Musikrezension: Dota und die Stadtpiraten - Bis auf den Grund (Kleingeldprinzessin Records)

Dota ist die Berliner Sängerin und Liedermacherin Dorothea Kehr, die Begleitband „Stadtpiraten“ rekrutiert sich aus der Berliner Jazz-Szene. Und dass das hier Musik aus Berlin ist, das ist nach den ersten Takten klar. Die Texte sind sozial- und zeitkritisch und haben diesen typischen Berliner Charme. Einen Plattenvertrag hat die Band nicht, die acht Jungs und Mädels verlegen ihre Musik selbst. Musikalisch ist das Ganze sehr frisch und lebendig und eine herrlich lockere Melange aus allem, was man so unter Popmusik subsummieren kann. Da ist Ska drin, da gibt’s südamerikanische Einflüsse, das hat stark wechselnde Tempi und strotzt nur so vor Geist. Großartig: das mit ein wenig Reggae aufgepeppte „Erschlossenes Land“. Bisweilen erinnert das Ganze ein wenig an „Wir sind Helden“, wirkt aber frischer, ehrlicher und musikalisch variabler. Die Instrumentierung schließt so spannende Sachen wie ein Fender Rhodes und ein Marimbafon mit ein, Langeweile kommt hier keine Sekunde auf. Aufgenommen hat die 13 Titel bereits 2010 ein Mann namens Thommy Krawallo im Kabumm-Records-Studio zu Berlin – wo sonst. Wer daraus auf eine bestimmte klangliche Ausrichtung tippt, der liegt vermutlich voll daneben. Das Album wurde nämlich herrlich trocken und effektfrei eingespielt und genoss kaum „Sounddesign“. Dotas Stimme steht klar und echt im Vordergrund, fast ohne Hall und ähnliche „Verbesserungen“. Die Kapelle ist schön klar differenziert drumherum drapiert – das klingt ausgezeichnet. Unverkünstelt, echt, überzeugend. Die Platte selbst ist ebenfalls herrlich „normal“ und hat keine Macken – okay, unsere hat einen zu verschmerzenden Höhenschlag. Texte gibt’s auf Anfrage per E-Mail – auch das hat was.