Musikrezension: Rain Sultanov & Isfar Sarabski - Cycle (Ozella Music)

Fragt man hierzulande danach, welche Musiker aus Aserbaidschan bekannt sind, bekommt man entweder gar keine Antwort oder man schwärmt – völlig zu Recht – von Aziza Mustafa Zadeh. Das Land am Kaspischen Meer hat aber noch andere Großmeister hervorgebracht, wovon zwei auf dem Album „Cycle“ zu finden sind. Der Sopransaxofonist Rain Sultanov und der Organist und Pianist Isfar Sarabski haben in der Erlöserkirche von Baku eine fesselnde Aufnahme ins Werk gesetzt, der man sich zunächst ehrfurchtsvoll nähert, die einen aber völlig beglückt entlässt. Passend zur mystischen Umgebung und der verwegenen Kombination aus Saxofon und Orgel ist der konzeptionelle Überbau der Aufnahme. Der Lebenszyklus, startend mit der Phase des Embryos und endend mit der Wiedergeburt, wird in eine akustische Form gegossen, bei der man staunend und ergriffen vor den Lautsprechern hockt, und das, obwohl sich die Stimmung der einzelnen Stücke kaum verändert. Isfar Sarabski untermalt mit einem sehr delikaten Orgelspiel das Sopransaxofon von Rain Sultanov, das akustisch deutlich im Vordergrund steht, dazu spielt er stellenweise gleichzeitig Klavier. Das ist in dieser Form nahe an der Perfektion, und zum Glück spielt der Klang auf gleichem Niveau und lässt, ein entsprechendes HiFi-System vorausgesetzt, zu Hause das Gefühl aufkommen, in einer großen Kirche zu sitzen. „Orison“ ist das einzige Stück, das etwas von der allgemeinen Linie abweicht. Dort folgt Medina Sultanova, die Tochter des Saxofonisten, dessen Instrument mit ihrer Stimme. Stilistisch ist „Cycles“ nicht mit dem Großteil der anderen Alben zu vergleichen, es sticht durch seine Machart aber deutlich nach oben heraus und ist dadurch eine Empfehlung an alle Musikfreunde, die das Besondere suchen.

Fazit