Musikrezension: Willie Nelson – My Way (Sony Music)

Der gute alte Willie mausert sich zum Dauergast auf meinem Plattenteller, so viele Scheiben bringt der Altstar der US-Countryszene trotz der stattlichen Anzahl von angesammelten Lebensjahren immer noch in die Regale der Plattenläden. Das aktuelle Opus heißt „My Way“ und evoziert so die ganz richtigen Assoziationen: Es handelt sich nämlich um eine Hommage an den großen Frank Sinatra. Nelson spielt Coverversionen des Rat-Pack-Leaders auf eine erstaunlich nah am Original swingende Art und Weise. Wer Country-Infusionen erwartet hat, dürfte enttäuscht werden: Willie Nelson lässt nur hier und da mal seine Gitarre im Country-Jargon miterzählen, ansonsten groovt sich die mannstarke Band um Nelson authentisch, locker, einfühlsam und energiereich durchs Repertoire. Die Auswahl der Tracks ist voll gelungen und deckt von Gassenhauern wie „Fly Me to the Moon“ und „A Foggy Day“ bis hin zu ruhigeren Tracks wie „One for my Baby“ so gut wie alle Aspekte Sinatras ab. Es gibt auf dieser eigentlich rundum gelungenen Hommage leider einen Kritikpunkt: So sehr ich Willie Nelson als Countrysänger schätze, so sehr fällt auf, dass seine Stimme weder das Volumen noch die Ausdrucksvielfalt eines Sinatra besitzt. Dessen Fülle und Wärme gehen Willie Nelson einfach ab – was für Fans des Countrystars kein Hinderungsgrund sein sollte, diese Seite von Willie zu entdecken. Klanglich spielt „My Way“ nämlich auf allerhöchstem Level, die sparsam eingesetzte Bassdrum kickt mit einer Vehemenz im Tiefbass, dass mir kurz angst und bange um meine Woofer wurde – kein Wunder, war doch das Ocean Way Studio in die Aufnahmen involviert.

Fazit