Musikrezension: Avishai Cohen - Cross My Palm with Silver (ECM)

Avishai Cohens Reise auf ECM setzt sich mit „Cross My Palm with Silver“ fort und knüpft qualitativ nahtlos an sein ECM-Debüt „Into the Silence“ an. Die zugrunde liegende Thematik ist mindestens so schwermütig wie beim vorherigen Album, auf dem er den Tod seines Vaters verarbeitet hat, denn nun setzt er sich mit dem nicht enden wollenden Nahost-Konfl ikt auseinander, dessen Teil er als israelischer Staatsbürger ist. Daraus folgen Titelnamen wie „Will I Die, Miss? Will I Die?“, „Shoot Me in the Leg“ oder „50 Years and Counting“. In die Kompositionen hat Avishai Cohen diese scheinbar ausweglose Thematik jedoch nicht einfl ießen lassen, denn die Musik ist durchaus in der Lage, dem Zuhörer tiefe Gefühle der Glückseligkeit angedeihen zu lassen, obwohl ihr eine gewisse Betrübtheit nicht abzusprechen ist. Dafür sorgen neben der sehnsuchtsvoll geblasenen Trompete von Avishai Cohen auch wieder Yonathan Avishai am Piano und Nasheet Waits am Schlagzeug, die beide auch auf seinem letzten Album mitspielen; neu im Quartett ist der Kontrabassist Barak Mori. Dies zeigt aber auch, dass die Texte, die ein neues Album bewerben, nicht immer zum Werk passen und manchmal sogar etwas in die Irre führen. Dem LP-Käufer bleiben sie aber ohnehin verborgen, denn das Album enthält nur die Auflistung der Titel und die Nennung der beteiligten Musiker. Der typische ECM-Klang kommt der Musik und der Art, wie insbesondere die Trompete gespielt wird, dankbar entgegen und sorgt damit für großen Musikgenuss. Verfolgt man die bisherige Karriere Avishai Cohens, die 2002 begann und bereits ein knappes Dutzend hervorragender Alben hervorgebracht hat, so darf man gespannt sein, was noch folgen wird. ECM jedenfalls kann man nur dazu beglückwünschen, sich diesen famosen Musiker gesichert zu haben.

Fazit