Musikrezension: Die Ärzte – Auch (Hot Action Records)

Habe ich doch neulich in einer Rezension zu diesem Album gelesen, die Ärzte mögen doch bitte einmal damit anfangen, in Würde zu altern. Blödsinn! Wohin so ein Versuch führen kann, zeigen die Toten Hosen mit ihrer voll kommerzkompatiblen Wellness-Ballade „An Tagen wie diesem“ – eine unsägliche Anbiederung an die Wohlfühlgesellschaft. Nein, sollen die Ärzte einfach immer weiter dem Land den Spiegel vorhalten, wie es vor allem Farin Urlaub inzwischen mit einer beneidenswerten Meisterschaft versteht und den schmalen Pfad zwischen Bissigkeit und Gaga traumwandlerisch sicher beschreitet. Das sozialgeschlechterkritische „M&F“ kennt man ja zur Genüge aus dem Radio – „Captain Metal“, sicher einer der Höhepunkte des Albums, wettert gegen die Seichtigkeit des aktuellen Pop-Betriebs und persifliert gleichzeitig musikalisch virtuos so ziemlich alle Heavy-Metal-Klischees, ohne allerdings verletzend zu werden. Wenn das Album auf diesem Niveau bleiben würde, könnte man sicher von einem Meilenstein im Schaffen der Ärzte sprechen. Leider gibt es aber noch zwei andere Köpfe in der Band, deren musikalischer und textlicher Output entweder zu bemüht (Bela B) oder einfach auf einem niedrigeren Niveau (Rod) ist. Schade – so bleibt „Auch“ im Schnitt auf einem mittelprächtigen Niveau, durchbrochen nur von ein paar Highlights aus der Feder des Frontmannes. Absolut liebevoll gemacht ist dagegen die Aufmachung des Albums, der sogar ein recht unterhaltsames Gesellschaftsspiel beiliegt – so eine Art Spiel des Lebens auf ärztisch: unterhaltsam, spannend und immer selbstironisch. Die Produktion ist einwandfrei, die Pressung sauber.

Fazit