Musikrezension: Nils Wülker & Arne Jansen – Closer (Warner)

Mit „Hurt“ von Trent Reznors Nine Inch Nails auf dieser Platte einzusteigen, ist, sagen wir mal, mutig. Schließlich haben wir alle entweder das intensive Original oder Johnny Cashs extrem emotionale Cover-Version im Ohr. Die Interpretation von Wülker & Jansen ist beides nicht: sie dürfte ausschließlich „verkopfte“ Musikhörer wirklich ansprechen. Nicht uninteressant, aber eben ein Kontrapunkt zu den Assoziationen, die diese Komposition hervorrufen dürfte. Dieses Problem stellt sich bei den folgenden Eigenkompositionen von Nils Wülker und Arne Jansen zum Glück nicht. Das wäre schade, denn hier gelingen den beiden Ausnahmemusikern tatsächlich träumerisch-nahe (Closer!) Duette, die dank elektronischer Spielereien auch mal ohne Schlagzeug grooven können („Deep Dive“). Gelungen sind auch die Doppeltracks der Trompete, die Wülker gewohnt strahlend und schillernd farbig einsetzt. „Closer“ ist, wie der Titel schon vermuten lässt, keine sehr extrovertierte Angelegenheit, sondern introspektiv, reflektierend, entspannt und entspannend. Wer so etwas sucht und mit einer in unserer Zeit ungewöhnlich langen Aufmerksamkeitsspanne von über 10 Minuten auch mit solch „langsamem“ Material auseinandersetzen kann, dem sei das Album wärmstens ans Herz gelegt. Adrenalin-Junkies werden eh vorher den Hut in den Ring werfen und verpassen glasklaren, feindynamisch exorbitant eingefangenen Klang und eine Auszeit vom hektischen Treiben unserer Zeit. Schade eigentlich. Und: Einwandfreie Pressung bis auf den letzten Track, da kratzt es für ca. 30 Sekunden periodisch aus dem rechten Kanal.

Fazit