Keith Jarrett – Solo Concerts: Bremen / Lausanne

Besondere Aufnahmen haben die Eigenschaft, häufig neu aufgelegt zu werden, was im Falle der Auszüge der Keith Jarrett- Konzerte in Bremen und Lausanne aus dem Jahr 1973 auch passiert ist, jedoch überwiegend in Form einer Doppel-CD. Die letzte offizielle Ausgabe als Box mit drei LPs ist tatsächlich fast 40 Jahre alt, umso erfreulicher ist die aktuelle Version, deren Klang in Ermangelung einer Erstveröffentlichung zwar nicht miteinander verglichen werden konnte, aber im Duell mit digitalen Darreichungsformen als deutlicher Sieger hervorgeht, was auf ein wirkungsvolles Remastering zurückzuführen ist. 
Unter diesen Umständen lassen sich die über zwei Stunden andauernden Improvisationen des Meisters besser genießen als jemals zuvor und es verdeutlicht, warum das Album in einem britischen Musikmagazin auf den ersten Platz des Keith Jarret-Gesamtwerks gewählt wurde, obwohl sein legendäres Köln-Konzert in Verkaufszahlen gemessen zehnmal so erfolgreich ist. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man die Umstände betrachtet, unter denen ein Teil der Aufnahme seinerzeit entstanden ist. Keith Jarrett stand in Bremen kurz davor, das Konzert aufgrund starker Rückenschmerzen abzusagen, hatte die Nacht zuvor nicht geschlafen und den Soundcheck nur unter großen Anstrengungen hinter sich gebracht. Beim Konzert selbst ist von alldem nichts zu spüren, seine Improvisationskunst erblüht hier in sämtlichen Facetten und seine Finger gleiten behände über die Klaviatur. 
Das Stimmungsspektrum reicht von langsamen und getragenen Passagen bis hin zu äußerst kraftvollen Abschnitten, deren Dynamik auch den heimischen Hörer mitzureißen vermag. Schade, dass ausgerechnet mitten in solch einem Moment die LP gewechselt werden muss. In Lausanne beeindruckt er zudem stellenweise mit einer Spieltechnik, bei der er die Flügelsaiten zupft. 

Fazit