Musikrezension: Samara Joy – Linger Awhile (Verve Records)

Für Vocal Jazz-Fans, die den guten alten Zeiten des Genres hinterher trauern und dachten, es wird nie wieder so sein wie mit Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Carmen McRae oder Sarah Vaughan, für die gibt es brandheiße Neuigkeiten! 
Ein junges Naturtalent gewann vor vier Jahren im Alter von 19 Jahren die nach letztgenanntem Star betitelte International Jazz Competition, legte dann ein vielbeachtetes Debüt- Album vor und bringt nun auf Verve den noch stärkeren Nachfolger „Linger Awhile“ heraus, mit dem Sie zwei Grammys für das beste Jazz-Gesangsalbum des Jahres und als beste neue Künstlerin einheimsen konnte. Die Rede ist von Samara Joy, die auf zehn Titeln das Gefühl aufkommen lässt, als würde die beste Zeit des Vocal Jazz gerade erst anbrechen. Sie schafft dabei den Spagat, das Herz jedes Traditionalisten im Sturm zu erobern und begeistert gleichzeitig die Generation TikTok, was an millionenfachen Abrufen ihrer Videos zu erkennen ist. Ihre elastische Stimme erklimmt mühelos alle Tonlagen, überzeugt aber vor allem mir ihrer Wärme und Ausstrahlung. Passend dazu wird sie musikalisch höchst kompetent unterstützt, wofür hier beispielgebend nur der italienische Gitarrist Pasquale Grasso zu nennen ist. 
Samara Joy geht dabei weit über die einfache Interpretation hinaus und gibt den Klassikern neue Impulse, wie man am deutlichsten auf dem Stück „Nostalgia“ von Fats Navarro erkennen kann. Anstatt seinen Trompeten-Part einfach zu scatten hat sie einen eigenen Text verfasst, den sie mit viel Elan vorträgt. Ihr selbstbetiteltes Debüt und „Linger Awhile“ sind ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass Samara Joy über das Potential verfügt, das Vocal Jazz-Genre auf Jahrzehnte hinaus zu dominieren, was ihr zu wünschen und für die Hörer zu hoffen wäre.

Fazit