Kategorie: Plattenspieler

Plattenspieler SME Model 6 Classic


Der Feingeist

Plattenspieler SME Model 6 Classic im Test, Bild 1
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Der britische Plattenspieler- und Tonarmhersteller SME hat es uns in der jüngeren Vergangenheit nicht ganz einfach gemacht. Nachdem nunmehr die Rückkehr in ruhigeres Fahrwasser geschafft zu sein scheint, befassen wir uns mit Freuden wieder einmal mit einem Plattenspieler aus dem altehrwürdigen Hause.

Historisches


Die Geschichte ist zwar Legende, ein kurzer Anriss kann hier jedoch nicht schaden: SME wurde 1946 als „Scale Model Equipment“ von Alastair Robertson-Aikman im südenglischen Steyning gegründet. Zu Beginn fertigte man Präzisionsmodelle und Modellbauzubehör. Im Laufe der Jahre kamen diverse Geschäftsfelder hinzu, das Rückgrat bildeten bald Zulieferteile für die Luftfahrtindustrie. Ein erster Tonarm (3009 S1) entstand 1959 aus persönlichem Interesse des Chefs heraus, entwickelte sich jedoch schnell zum Verkaufsschlager. Das HiFi-Standbein des Unternehmens war geboren und existiert bis zum heutigen Tage neben dem Zuliefergeschäft.

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Zehn Jahre nach dem Tod des Firmengründers wird SME 2016 von der in indischer Hand befindlichen Cadence-Firmengruppe gekauft. Mittlerweile gehören weitere britische Traditionsmarken wie Garrard und Loricraft dazu. SME fokussiert seine Aktivitäten im HiFi-Markt derweil verstärkt auf komplette Plattenspieler, nachdem jahrzehntelang vor allem die Tonarme am Markt erfolgreich waren. Das Model 6 Classic, um das es hier gehen soll, ist eine Variante des aktuellen Einstiegsmodells des Herstellers und wird von der neu gegründeten SME Deutschland Vertrieb GmbH in Umlauf gebracht.  

Äußerlichkeiten


Als an die Laufwerksklassiker Model 10, 20 und 30 gewöhnter Mensch musste ich mich an das Model 6 (in der Classic-Ausführung 9000 Euro teuer) erst einmal gewöhnen, hier wird nämlich eine für SME gänzlich neue Designlinie etabliert. Das mit 42 Zentimetern Breite recht kompakte Grundgerät baut auf einer an den Ecken gerundeten Platte in schwarzer Strukturoptik auf. In Sachen Formgebung wirkt das deutlich „normaler“ als das, was wir bislang aus Steyning gewohnt waren. Hinzu gesellt sich das separate, im Verhältnis recht große Speiseteil in gleicher Optik, dass ob des großen zentralen Drehknopfes unweigerlich Assoziationen an einen Modellbahntrafo weckt. Auf dem Plattenspieler ist ein Tonarm vom Typ M2-9R montiert. Die Montage längerer Arme als neun Zoll ist nicht möglich.  

Das Laufwerk


Die Laufwerksgrundplatte ist eine offenbar gegossene Platte aus einem nicht näher spezifizierten Kunststoff. Die strukturierte Oberfläche entsteht beim Gussprozess. Die Unterseite ist plangefräst, Öffnungen zur Aufnahme von Antriebsmotor und Tonarm werden ebenfalls eingefräst. SME setzt beim Material auf maximale Dämpfung und die ist zweifellos vorhanden: Die Platte wirkt beim „Klopftest“ tatsächlich vollkommen mausetot. Sie ruht auf vier Aluminium-Standfüßen, die mit einem sehr weichen Elastomer gefüllt sind, das sich ein bisschen wie Sorbothan anfühlt und für maximale Entkopplung vom Untergrund sorgt. Leider sind die Füße nicht höhenverstellbar, man braucht also einen von vornherein perfekt geraden Unterbau für das Gerät. Als Plattenteller fungiert eine ziemlich unspektakuläre Scheibe aus dem an dieser Stelle gerne verwendeten Kunststoff POM (Polyoxymethylen). Auf der Oberseite sind eine Reihe von kreisförmigen Linien eingearbeitet, die in erster Linie eine optische Funktion haben dürften. Die Verwendung einer Plattentellermatte ist möglich, vom Hersteller aber nicht vorgesehen. Der Teller ruht auf einem ziemlich kleinen Subteller, der per Gummiflachriemen vom verdeckt eingebauten Motor angetrieben wird. Der Subteller ist über die Tellerachse fest mit dem geschlossenen Lagerblock verbunden, über dessen Aufbau es keine weiteren Informationen gibt. Bis hier hin ist das eine pragmatische, vollkommen unaufgeregte Konstruktion, die vielleicht ein bisschen Originalität vermissen lässt, aber sicherlich gut funktionieren wird.  

Motor und Antrieb


Den Antrieb legt SME in die Hände eines neu entwickelten Synchronmotors. Was de facto jahrzehntelang der Standardantrieb für riemengetriebene Plattenspieler landauf, landab war und in gemäßigten Preisklassen immer noch ist. SME spendiert seinem Motor eine per Mikrocontroller agierende Steuereinheit, bei der sich beide Drehzahlen mittels des großen Drehknopfes feinfühlig einstellen lassen. Was sich mir nicht so ganz erschließt ist der Umstand, das man zum Drehzahlwechsel den Antrieb grundsätzlich anhalten muss. Während der Motor selbst recht ruhig läuft, produziert das Steuerteil im Betrieb durchaus wahrnehmbare Geräusche. Das Gehäuse des Speiseteils besteht übrigens aus dem gleichen Material wie das des Laufwerks.  

Tonarm


Der Tonarm vom Typ M2-9R ist in einer Vertiefung montiert. Die musste wohl wegen des dünnen Tellers sein, sonst würde der Tonarm trotz Höhenverstellbarkeit schlicht zu hoch stehen. In jener Vertiefung findet sich ein optisch wenig schmeichelhafter Aufkleber mit der Gerätebezeichnung, der wirklich nicht hätte sein müssen.

Plattenspieler SME Model 6 Classic im Test, Bild 7
Erstaunlicherweise funktioniert sogar ein ausgewachsenes SPU am M2-9R
Der M2-9R ist übrigens der Grund für die Zusatzbezeichnung „Classic“ des Gerätes, beim Basismodell ist der etwas einfacher gehaltene M2-9 montiert. Die Arme der M2-Baureihe sind übrigens die einzigen, die SME derzeit wieder einzeln verkauft. Wer auf die großen Klassiker wie 309, Model IV oder V schielt, der kann diese nur in Verbindung mit einem der größeren Plattenspielermodelle erwerben. Der M2-9R ist optisch klar an den berühmten Modellen der 3009er Baureihe orientiert. Für die Geometrie sorgt ein J-förmig gebogenes Edelstahlrohr, an dessen vorderem Ende ein gelochtes Metall- Headshell sitzt. Selbstverständlich wird es mit der bekannten Überwurf- Verschraubung befestigt und erlaubt somit sehr einfache Tonabnehmerwechsel. Da der Arm auf diesem Plattenspieler nicht über die klassische SME- “Verschiebebasis“ verfügt, sondern fest an einer Stelle montiert ist, gibt es keinerlei Möglichkeit zur Überhang- und Kröpfungseinstellung – zumal sich im Headshell auch keine Langlöcher befinden, mit denen der Abtaster verschoben oder verdreht werden könnte. Klar – bei Generationen von Technics-DJ-Direkttrieblern hat das auch Niemanden gestört, aber hier? Auffällig ist beim M2-9R seine Auflagekraftverstellung. Zusätzlich zu den beiden nur zum Ausbalancieren dienenden Wolframgewichten am hinteren Ende gibt es eine seitlich montierte verschiebbare Stange mit zwei Hantelgewichten. Damit wird die Auflagekraft eingestellt, was in der Praxis recht gut funktioniert.  

Der M2-9R verfügt über eine effektive Masse von 9,5 Gramm und zählt damit zu den leichteren Tonarmen am Markt. Die beiden vom Vertrieb mitgelieferten Ortofon-SPU-Modelle sind damit eigentlich nicht die geeigneten Spielpartner für den Arm, in der Praxis funktionierte das aber doch ziemlich gut. Die hoch dämpfende Konstruktion des Laufwerks sorgt dafür, dass die deutlich zu hoch liegende Arm-/Systemresonanz schlicht nicht angeregt wird. Insbesondere das SPU Synergy G wusste am SME zu gefallen. Tatsächlich habe ich es danach nicht geschafft, eine vergleichbar kräftige und sonore Basswiedergabe wie mit diesem Abtaster hinzubekomen. Weshalb die düsteren Zukunftsvisionen auf dem 2020er Album der Münsteraner Rocker von Long Distance Calling auch schön nachdrücklich und grollend tönten. Sogar mit solchem Material machte der SME klar, dass er ein Faible fürs Feine hat. Zwischenzeitlich habe ich das auf dem Papier deutlich besser zu dem Plattenspieler passende Skyanalog G-1 montiert und ECM-Jazz aufgelegt. Das klingt konzentriert, großräumig und sehr detailliert. Joe Lovanos Saxofon tönt gerade beim Anblasen sehr überzeugend, die getupften Schlagzeugbecken haben Farbe und Vielfalt – sehr gut. Der SME wirkt getragen und ernst, wie ein langjähriger Profi , der weiß, worauf es ankommt. „Cigarettes After Sex“ bestätigen sein Talent fürs Atmosphärische, Greg Gonzalez‘s einzigartige Stimme tönt hier betont geschmeidig und ausdrucksstark.

Fazit

Wer‘s besonders atmosphärisch mag, für den ist der SME ein exzellenter Plattenspieler. Freilich hat das Gerät ein paar konstruktive Eigenarten und ist nicht ganz preiswert.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: SME Model 6 Classic

Preis: um 9000 Euro

1/2023

Der SME ist ein exzellenter Plattenspieler. Freilich hat das Gerät ein paar konstruktive Eigenarten und ist nicht ganz preiswert

SME Model 6 Classic

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb SME Deutschland, Münster 
Telefon 0251 3270313 
Internet www.smeaudio.de 
Abmessungen 420 x 128 x 320, 220 x 85 x 200 mm (Laufwerk / Steuergerät) 
Gewicht (in Kg) ca. 9,1 / 2,05 kg 
Unterm Strich ... » Wer‘s besonders atmosphärisch mag, für den ist der SME ein exzellenter Plattenspieler. Freilich hat das Gerät ein paar konstruktive Eigenarten und ist nicht ganz preiswert. 
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