Musikrezension: Espen Berg Trio- Bølge (Label: Odin)

Passend zur nordisch kühlen Jazz-Ästethik kommt das Klappcover der Doppel-LP daher und nimmt damit viel von dem Sound vorweg, der sich auf dem Album entfaltet. „Bølge“ bedeutet „Welle“, und dessen Physik hat Espen Berg versucht, in ein musikalisches Konzept zu übersetzen. Dieses ist ihm, so viel sei jetzt schon gesagt, bestens gelungen. Gemeinsam mit Bárour Reinert Poulsen am Kontrabass und Simon Olderskog Albertsen am Schlagzeug erkundet er auf zehn Kompositionen, was aus der Interaktion der Musiker untereinander aber auch auf Grundlage von mathematischen Konstanten, die die Basis einiger Songs bilden, hinsichtlich Intensität und Dynamik zu erreichen ist: eine ganze Menge! Allein das Stück „Maetrix“ ist geprägt von großer Kraft und Intensität – eine fulminante, vierminütige Jazz-Demonstration, die sprachlos macht. Die Instrumente begegnen sich dabei auf Augenhöhe und verschmelzen zu einer bemerkenswert kompakten Einheit. Auf ähnlichem Niveau bewegen sich auch die anderen Stücke, von denen nur das eröffnende „Hounds of Winter“ von Sting stammt, den Rest hat Espen Berg komponiert und damit ein modernes Meisterwerk erschaffen. Jedes einzelne Stück nimmt den Zuhörer gefangen und fasziniert auf andere Art und Weise, sei es der unwiderstehliche Flow des Titelsongs, die Dynamik des Stückes „XIII“, die verschachtelten Läufe von „Cadae“ oder die kraftvoll-verträumt daherkommende Ballade „For Now“. Das Album taugt dazu, hier die Neudefinition von Jazz auszurufen und „ Bølge“ zu einem der Standardwerke des Genres zu erklären. Die Klangqualität ist dabei auf einem Niveau, dass man damit auch in Testräume musikalische Substanz einziehen lassen kann. Jazz aus dem hohen Norden hat schon viele Alben von beachtlicher Qualität hervorgebracht, dieses spielt dabei ganz weit vorne mit.

Fazit