Musikrezension: Hanna Shybayeva - Studio Konzert (Neuklang)

Nachdem in der Studio-Konzert-Reihe bisher ausschließlich den unterschiedlichen Spielarten des Jazz gefrönt wurde, betritt mit Hanna Shybayeva erstmals eine Pianistin die Bauer Studios in Ludwigsburg, die aus dem Bereich der Klassik kommt. Dass das als großer Glücksfall gewertet werden darf, dafür sorgt einerseits der wie üblich hervorragende Klang der Aufnahme, die den Steinway Flügel aus dem Jahr 1927 akustisch direkt in den Hörraum projiziert, andererseits das abwechslungsreich gestaltete Konzert, das für jeden Geschmack etwas bereithält. Die Weißrussin Hanna Shybayeva gibt vor kleinem Publikum eine Kostprobe ihres Könnens und interpretiert dabei Kompositionen von François Couperin, Domenico Scarlatti, Frédéric Chopin, Claude Debussy und George Gershwin. Im Gegensatz zum Kollegen Thomas Schmidt, der üblicherweise die Klassik-LPs rezensiert, bin ich kein Fachmann auf diesem Gebiet und die LP landete nur versehentlich auf meinem Stapel. Große Begeisterung löste die Aufnahme aber trotzdem bei mir aus, denn der dynamische Anschlag Shybayevas und die lebendigen Stücke werden jeden erfreuen, dem Musik, ganz gleich welcher Spielart, etwas bedeutet. Nach einer lupenreinen Klassik-Aufführung, die technische Perfektion und zu jeder Zeit Esprit und Lebensfreude versprüht, werden die Hörer mit Stücken von Nicolaj Kapustin überrascht, dessen Kompositionen starke Einflüsse aus dem Jazz aufweisen. Diese werden durch die kraftvolle Spielweise Hanna Shybayevas noch verstärkt und lassen den Hörer einen ganz neuen Blick auf die Klassik werfen. Das Werk des noch aktiven Ukrainers Kapustin lohnt nach dieser Vorstellung auf jeden Fall einer genaueren Betrachtung. Der erste Schritt in die Klassik-Gefilde ist mehr als geglückt, vor allem aufgrund des großen Könnens der Pianistin.

Fazit