Musikrezension: Michael Wollny Trio - Nachtfahrten (ACT)

Da sich Michael Wollnys [em]-Trio nach eigener  Aussage zur Zeit im „Winterschlaf“ befindet,  hat er neben seinem „Stamm-Schlagzeuger“  Eric Schaefer den Bassisten Christian Weber  aus der Schweiz ins Studio gebeten, der sich  sogleich auch an zwei der insgesamt 14 Kompositionen auf „Nachtfahrten“ beteiligt hat.  Der Albumtitel deutet auf die Programmatik  hin, die Michael Wollny seinem aktuellen Werk  verordnet hat. Mit dem Stück „Questions in a  World of Blue“ aus der Mystery-Serie „Twin- Peaks“  gibt  er  die  Richtung  vor,  die  er konsequent bis zum Ende des Albums beibehält, und  auf dem er seine Qualitäten als lyrischer Pianist mit balladesker Filigran-Arbeit paart. Seine feine Technik, die sich durch einen wahrhaft grandiosen Anschlag auszeichnet, spielt ihm  dabei in die Hände, ebenso seine Fähigkeiten als Komponist. Seine eigenen Nummern bilden  für mich die Höhepunkte auf seiner Nachtfahrt, die gespickt ist mit berührenden Momenten  voller Empfindsamkeit und Magie. Die zwei vom Schlagzeuger Eric Schaefer beigesteuerten  Kompositionen erhellen mit ihrer Energie den Nachthimmel, der sich über dem Zuhörer ausgebreitet hat, als wenn man ein Stück des Weges unter einer Laterne zurücklegen würde,  um danach wieder in eine unbeleuchtete Seitenstraße abzubiegen. Ein weiterer Höhepunkt  ist das Stück „Marion“ von Bernard Herrmann, das dem Klassiker „Psycho“ entnommen und  genial in den hiesigen Kontext eingearbeitet wurde. Die beabsichtigte Atmosphäre breitet  sich mithilfe dieser Stücke mit Leichtigkeit aus und zieht das Publikum in seinen Bann, das  sich am Ende in seiner Meinung einig sein dürfte: Michael Wollny unterstreicht mit „Nachtfahrten“, dass er zu den derzeit wichtigsten Pianisten gehört. Das Werk aus dem Hause ACT  verfügt wie üblich über eine tadellose Verarbeitungs- und Klangqualität.

Fazit