verantwortlich. Die Membran „schaut“ in ein gut ein Meter langes, hyperbolisches Horn, welches nur ein einziges Mal abknickt. Beim Annähern an die perfekte Hornkontur hilft eine „Kehle“ aus Biegesperrholz oder Kunststoff, die die untere, hintere Ecke des Verlaufs abrundet. Eigentlich alles kein Hexenwerk, nur wäre eine präzise Vorhersage des Verhaltens dieser Box mit klassischen Mitteln – sprich ohne passende Software – nicht möglich gewesen. AJ Horn macht‘s möglich.
Frequenzweiche
Eine Frequenzweiche gibt es für dieses Horn (noch) nicht. Diese hängt auch vom gewünschten Einsatz ab. Als Subwoofer zur Unterstützung großer Satelliten mit Extrempegeln eignet sich das Horn sicherlich, dann kommt aber sowieso ein Aktivmodul zum Einsatz, welches die Filterung übernimmt. Aktuell entsteht im Labor der KLANG+TON allerdings eine Mittelhochtonheinheit, die das Horn zur passiven Dreiweg- Kombi mit Extremwirkungsgrad ergänzt. Dann wird natürlich auch konventionell gefiltert, was sich im Endeffekt auf milde Tiefpassfilterung plus Entfernung der Resonanzspitzen bei höheren Frequenzen beschränkt. Das gibt‘s dann in der kommenden KLANG+TON.
Messwerte
An unseren üblichen 2,83 V gemessen - für den 4-Öhmer AWX 184 effektive 2 Watt – entwickelt das Mivoc-Horn zwischen 50 und 200 Hz extreme 106 dB in einem Meter Abstand. Da hält keine noch so große, konventionell abstrahlende Passivlösung mehr mit, selbst die Schmitti Memorial wirkt mit unter 100 dB/W/m plötzlich untermotorisiert. Zudem dokumentiert die Klirrmessung, dass es bei diesen Pegeln keine nennenswerten Verzerrungen gibt. Was die reine Basstiefe angeht, gibt es sicherlich tauglichere Subwoofer, in Sachen Maximalpegel und Druck wird man am Mivoc-Horn allerdings nicht vorbeikommen. Genau wie von der Simulation vorhergesagt zeigt das Horn im Übrigen den dreihöckrigen Impedanzverlauf, der durch die Mischung mehrerer Gehäusetypen entsteht. Eine interessante Frage kam während der akustischen Messungen auf: Ist es wichtig, wie das Horn steht? Hornöffnung oben oder unten? Oder gar liegend? Nun, es macht einen Unterschied, wenn auch eher marginal: Auf dem Kopf, also mit der Reflexöffnung nach unten (blau), ist der Subbass etwas stärker betont, dafür verliert das Horn obenrum leicht an Effizienz. Das Gegenteil stellt sich bei stehendem Horn mit Öffnung nach unten (lila) ein. Dort verliert der Reflexkanal leicht, während die Hornöffnung durch die nahe Grenzfläche Boden an Pegel gewinnt. Das liegende Gehäuse (rot) liegt dazwischen. Als optimal kann daher der liegende oder konventionell stehende Betrieb angesehen werden, auch auf dem Kopf passieren allerdings keine Katastrophen. Testweise haben wir auch mal ein Subwoofer- Aktivmodul angeschlossen. Sein einstellbarer Tiefpass schneidet die Kurve oberhalb von 100 Hz zuverlässig ab und macht das Mivoc-Horn zum Subwoofer für Extrembässe: Der Leistungsbedarf ist angesichts der hohen Empfindlichkeit eher zweitrangig, das Horn arbeitet auch problemlos mit einem AM-80 von Mivoc zusammen. Dank des 4-Ohm-Treibers ist die Leistungsausbeute an jedem Modul optimal. Sofern vorhanden, kann man mit einer Tiefbassanhebung untenherum noch etwas „schieben“, um den Wiedergabebereich zu erweitern. Dank der hohen Belastbarkeit ist das für den Treiber kein Problem.
Klang
Mit irgendwelchen Mini-Satelliten kann man diesem Horn natürlich nicht kommen – hier muss großes her. Für unsere Tests zogen wir einen aktiv hochpassgefilterten Cheap Trick 230 heran, der durch die Entlastung noch freier aufspielte und mit seiner lockeren Dynamik zudem optimal zum Basshorn – ebenfalls aktiv gefiltert – passen sollte. Die Einstellung ist zu Beginn noch etwas ungewohnt, da man herkömmliche Subwoofer wesentlich weiter aufdrehen muss. Nach ein wenig Einstellarbeit spielt das Gespann jedoch auf den Punkt. Der Subwoofer macht dabei durch einen äußerst trockenen, abgeklärten, fast beiläufigen Charakter zweifelsfrei auf sich aufmerksam. Zudem bekommt man ihn im Wohnraum kaum über Standgas, so dass er sich auch von heftigsten Bassschlägen in keinster Weise provozieren lässt. Dass es nur wenig Tiefstbass gibt, fällt nur im direkten Vergleich mit anderen Subwoofern oder besonders tief reichenden Standboxen auf, für die normale Musikwiedergabe besitzt das Mivoc-Horn auf jeden Fall genug Tiefgang. Allerdings fällt schnell auf, dass es für einen Wohnraum schon fast zu heftig ist. Wer dieses Horn ausreizen kann, ist entweder schon taub oder hat kein Dach über dem Kopf, andere erfreuen sich an endlosen Pegelreserven, der Gnadenlosigkeit und der fein abgestuften Dynamik, die nur ein Horn bieten kann. Da wir mit dieser Box im wahrsten Sinne noch Großes vorhaben, beschränke ich mich hier auf die knappe Beschreibung als Subwoofer. Wirklich verstehen kann man das Mivoc-Horn sowieso nur, wenn man es mal gehört hat. Wollten Sie nicht sowieso mal zu einem K+T-Hörtest kommen?
Zubehör pro Box
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Holzliste pro Box
19-mm-Spanplatte/MDF:
2 x 90,2 x 70,2 cm Seitenwände
2 x 70,2 x 55,0 cm Deckel / Boden
1 x 55,0 x 36,4 cm Front
1 x 55,0 x 37,8 cm Hornschräge 1
1 x 55,0 x 6,5 cm Hornschräge 2
1 x 55,0 x 51,8 cm Schallwand
1 x 58,2 x 46,0 cm Hornteiler
1 x 86,4 x 55,0 cm Rückwand
1 x 51,0 x 48,0 cm Rückwand abnehmbar
2 x 22,0 x 11,8 cm Reflexkanal oben / unten
2 x 22,0 x 15,5 cm Reflexkanal rechts / links
20 x 40 mm Holzleiste (o.Ä.):
2 x 55 cm Trägerrahmen Rückw. oben / unten
2 x 44 cm Trägerrahmen Rückw. rechts / links
ca. 5 mm Biegesperrholz / Kunststoff / etc.
2 x 26,6 x 44 cm Hornrundung
Aufbauanleitung
Relativ zum Ergebnis gesehen ist der Aufbau dieses Reflex-Horns recht einfach, Größe, Gewicht und Winkel machen den Bau jedoch etwas „unhandlich“, so dass man sich entsprechend viel zeit dafür nehmen sollte. Zudem sind hier und da ein paar Kopfrechenkenntnisse gefragt, um das Horn korrekt zusammenzusetzen. Den Anfang macht das Anfertigen der einzelnen Bretter. Da sowieso auf einer Seitenwand aufgebaut wird,ist eine vorherige Anprobe aller Teile möglich und auch angeraten, um spätere Probleme auszuschließen. Der Zusammenbau beginnt mit dem Boden und der Rückwand, welche auf eine liegende Seitenwand geklebt werden. Dann wird die erste Hornkrümmung eingepasst und mit Bauschaum hinterfüttert. Darauf kommt der mittige Hornteiler und dann die zweite Krümmung, die ebenfalls hinterfüttert wird. Jetzt kommen der Deckel und die Front dran, die im Folgenden als Orientierungspunkte dienen. Zusammen mit dem Teiler als „Anlaufstelle“ werden nun nacheinander die Hornsegmente im Inneren des Gehäuses eingeklebt. Wichtig: den Chassisausschnitt nicht vergessen, der ist nach dem Einkleben der Schallwand nicht mehr machbar! Nebenbei wird bereits der Reflexkanal separat aufgebaut. Er kommt im folgenden Schritt ins Gehäuse. Seine Öffnung wird später grob mit der Stichsäge ausgeschnitten, dann mit dem Bündigfräser sauber ausgeführt und auf Wunsch angefast. Die zweite Seitenwand schließt das Gehäuse bis auf Weiteres. Jetzt wird per Stichsäge die herausnehmbare Rückwand herausgetrennt. Sie ist notwendig, um den Treiber einbauen zu können. Nach dem Sägen des Ausschnitts wird die Umlaufleiste stückweise eingeklebt, an der die Rückwand später festgeschraubt wird. Nach der Anprobe der Rückwand ist das Gehäuse vorerst fertig. Nach dem Schleifen und dem Anfasen der Kanten (auf Wunsch) wird ein beliebiges Finish gewählt. Unser Gehäuse blieb zunächst noch roh, da es noch einiges vor sich hat. Vor dem Einbau des Treibers wird noch das Kabel verlegt. Da der Treiber mit der Rückseite in die Reflexkammer ragt, muss das Kabel von dort durch die Schallwand zur Rückseite der Box geführt werden. Dort wird an beliebiger Stelle – z.B. auf der herausnehmbaren Rückwand – das Terminal bzw. die Polklemmen angebracht. Alternativ ist möglich, das Kabel an der umlaufenden Leiste zu befestigen und die Klemmen oberhalb der Hornrundung zu befestigen. Nach dem Anklemmen und dem Einbau des Treibers ist das Reflexhorn nach dem luftdichten Aufschrauben der Rückwand betriebsbereit.
Fazit
Ein heftiges Basshorn in allen Belangen: extrem wirkungsgradstark, für das Gebotene kompakt, hochbelastbar und damit im Alltag nicht annähernd auszulasten. Abgesehen vom systembedingt komplizierten Aufbau ist es mit 160 Euro plus Holz zudem äußerst erschwinglich. In der kommenden Ausgabe präsentieren wir dann die passende Ergänzung für den Rest des Hörbereichs – Sie dürfen gespannt sein!Kategorie: Lautsprecherbausätze
Produkt: Mivoc Das Tier
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