Kategorie: Vollverstärker

Vollverstärker · QUAD 3


Tilt? Tilt!

Vollverstärker Quad 3 im Test, Bild 1
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Was verbinden Sie mit „Tilt?“ Genau: wenn beim Flippern, das Spiel einfriert, weil man zu sehr am Gerät geruckelt hat. Das mag einem auch bei einem HiFi-Gerät passieren, aber als HiFi-Kenner denkt man an klassische QUAD-Vorstufen. Und schon sind wir genau im Thema.

Wahrscheinlich kann ich es gar nicht oft genug betonen: QUAD ist im Herzen immer eine englische Firma geblieben. Auch wenn die Geräte und Lautsprecher in China – natürlich im eigenen Werk der Mutterfirma IAG – produziert werden, finden die Entwicklungen nach wie vor am Standort in Huntingdon statt, wohin man schon 1941 zog, nachdem die ursprüngliche Werkstatt in London deutschen Bomben zum Opfer gefallen war.   

Entwicklung

  
Der QUAD 3 gehört zur Classic-Serie, auch wenn es in den klassischen Jahren nie einen QUAD-Vollverstärker gegeben hat. Erst sechs Monate zuvor hat QUAD ja mit den Classic-Modellen 33 und 303 zwei der größten Ikonen der Audiogeschichte neu gedacht vorgestellt.

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Dabei ging es darum, ihnen modernere Technik zu verpassen und gleichzeitig so viel wie möglich ihrer klassischen Gene zu bewahren. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass das Konzept voll aufgegangen ist. Und nun legen sie den QUAD 3 nach, ein allerdings vollkommen neu gedachtes Gerät, das sich aber in Details an den Klassikern orientiert, wozu ich noch komme. Entwickelt wurde der QUAD 3 schon seit 2022 in Zusammenarbeit zwischen IAG UK und IAG China sowohl für den analogen als auch für den digitalen Bereich. Man solle sich, schrieb mir QUAD, den QUAD 3 „als einen neuen, größeren Vena II vorstellen, dessen Schaltkreise aus der Artera-Reihe, Solus und Pre, weiterentwickelt wurden, einschließlich der Verwendung der neuesten DAC-Technologie.“ Das gefällt mir, denn die QUAD Vena-Verstärker kenne ich ganz gut und halte sie in ihrer Preisklasse für absolute Spitzengeräte. Wie heutzutage üblich, will man keine Personen hervorheben, trotzdem habe ich erfahren, dass Jan Ertner, der seit Jahrzehnten für QUAD arbeitet, zusammen mit Paul Carrigan für die klangliche Abstimmung zuständig war. Und genau auf dem Klang sowie der Kompatibilität mit maximal vielen Quellen lag der Hauptfokus bei der Entwicklung.   

Ganzheitlich 

 
Die Ausstattung des QUAD 3 bietet schlicht alles, was man unter normalen Umständen für den vollwertigen Betrieb in einer kompletten HiFi-Anlage braucht:

Vollverstärker Quad 3 im Test, Bild 3
Wenn dieser Verstärker keine Designpreise abräumt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Was für ein Hingucker ...
einen Eingang für Phono MM, zweimal Hochpegel und einen Pre-Out-Eingang für eine weitere Endstufe oder einen Subwoofer. Digital ist natürlich alles geboten, was man heutzutage gebrauchen kann: USB-B (bis 768 kHz PCM / DSD512), Koaxial, Optisch und HDMI ARC. Mit dem HDMI ARC-Eingang lässt sich der QUAD 3 dann endgültig zur Zentrale einer auch den Fernsehton umfassenden Gesamtlösung machen. Dazu kommt noch die Möglichkeit, kabellos via Bluetooth 5.1 mit aptX HD vom Smartphone oder Tablet in wirklich guter Qualität streamen zu können. Auch ein MQA-Decoder für die Audioschnittstellen ist mit an Bord und es gibt zudem, elegant an der Vorderseite unten versteckt, einen Eingang für Kopfhörer mit einem dezidierten Current Feedback Verstärker: na, wem fehlt da noch etwas?   


Viel mehr ... 

 
Gewandelt wird die digitalen Signale mit einem feinen Chip vom Marktführer ESS, dem ES9038Q2M 32-bit DAC, eine Firmwareschnittstelle ist natürlich auch vorhanden. Das optionale Upsampling lässt sich mit der Fernbedienung steuern und auf dem Display ablesen. Bei allem Digitalismus wollen wir aber nicht übersehen, dass der QUAD 3 verstärkerseitig nicht nur diskret aufgebaut ist, sondern auch edle, analoge Klangregler hat: einen für den Bass und dann den berühmten Tilt- Regler für die Anpassung der Gesamtbalance in 1db-Schritten um 650Hz herum – auch in Zusammenspiel mit dem Bassregler. So kann man49 Raummoden ein wenig ausbügeln, giftigen Materialien wie Glas oder Steinböden den antiaudiophilen Zahn ziehen oder weniger angenehm klingende Aufnahmen dezent nachbearbeiten. Ich liebe es.   

Das Design 

 
David McNeill hat den Look der neuen Classic-Geräte geprägt hat. Nüchtern und doch warm wirkt er, ausgehend von der 3er-Serie der späten 60er und 70er Jahre mit einem Touch der 22er Serie davor. Das Design kennen wir im Prinzip schon von der neuen 33 Vorstufe. Die „Welle“ vom Lautstärkeregler, die die restliche Front auf der Hälfte teilt, ist der Verweis an die 50er Jahre und den Look der 22er Röhrenvorstufe, die sogar bis 1967 gebaut wurde. Der Rest ist 3er Serie und neuer. McNeill hat es wirklich geschafft, Kühle und Wärme zu vereinen und wenn er keinen Designpreis dafür bekommt, gehe ich auf die Barrikaden. Das orangefarbene Display, ein Verweis auf die 33er Vorstufe, lässt sich dimmen. Das sieht einfach nur sexy und elegant aus, auch mit den versenkten Reglern.   

Verstärkung 

 
Die Endstufe ist klassischdiskret als A/B-Design aufgebaut und wie mir QUAD sagte, ist es auch das, was QUAD-Kunden zu bevorzugen scheinen. Dafür setzen sie Peter Walkers legendäre Current Dumping Schaltung ein, die einen kleinen Class-A-Anteil mit einem größeren Class-B-Anteil kombiniert, dabei aber die Übernahmverzerrungen minimiert und ganz auf den typischen Class-A-Leerlaufstrom verzichtet. Ich habe den QUAD-Klang immer geliebt und bin gespannt, ob ich ihn hier auch wiederfinde. Mit 65 Watt an 8 und 100 Watt an 4 Ohm ist der QUAD 3 sehr gut für die meisten in Frage kommenden Lautsprecher gerüstet. Und seien wir mal ehrlich: wer wollte ihm riesige Wattfresser an die Seite stellen? Spannend fände ich, wie er mit QUAD Elektrostaten zurecht kommt, aber ich habe keine zur Hand. Also schnappe ich mir die die Acoustic Energy AE 320² Lautsprecher und kann endlich Musik hören. 

Klang-Charakter  


Der Quad 3 macht erstmal seinen Job und zwar hervorragend. Trotz ausführlichen Hörens fällt es mir schwer, ihm einen wirklich typischen Klang zuzuschreiben. Ich habe natürlich alle Eingänge und Optionen ausprobiert und bin komplett überzeugt. Denn mit jedem lässt sich ohne Abstriche ausgezeichnet Musik hören. Genial finde ich Ist das nicht eine wunderschöne Front? Die Regler lassen sich übrigens hervorragend bedienen die Klangregler, also Bass und Tilt, mit denen man sehr feinfühlig auch nicht ganz optimale Aufnahmen korrigieren kann. So zum Beispiel die Livescheiben von MSMW, die gerade in Punkto absoluter Klangbalance hier und da auf der unrunden Seite sind. Im sehr stimmigen Zusammenspiel mit den Acoustic Energy AE 320 ² Standlautsprechern konnte ich so eine harmonischere Abstimmung erreichen. Nicht nötig war das via Bluetooth mit Anouar Brahems ECM-Einspielung Blue Maquams. So delikat wie Jack de Johnette über seine Becken tanzt, kann das niemand außer ihm und das höre ich perfekt trotz der vermeintlichen unaudiophilen Bluetooth- Verbindung. Überhaupt lässt die Wiedergabe das Quad 3 gerade mit Digitalquellen kaum Wünsche offen. So klingen die Flaming Lips trotz komplexer Arrangements mit unserem CD-Laufwerk abgespielt differenziert und knackig. Und wie tief die männliche Stimme auf „At War with the Mystics“ ihr repetitives NO!NO!NO! in den Hörraum stellt, verschafft mir eine Gänsehaut. Aber auch der Phono-MM-Eingang legt sehr guten Auftritt hin und agiert auf dem Niveau der anderen Optionen. Mit ihm kann man zufrieden seine LPs hören. Und ja, ich habe den Quad 3 kurz mit dem Soulnote E-3 vom selben Vertrieb verglichen. Das ist natürlich ein fieser Vergleich, denn der E-3 kostet mehr als 10mal so viel wie der Quad 3. Und obwohl er natürlich besser klingt, tut er das sicher nicht 10mal. Und das spricht ja wohl für den Quad 3, finden Sie nicht? 

Fazit

Der Quad 3 ist ein solcher Hingucker, dass einem der Klang fast schon egal sein könnte. Aber keine Sorge: er klingt super und hat alle Anschlüsse, die man braucht. Erfreulich ist zudem, dass er im Gegensatz zur Vorstufe QUAD 33 nun auch einen DAC inklusive HDMI an Bord hat.

Den Test finden Sie in der HiFi Test 6/2025. Das Heft ist in unserem Shop als e-paper oder als Print-Ausgabe erhältlich
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Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Quad 3

Preis: um 1490 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


12/2025
4.0 von 5 Sternen

Spitzenklasse
Quad 3

12/2025

Quad 3
KLANGTIPP
Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 1.490 Euro 
Vertrieb: IAD, Korschenbroich 
Telefon: 02161-61783-0 
Internet: www.QUAD-highend.de 
Ausstattung
Ausführung Silbergrau 
Abmessungen (B x H x T in mm): 300 x 101 x 332 
Gewicht: 5,3 kg 
Prinzip: Transistor Vollverstärker 
Leistung: 65 Watt / 8 Ohm; 100 Watt/4 Ohm 
Eingänge: 2 x Hochpegel; 1 x Phono MM; 1 x USB-B; 1 x Koax (S/PDIF); 1 x optisch (S/PDIF); 1 x HDMI ARC; 1 x Bluetooth 5.1; 1 x 12V Trigger 
Ausgänge: 1 x LS Stereo 
Samplingraten PCM bis 768kHz; DSD bis DSD 512 
Garantie 3 Jahre 
+ ausgezeichneter Klang 
+ optimale Ausstattung 
+/- + fantastisches Design 
Klasse: Spitzenklasse 
Preis/Leistung: hervorragend 
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