Musikrezension: Swans – Soundtrack For The Blind (Kscope)

Nennen wir‘s so etwas wie den Gegenentwurf zu der dekadenten Tool-Vinylausgabe: Hier gibt‘s vier beidseitig abspielbare Platten für derzeit 34 Euro – das nenne ich fair. „Soundtrack For The Blind“ war das zehnte Studioalbum der amerikanischen Band Swans und erschien 1996. Die erste Vinylausgabe kam erst 2018 und das, was es derzeit zu erstehen gibt, ist eine kleine Wiederauflage eben derer. Die Musik von Swans hat in der mittlerweile 30-jährigen Bandgeschichte viele Wendungen und Mutationen erfahren, so dass dieses Album nur eine Momentaufnahme des Schaffens der Truppe rund um Michael Gira darstellt. Wenn Sie mit leicht düsterem Postrock à la Mogwai etwas anfangen können, dann wird sie auch dieses Werk garantiert abholen. Der Tenor ist meist schleppend, bedrohlich, von elektronischer Schwermut getragen, es gibt Noise-Einlagen, gesungen wird auch, aber wenig. Alles an diesem Album ist Atmosphäre. Manchmal bricht es förmlich aus der Band heraus, meistens jedoch dominiert Getragenes. Es finden sich gar eine rohe Live-Einlagen mit Punk-Attitüde, aber auch die wird von der dunklen Grundstimmung wieder kassiert. Giras kathartischer Selbstfindungstrip trägt tatsächlich über alle 26 Titel. Der Mann gilt als Misanthrop allererster Güte und seine Musik auf diesem Album lässt daran keine Zweifel aufkommen. Trotzdem hat das Ganze eine Struktur und Spannung, die das Durchhören lohnenswert machen. Klanglich geht die Sache in Ordnung, die akustischen Elemente sind halbwegs ordentlich sortiert, so richtig Dynamik findet in dieser Musik ohnehin nicht statt. Die vier Platten sind in Ordnung, nur am Außenrand etwas unsauber geschnitten. Im sehr reduzierten Klappcover aus braunem Kraftpapier gibt‘s keinerlei Extras, das ist bei dem Preis auch okay so.

Fazit