Musikrezension: Ulisses Rocha – White Wood (flavoredtune)

Die flavoredtune-Veröffentlichungen, von denen es bisher eine noch überschaubare Menge gibt, haben eine Gemeinsamkeit: sie bestechen ausnahmslos hinsichtlich Klang- und Musikqualität. Das Label ist damit auf dem besten Weg, ein Synonym für hochklassige Musik zu werden, ähnlich wie es ECM oder ACT bereits gelungen ist. Das aktuelle Werk des Brasilianers Ulisses Rocha macht da keine Ausnahme und dürfte für alle Freunde der puristischen Gitarrenmusik ein besonderer Genuss sein, und das vielleicht zukünftig in einer Reihe mit den großen Werken Baden Powells genannt werden wird, wenn es um wegweisende Alben dieser musikalischen Spielart geht. Die zehn von Ulisses Rocha selbst komponierten Stücke verbinden auf sehr gekonnte Weise brasilianisches Flair mit Jazzmusik und werden allein deshalb bei einer breiten Hörerschaft Anklang finden, dazu kommen noch die, die sich auch gerne einmal eine LP anschaffen, nur weil diese hervorragend klingt. Die Aufnahme verdeutlicht auch, wie der Künstler bei Musikliebhabern gesehen wird: den Traditionalisten ist er zu jazzig, den Jazz-Anhängern ist er zu traditionell. Gerade dieses Spannungsfeld macht „White Wood“ zu einer hochinteressanten Aufnahme und kann in Fachgesprächen als Anschauungsmaterial dienen. Unstrittig ist auf jeden Fall die spieltechnische Klasse von Ulisses Rocha, die auf einer Ebene mit den größten Stars der brasilianischen Gitarrenszene steht. Ein einzelnes Stück der Aufnahme herauszugreifen würde fehlschlagen. Das Album wirkt als Gesamtkunstwerk und je länger es erklingt, desto größer wird die Bewunderung für die diffi zile Spieltechnik und das Gespür für Melodien und deren technische Ausgestaltung. „White Wood“ ist ein Meilenstein sowohl in der Karriere des Künstlers als auch in der noch jungen Geschichte von flavoredtune.

Fazit