Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: van den Hul The Grail


Der Leisetreter

Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 1
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In erster Linie ist er einer der ganz Großen im Tonabnehmergeschäft – nicht bei der Menge, aber bei der Qualität seiner Abtaster-Kreationen. Das hindert A.J. van den Hul aber nicht daran, immer wieder mal Ausflüge ins benachbarte HiFi-Territorium zu unternehmen

Mitspieler



Plattenspieler:


Simon Yorke S10/Aeroarm/ Jan Allaerts MC2
Clearaudio Master Reference/ SME309/van den Hul Coolibri


Vorverstärker:


MalValve preamp three line
Accustic Arts Tube Preamp II


Endverstärker:


Accustic Arts Amp II
SymAsym


Vollverstärker:


Pass INT-30A


Lautsprecher:


Sonics Allegria 1.5
Fischer & Fischer SN770


Zubehör:


Netzversorung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und Silent Wire
Phonokabel von Straight Wire und van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler



Phonovorstufen:


Pass XP-25
Audio Consulting Silver Rock Phono


Der Mann baut alle seine Tonabnehmer selbst. Eigenhändig.

Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 2Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 3Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 4Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 5Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 6Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 7Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 8Phono Vorstufen van den Hul The Grail im Test, Bild 9
Immerhin konfektioniert er nicht jedes Kabel – die zweite erfolgreiche Produktlinie des Holländers – persönlich, sonst wäre an Schlaf oder der gar die Entwicklung neuer Produkte überhaupt nicht zu denken. Und Elektronik hat’s von van den Hul seit der Firmengründung 1980 immer wieder gegeben, und meistens hat er sich für deren Entwicklung kompetente Hilfe ins Boot geholt. Das war auch im vorliegenden Fall nicht anders. Es geht um eine Phonovorstufe. Dass man als Tonabnehmerhersteller irgendwann auf die Idee verfällt, die Aufbereitung der Signale seiner Preziosen nicht ausschließlich Fremdfabrikaten überlassen zu wollen, ist nicht weiter überraschend, und tatsächlich ist „The Grail“ – „der Gral“ nicht van den Huls erste Entwicklung auf diesem Sektor. Wohl aber die erste, die mit absolutem Anspruch auf den Markt kommt und alles Mögliche ist, aber kein alter Wein in neuen Schläuchen. Zur Realisation des ambitionierten Konzeptes holte van den Hul Jürgen Ultee ins Boot. Den kennt der Lautsprecherprofi als Vater des Messsystems „DAAS“, auch an anderen Stellen in der Branche taucht der Name immer wieder mal auf. Und eben dieser Jürgen Ultee besaß das Rüstzeug, eine Phonovorstufe nach Aalt van den Huls Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Dabei herausgekommen sind zwei Versionen: eine netzbetriebene Ausführung für 5.850 Euro und eine per Akku gespeiste für 6.630 Euro. Ein Upgrade der Netz- auf die Akkuversion ist nachträglich möglich. „The Grail“ ist ein zweiteiliges Gerät. Der eigentliche Verstärker steckt in einem soliden Aluminium-Profilgehäuse im Midiformat, die Stromversorgung ein einer ähnlichen, nur erheblich kleineren Behausung. Letztere darf im Gegensatz zu ihrem großen Bruder auch nicht mit einer Zehn- Millimeter-Front angeben. Die Gehäuse sind bewährte Zukaufware aus Italien und in der Selbstbauszene schon seit Jahren ein Renner. Erheblich mehr Gehirnschmalz steckt in der Konzeption des Verstärkers selbst. Die Eingangsstufe ist das, was heutzutage gerne „selbst anpassend“ genannt wird, aber das trifft’s nicht so ganz: Vielmehr verfügt das Gerät über einen niederohmigen Stromeingang, bei dem die Abschlussimpedanz keine Rolle spielt. So etwas Ähnliches kennen wir von Clearaudio, Omtec, AQvox und B.M.C. Audio. Bei nicht allzu hohen Tonabnehmerimpedanzen funktioniert das Verfahren sehr gut, für MM-Abtaster geht’s nicht: Die hohe Induktivität dieser Systeme würde den Frequenzgang der Anordnung bis zur Unbrauchbarkeit verbiegen. Das macht aber nichts, weil die Stromverstärkerstufe nur für MC-Abtaster zuständig ist und im MM-Betrieb erst dahinter eingespeist wird. Den nicht ganz trivialen Job der Eingangsstufe übernimmt ein Vielfüßler, der nicht erkannt werden will: Ein aufgeklebtes Siegel versperrt den Blick auf die Typenbezeichnung. Wer auf solche Art und Weise etwas verbergen will, der weckt unweigerlich meine zügellose Neugier. In diesem Falle leider erfolglos, denn auch unter dem Kleber ist nichts zu entziffern. Und leider lässt sich das Siegel nicht perfekt wiederherstellen, so dass ich jetzt wohl völlig umsonst die Garantie des Gerätes über Bord geworfen habe – ich bitte um Nachsicht. Die beiden anderen Verstärkerstufen des Gerätes arbeiten ebenfalls mit Chips. Auch denen gibt’s keine Typenbezeichnung zu entlocken. Die Vermutung, dass es sich um Operationsverstärker handelt, die wir hier und da schon einmal gesehen haben, sollte jedoch legitim sein. Etwas Besonderes ist die Stromversorgung jeder der drei Verstärkerstufen: Sie erfolgt über sogenannte „Gyratoren“. Das sind elektronische Nachbildungen von Siebdrosseln, bei der die Induktivität mit Transistoren und Kondensatoren simuliert wird. Das funktioniert in der Praxis sehr gut, entbehrt bei diesem Gerät aber nicht einer gewissen Ironie: Die nächste große Besonderheit des Gerätes ist nämlich die RIAA-Entzerrung, bei der keine Kondensatoren zum Einsatz kommen. Eine spezielle Schaltungstechnik erlaubt es, das frequenzgangbestimmende Netzwerk nur mit Spulen und Widerständen zu realisieren. Das hat ein paar handfeste Vorteile, zum Beispiel kann man das Netzwerk dadurch deutlich niederohmiger machen, was sich in deutlich vermindertem Rauschen niederschlägt. Bei den geringen Strömen an dieser Stelle sind Verzerrungen nicht zu befürchten, auch deshalb nicht, weil die zwei Spulen pro Kanal handgefertigte Exemplare mit hochwertigen „RM“- Kernen sind. Die Spulen sind einzeln auf ihren endgültigen Wert abgleichbar, anders wäre der erstaunlich glatte Frequenzgang des Gerätes kaum zu erzielen gewesen. Die hübsch schwarze, mit vergoldeten Leiterbahnen versehene Hauptplatine besteht aus einem Material mit besonders guten Hochfrequenzeigenschaften und ist mikrofoniearm aufgehängt. Das kann man sicherlich so nennen, für mich sieht’s so aus, als wäre die Platine auf ein Brett geschraubt. Auf der Platine findet sich neben der gehaltvoll gestalteten Stromversorgung noch ein Block mit vier Schaltern; damit wird die Verstärkung des Gerätes eingestellt. Für den MM-Eingang stehen 33, 41 und 50 Dezibel zur Wahl, für den MC-Eingang 56, 64 und 73 Dezibel. Damit sollten auch extrem leise Abtaster zurechtkommen, zumal „The Grail“ auf extreme Rauscharmut gezüchtet ist. Bis auf die Wahl der Verstärkung gibt’s also nichts einzustellen, was das Setup erfreulich einfach macht: Cinchleitung vom Tonarm dran, Cinchkabel zum Verstärker legen – fertig. Zumindest im MC-Betrieb. Will man MMs, MIs oder High-Output- MCs betreiben, darf man sich noch mit einem weiteren Cinchbuchsenpaar beschäftigen. Lässt man es offen, werden die entsprechenden Tonabnehmer mit einer Last von 47 Kiloohm und einer Kapazität von rund 50 Picofarad abgeschlossen. Wer will, kann in besagtes Zusatzbuchsenpaar einen Stecker mit einer beliebige Parallalschaltung aus Widerstand und Kondensator stöpseln, ganz wie es dem angeschlossenen Tonabnehmer beliebt. Wohlgemerkt: Das gilt nicht für den MC-Eingang, der braucht das nicht. Bei der Netzversion des Gerätes dient ein rückseitiger Kippschalter als Netzschalter, bei der Akkuversion schaltet er zwischen Betrieb und Akku laden um. Eine Automatik erkennt leere Akkus und schaltet bei Bedarf automatisch in den Ladebetrieb. Vor der Beschreibung des klanglichen Eindrucks von „The Grail“ müssen wir uns mal kurz über den Begriff Dynamik unterhalten. Bekanntermaßen definiert dieser den pegelmäßigen Abstand zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton, den ein Gerät wiederzugeben in der Lage ist. Und so gesehen ist das hier eine der dynamischsten Phonvorstufen, die mit je untergekommen sind. Das liegt aber nun beileibe nicht daran, dass sie so markerschütternd loslegt, ganz im Gegenteil: van den Huls Neue ist ein absoluter Meister der leisen Töne, sie holt Informationen aus der Rille, wo bei anderen nur noch Rauschen kommt. Jürgen Ultees diesbezügliche Bemühungen haben eindrucksvolle Resultate hervorgebracht; die einzige Phonovorstufe, die mich ob ihrer Fähigkeiten bei den ganz zarten Tönen ähnlich beeindruckt hatte, war vor Jahren die Ayre P-5xe. Feinheiten sind wichtig für die Raumabbildung, und deshalb schafft „The Grail“ auch hier Außergewöhnliches: Extrem variabel in der Größenabbildung, niemals aufgeblasen oder auf Effekte versessen, kreiert sie eine Atmosphäre von absoluter Glaubwürdigkeit. Tonal ist sie nicht ganz einfach einzuordnen, weil sich ihr diesbezüglicher Charakter artig hinter dem des Tonabnehmers versteckt. Tendenziell würde ich sie im Bass als zart und präzise bezeichnen, auch wenn sie mit einem Denon DL103 durchaus rockt. Ihr angestammtes Terrain jedoch sind die feinen Töne, wie der Anschluss eines nagelneuen van den Hul Coolibris eindrucksvoll bewies: Der Top-Tonabnehmer aus Holland begeistert an der hauseigenen Vorstufe mit einer wahren Pracht an Feininformationen, Geschmeidigkeit und Fülle. Das geht mit der Akkuversion übrigens noch ein kleines bisschen besser als mit der netzbetriebenen Variante; der extrem feine Charakter des Gerätes kommt hier noch besser zur Geltung, so dass ich die Akkuvariante hier ausnahmsweise einmal bevorzugen würde.

Fazit

A. J. van den Hul und Jürgen Ultee haben’s geschafft: Diese Phonovorstufe ist wirklich „der Gral“, wenn es um die leisen Töne geht. Wer auf der Suche nach einer extrem detaillierten, räumlich perfekt gestaffelten Phonovorstufe mit edel-dezentem Charakter ist, wird hier seine Erfüllung finden

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: van den Hul The Grail

Preis: um 5850 Euro

11/2010
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet www.fischer-fischer.de 
Garantie (in Jahren)
B x H x T (in mm) 240/100/300 
Gewicht (in Kg)
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