Musikrezension: Edgar Winter´s - White Trash (Label: Epic / Speakers Corner)

Wir schreiben das Jahr 1971 und Edgar Winter  lässt mit seinem zweiten Album die Musikwelt  nachhaltig  aufhorchen.  Die  unterschiedlichen  Stile, die Komplexität und der Abwechslungsreichtum der zehn Songs hauen einen aus den  Socken  und  bieten  genug  Stoff  für  eine  musikwissenschaftliche  Abhandlung.  Wer  aber  jetzt vermutet, dass es sich um eine verkopfte  Scheibe für Feingeister handelt, der liegt so  was von daneben, denn diese Platte macht einfach  nur  Spaß,  und  zwar  vom  ersten  bis  zum  letzten Ton. Edgar Winter kippt in die Ursuppe  aus Rock und Blues jede Menge Funk, Soul und  Rhythm & Blues und schmeckt diesen leckeren Eintopf mit etwas Gospel ab, fertig ist ein  Musik-Menü, das seinesgleichen sucht. Die vorliegende Neuauflage bringt uns dieses Meisterwerk näher als je zuvor und lässt Edgar Winter´s Urschrei am Ende von „I´ve Got News  For  You“,  auf  dem  auch  sein  älterer  Bruder  Johnny  Winter  mitwirkt,  so  erklingen,  als  hätte er dabei im Gehörgang Platz genommen. Wenn der Bass auf dem eröffnenden „Give It  Everything You Got“ loswabert und die Wah-Wah Gitarre sich ins Trommelfell beißt, weiß  man augenblicklich, wohin die Reise geht – meint man zumindest. Mit „Fly Away“ geht es  nämlich erst mal mit einer gigantischen Gospel-Hymne weiter. Der Rest der A-Seite ist Blues- Rock in seiner schönsten Form, das geht keinesfalls besser. „Save the Planet“ am Beginn der  B-Seite animiert dazu, die rostigen Gelenke mal wieder durch wilde Tanzeinlagen zu lockern,  gefolgt von der amtlichen Ballade „Dying to Live“, bei der auf jedem Konzert die Feuerzeuge  leer gebrannt werden. Dieses Album war der Treibsatz für die bis heute andauernde Karriere  von Edgar Winter und jeder einzelne der zehn Titel ist Beleg dafür. Der Nicht-Erwerb dieses  Albums wird mit anhaltender Freudlosigkeit bestraft.

Fazit