Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Analogis Résumé


Mit Bodenhaftung

Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 1
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Ein Glück – wieder einmal eine Phonovorstufe, für deren Anschaffung keine Eigentumswohnung in Zahlung gegeben werden muss. Und dazu auch noch eine hübsch verchromte

Falkensee ist ein kleiner Ort in der Berliner Peripherie und Sitz der umtriebigen „Phono-Zubehör-Vertrieb GmbH“. Hinter der eindeutig korrekten, aber nicht sehr romantischen Firmierung stecken ein paar ernsthaft Analogverrückte, die den Markt schon seit Jahren unter anderem mit Zubehör bedienen, das unter der Eigenmarke „Analogis“ firmiert. Da giebt’s jede Menge nützliches Zeug, von diversen Tonarmwaagen über Vinylpflegeprodukte, diverse Headshells (gibt’s in dieser Menge kaum anderswo) und vieles mehr. Und seit einiger Zeit gibt’s auch einen eigenen Phonoentzerrer namens „Résumé“. Das ist nun beileibe kein irgendwo zugekauftes und mit einem eigenen Label versehenes Großseriendings, sondern eine waschechte Eigenentwicklung, an der solche Messgeräte wie „Ohren“ eine tragende Rolle gespielt haben sollen.

Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 2Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 3Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 4Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 5Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 6Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 7Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 8Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 9Phono Vorstufen Analogis Résumé im Test, Bild 10
Dass bei der Entwicklung des 500 Euro teuren Gerätchens auch handfeste Ingenieurskunst im Spiel war, beweist der Labordurchgang: Das Ding misst sich hervorragend. Der Résumé ist eine ganz normale Phonovorstufe. Keine, für die das Rad neu erfunden wurde oder eine, die mit mehr oder weniger geheimen Zaubermitteln in bis dato unerreichte klangliche Sphären katapultiert werden sollte. Er ist ein grundsolides Werkzeug, das alles kann, was ein solches Werkzeug können muss. Er verstärkt Signale von MM-Abtastern mit rund 40 Dezibel und solche von MC-Tonabnehmern mit etwa 60 Dezibel. Das ist praxisgerecht und funktioniert so ziemlich immer. Und ein steinaltes Extrem-MC von zum Beispiel Ortofon mit 80 oder so Mikrovolt Ausgangsspannung werden Sie ja wohl nicht mit diesem Gerät verbandeln wollen. Auf der sauber verchromten, nur elf mal fünfeinhalb Zentimeter kleinen Front gibt’s eine Leuchtdiode, die Betriebsbereitschaft signalisiert. Die ist immer dann gegeben, wenn das dazugehörige Steckernetzteil eingestöpselt ist. Einen Netzschalter gibt’s nicht, was bei einem Stromverbrauch von unter zwei Watt einen verschmerzbareren Verzicht darstellt. Das Netzteil liefert 24 Volt und ist eine moderne schaltende Variante – da wird nix warm und „öko“ isses auch noch. Der Verstärker selbst steckt in einem stabilen Blechgehäuse aus Stahlblechboden und Aludeckel. Letzterer ist hübsch profiliert, das Ganze liegt gut in der Hand und macht einen sehr wertigen Eindruck. Und eine sieben Millimeter dicke Front ist für so ein kleines Kistchen mal richtig fett. Die vier Cinchbuchsen auf der Rückseite sind erfreulicherweise keine billigen Platinentypen mit begrenzter Halbwertszeit, sondern solide, mit der Rückwand verschraubte Ausführungen. Schrauben darf man auch an der Erdungsklemme, und zwar die entsprechende Leitung vom Plattenspieler darunter. Die Bedienungsanleitung sagt ganz richtig, dass das nicht immer der Königsweg für totale Brummfreiheit sein muss und die Klemme auch schon mal frei bleiben muss. Parametriert wird das Ganze mit vier Mäuseklavieren an der Geräteunterseite. Ein Schalterchen pro Kanal wählt zwischen MM- und MC-Betrieb, vier weitere dienen der Impedanzanpassung des Tonabnehmers. Zur Wahl stehen acht Werte zwischen 77 Ohm und 47 Kiloohm, das passt. Genauso wie die acht möglichen Abschlusskapazitäten im MM-Betrieb, für die weitere Schalter zuständig sind. Unterm Deckel tut sich durchaus Erfreuliches. Bei der Bauteileauswahl hat nämlich jemand Mühe walten lassen, hier gibt’s hochwertige Dinge zu entdecken. Die beiden Mundorf-Koppelkondensatoren neuester Bauart sind zusammen in etwa so groß wie der komplette Rest der Schaltung, der Kenner freut sich über Wima- „Klötzchen“ und Styroflex-Raritäten in der Entzerrung. Für die Signalverarbeitung zuständige aktive Bauteile gibt’s nur auf der Platinenunterseite in Gestalt diverser SMD-Teile. Darunter gute Operationsverstärker von Burr-Brown und diverse Widerstände, deren Toleranz der Hersteller mit 0,01 Prozent beziffert – wenn er sich da mal nicht um mindestens eine Null hinter dem Komma vertan hat. Jedenfalls macht’s die Qualität der Einzelteile nur bedingt, viel wichtiger ist, und das steht völlig außer Frage, die richtige Kombination der klangbeeinflussenden Elemente. Darin steckt der große Teil der Arbeit bei der Entwicklung eines solchen Gerätes, das Schaltungskonzept selbst ist seit vielen Jahren bekannt und beliebt. Und hingehört hat man hier, das stellte sich im Hörraum zügig heraus. Das niedliche Kästchen machte seine Sache auch in einer so praxisfernen Umgebung wie mit einem vorgeschalteten Lyra Etna sehr gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Abtaster für rund 6.500 Euro damit betreibt ist zwar eher gering, aber zum Ausloten von Grenzen taugt so eine Vorgehensweise bestens. Das eigentlich als lockere Fingerübung gedachte „Midnight“ vom letzten Coldplay-Album „Ghost Stories“ erwies sich denn auch gleich als echter Prüfstein, der weitaus mehr über die Eigenarten des Gerätes aussagte als gedacht. Der Analogis besitzt durchaus Charakter, und da ist der Name Programm: Seinem Sound wohnt ein leicht warmer, grundtonstarker Charakter inne. Um dem diesbezüglich auch nicht eben ausgezehrten Charakter unseres Malvalve preamp three phono näher zu kommen, waren Anpassungen bei der Abschlussimpedanz erforderlich: War ich beim gegebenen Setup bei der Malvalve mit 100 Ohm rundum zufrieden, musste ich bei der Analogis auf 420 Ohm erhöhen. Das brachte eine maßvolle Absenkung der tiefen Lagen und einen etwas „crisperen“ Eindruck nach oben heraus. So eingestellt, ließ der Kleine ein ums andere Mal aufhorchen: Er verteilte das feine elektronische Klanggespinst absolut großzügig im Raum, bedachte Chris Martins hübsch mit Sphärenklängen versehenes Organ mit erstaunlicher Akkuratesse; die einzelnen Effektspuren, die hier hinzugefügt wurden, auseinanderzuhalten ist nämlich gar keine leichte Sache. Das gelingt auch hörbar weniger gut, wenn man in Sachen Tonabnehmer ein wenig mehr Vernunft walten lässt. Trotzdem erwies sich das Benz ACE L wieder einmal als die fast immer passende Abtaster- Universallösung für ambitionierte Hörer mit Bodenhaftung. Hier landete ich schließlich bei einer Abschlussimpedanz von 220 Ohm. Damit hatte das Geschehen noch diesen angenehmen Bauch, tönte geschmeidig und komplett und ließ das umwerfende Lyra nach einiger Zeit durchaus im gnädigen Nebel des Vergessens entschwinden. Ein bisschen zumindest. DL103, na klar. Man würde sich grober Nachlässigkeit schuldig machen, wenn man den MC-Klassiker nicht an einer 500-Euro-Vorstufe hören würde. Auch das funktioniert, wenn auch nicht perfekt. 680 Ohm schienen mir das geeignete Mittel der Wahl, dann stimmte der Bass, und das sogar ganz ausgezeichnet: „Rainbows Are Free“, ein ziemlich ernster Stoner-/Doom-/ Metal-Act aus Oklahoma prügelten äußerst überzeugend auf mich ein. Es gab sogar so etwas wie Auflösung und ein schön breites Panorama, ab dem Stimmbereich tönte es mir aber doch etwas zu dürr. Das bekommt man weg, wenn man den Analogis mal mit einem MM-Tonabnehmer kombiniert. Und nicht zum ersten Mal gelange ich zu der Überzeugung, dass das spottbillige Audio Technica AT-95e auch an so einer Vorstufe alles andere als ein Sakrileg ist: Die Kombi hat Kraft, tönt überaus lebendig und hat sogar so etwas wie Feinsinn. Ich würd‘s eher mit dem Analogis betreiben als das mittlerweile sowieso viel zu teure DL103. Ach ja, die Phonovorstufe: Die ist gut. Wie Sie gemerkt haben, hab ich schön viel Zeit mit Experimentieren verbracht und fast immer äußerst befriedigende Ergebnisse erzielt. Was will man mehr von so einem Gerät?

Fazit

Der Résumé ist eine erfreulich bezahlbare, sehr universell einsetzbare Phonovorstufe mit tendenziell warmem, aber fein auflösendem Klangcharakter – so richtig analog eben

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Analogis Résumé

Preis: um 500 Euro

11/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Garantie (in Jahren)
B x H x T (in mm) 110/53/108 
Gewicht(in Kg): 0,604 
Vertrieb Phono-Zubehör-Vertrieb, Falkensee 
Telefon 03322 239155 
Internet www.analogis.eu 
Email: k.A. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 25.11.2014, 14:54 Uhr
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