Musikrezension: Ryuichi Sakamoto - Async (Milan Music)

Wahre Kunst kann sich auf vielerlei Art und Weise manifestieren. Ein Meister darin ist der japanische Musiker Ryuichi Sakamoto, einer der wenigen, die sich internationale Reputation erworben haben. Sein künstlerisches Wirken ist sehr breit angelegt, vor allem ist er als Komponist, Pianist und Produzent aktiv. Eine schwere Erkrankung zwang ihn 2014 dazu, sein damals bearbeitetes Projekt zu beenden. Nachdem er diese Phase überstanden hatte, knüpfte er nicht dort wieder an, wo er Jahre zuvor stehen geblieben war, sondern entschied sich für einen kompletten Neustart. Als konzeptionellen Überbau des Albums „Async“ wählte Ryuichi Sakamoto den sowjetischen Filmemacher Andrei Arsenjewitsch Tarkowski, für dessen „nicht existierenden Film“ er einen Soundtrack komponierte. Wer die philosophisch-avantgardistischen Filme Tarkowskis kennt, mag eine Ahnung davon haben, wie sich eine Filmmusik dazu anhören könnte. In der Praxis nimmt Sakamoto den Zuhörer mit auf eine Reise, auf der er tiefe Einblicke in sein Innerstes zulässt und dabei eine fast hypnotische Wirkung entfacht. Die elektronisch erzeugten sphärischen Sounds sind auch aufgrund des ausgezeichneten Klangs in der Lage, tief in das Empfindungszentrum vorzudringen und sich dort festzuklammern. Das ist die hohe Kunst der Musik, die sich in der dargebotenen Form jeder Kategorisierung entzieht. Obendrein scheint Ryuichi Sakamoto ein großes Herz für Vinylfreunde zu haben, denn Track Nummer 15, „Water State 2“, ist exklusiv den Käufern des Doppelalbums vorbehalten und stellt eine absolute Bereicherung der Aufnahme dar. „Async“ ist ein Album, das man sich in Momenten absoluter Ruhe und Konzentration gönnen sollte, denn nur dann kann es seine ganze Kraft entfalten.

Fazit