Kategorie: Vollverstärker

Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S


Der Ruhepol

Vollverstärker Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S im Test, Bild 1
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In den mehr als 40 Jahren meiner Beschäftigung mit Musikwiedergabegeräten hatte ich noch nie eines von Rolf Gemein in den Fingern. Es wurde allerhöchste Zeit.

Wir leben in seltsamen Zeiten, mehr möchte ich dazu gar nicht sagen. Aber es gibt Ruhepole, und einer ist Musik. Musik live und zu Hause authentisch erleben zu können, gehört zu den größten Freuden meines Lebens. Seit ich denken kann, suche ich nach Geräten, die mir das Gefühl, dabei zu sein, vermitteln können. Es scheint, dass ich das nötige Feingefühl dafür habe, sie auch zu finden. Wer dieses Feingefühl sicher hat, ist Rolf Gemein, Gründer und Seele von Symphonic Line. Zwischen uns gab es bisher nur durch seine fantastischen Messeauftritte Berührungspunkte. Bei jedem hat er bewirkt, was fast alle anderen Räume praktisch nie leisten konnten: mich zu berühren, zum Musikhören einzuladen und dort zu behalten. 

Feinstofflich 

 
Mein erstes Gespräch mit Rolf Gemein war besonders. Selten habe ich zu einem HiFi-Hersteller eine so unmittelbare Verbindung gehabt, was wohl an einer gegenseitigen Offenheit liegt.

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Und an seiner ausgeprägten Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit, mithin die Basis für sein Schaffen. Dazu kommt eine tiefe Verbindung zur Musik und zu seinen Geräten, die im Dienst der Musik und ihrer Wiedergabe stehen. Nach den ersten Tönen mit dem RG 14 Edition MK5 S saß ich da und fragte mich, wie der Mann das macht. Denn so besondere Geräte wie dieser Verstärker verbinden mich direkt mit der Musikquelle und machen ihre Reproduktion vergessen.  

Der Mann und die Firma 

 
Über Symphonic Line und Rolf Gemein wurde eigentlich schon alles geschrieben, nur noch nicht von mir. Seit mehr als 40 Jahren führt er seine Firma auf einem besonderen Weg. Er begann ihn schon in Kindertagen, inspiriert durch seinen Großvater, der Klavier- und Gesangsunterricht gab und Rudolf Schock entdeckte. Rolf lernte durch Zuhören wie ein natürlicher, sauberer Ton einschwingt. Diese harmonischen Schwingungen wollte und will er seinen Geräten mitgeben. Jung und großspurig saß er Jahre später mit zwei Freunden in einem Düsseldorfer Eiscafé, wo sie beschlossen, den besten Verstärker der Welt zu bauen. So entstand Vernissage und ausgerüstet mit seiner Gabe begann er, Bauteile und ihre Eigenschaften empirisch kennen zu lernen und sammelte so enorm viel Erfahrung. Doch drei Individuen waren auf Dauer zwei zu viel und so gründete Gemein auf der bei Vernissage gewonnenen Basis Symphonic Line. Man kann HiFi-Komponenten im Prinzip auf zwei Arten angehen: schaltungstechnisch oder abstimmungstechnisch. Beides kommt sehr selten zusammen. Gewisse Schaltungen hat Gemein schon vor Jahrzehnten in Auftrag gegeben, ansonsten arbeitet mit Michael Homburg ein fähiger Ingenieur seit 35 Jahren für ihn. Letztlich stelle ich mir Gemeins Arbeit so wie die von Jonathan Carr vor, der seine Lyra Tonabnehmer entwickelt und abstimmt, sie aber nicht zusammenbaut.   


Alles, was man braucht 

 
Das Symphonic Line Angebot ist groß und auch verwirrend. Aber keine Sorge, es findet sich für jeden etwas, denn wenn man mit Rolf Gemein spricht, kommt schnell Licht ins vermeintliche Dunkel.

Vollverstärker Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S im Test, Bild 3
Anfassqualität: Diese Knöpfe möchte man den ganzen Tag lang bedienen, so wunderbar satt schalten sie und sie fassen sich auch so an
Ich meine, das ist ein Hersteller, der einem sagt, wenn das Geld nicht reiche, solle man sich ein Gebrauchtgerät kaufen und er werde es dann liebevoll auf den neusten Stand bringen. Wo gibt es denn so etwas? Gemein tut das schon seit Anfang der 80er-Jahre, weil ihm das Wegwerfen von Dingen wirklich zuwider ist. Wichtig ist ihm auch, das maximal alles aus Deutschland kommt: so zum Beispiel die Kondensatoren aus Köln, die Gehäuse aus Lünen, die Frontplatten aus dem Westerwald, oder die Gravuren aus Essen. Das ist aufwendig, aber er möchte es nur genau so tun. Rolf Gemein ist die Verfügbarkeit guten Klangs, den er zu Recht (auch) als Heilmittel versteht, ein echtes Anliegen und keine Marketingidee. So hat der RG 14 Edition MK5 S Qualitäten, die man für diesen Preis sonst nicht bekommt, wenn überhaupt. Und wenn man ehrlich ist, braucht man eigentlich auch nicht mehr als genau diesen Vollverstärker, um glücklich und zufrieden Musik hören zu können. Aber Pssst, das haben Sie nicht von mir.   

Viel mehr als Technik 


Ich habe vor etwa zehn Jahren dem ehemaligen T+A Chefentwickler Lothar Wiemann gestanden, dass mich seine Geräte früher kalt gelassen hätten, inzwischen aber etwas damit passiert sei. Er lachte und meinte, das läge daran, dass sie früher nur gemessen hätten und nun vermehrt auch hörten. Bei Rolf Gemein ist das gewissermaßen umgekehrt: elektrotechnisch sind seine Geräte unbestechlich, aber nicht zwanghaft besonders. Das werden sie erst durch seine individuelle Resonanzmusterabstimmung (RMA). Die muss man sich wie die Abstimmung eines Formel 1 Fahrzeugs vorstellen, wo jedes Auto individuell für einen bestimmten Fahrer feingetuned wird. So verwendet Gemein zum Beispiel für seine Aufkleber ein bestimmtes Gel, das unerwünschte Resonanzen, von denen es in einem Gerät viele gibt, absorbiert und positive Schwingungen generiert. Damit seine Abstimmung am Ende stimmig (sic!) wird, berücksichtigt Gemein vorrangig drei Kategorien: Energie, Phase und Wahrnehmung. Besonders wichtig ist, dass viel Energie in kurzer Zeit in allen Frequenzbereichen gleichzeitig transportiert werden kann. Dafür setzt er sehr potente Netzteile ein, in unserem Gerät arbeitet ein neu entwickelter, in Mu-Metall gekapselter Netztrafo. Was Gemein letztlich wo genau tut, ist für uns nicht entscheidend. Er weiß, warum er es tut und wir können es hören. Nur eines vielleicht: der C37-Lack, den Gemein an besonderen Stellen verwendet, ist eine für ihn gemischte Variante vom österreichischen Geigenbauer Dieter Ennemoser. Die Resonanzfrequenz des Lacks entspricht der menschlichen Knochendichte, daher die Bezeichnung C37, und seine Verwendung kann deshalb als angenehm empfunden werden. Geigen werden damit oder einem vergleichbarem Lack bestrichen, damit sie ihr spezielles Resonanzverhalten möglichst lange behalten. Alle Symphonic-Line-Schaltungen arbeiten in etwa fürs erste Watt in Class-A. Ihr Class-A-Anteil kann individuell erhöht werden und bemisst sich auch nach der Größe der verwendeten Kühlkörper. Im Leistungsbereich ändert sich die Topologie früher oder später zu Class-B. Die Platinen aus 2mm Epoxy sind bis 130 Mikrometer aufgekupfert und an den klangentscheidenden Stellen kräftig vergoldet. Gemeins Aufwand ist groß und teuer, dafür sind die Geräte in der verrückt gewordenen Audiowelt noch günstig. Mit einem Vorstufenausgang, einer Tapeschleife, dem hervorragenden Phonoeingang mit der Wahlmöglichkeit für MM und MC und dem sehr, sehr guten Kopfhörerverstärker hat der RG 14 Edition MK5 S alles, was ein echter Musikhörer braucht – außer digitalen Spielereien.  

Dieser Klang 

 
Es lohnt sich, ein Symphonic-Line-Gerät einfach einmal unvoreingenommen anzuhören. Mit der hauseigenen Netzleiste und den Kabeln kann man den Klang übrigens noch feinfühlig steigern. Er bewegt sich dann noch weiter, hin zu mehr Gelassenheit und Natürlichkeit, mit der Fähigkeit, sowohl Mikro- als auch Makrodynamik mit stupender Ansatzlosigkeit und Leichtigkeit in den Hörraum zu transportieren. Marcus Millers Debütalbum verströmt edlen Glanz und Finesse, ohne jemals zu nerven. „Lady“ von Beck, Bogert, Appice macht riesigen Spaß und hat irre viel Kraft, ohne jemals zu pumpen. Besonders begeistert hat mich Claudio Abbados Einspielung der Vier Jahreszeiten mit Gidon Kremer und dem London Symphony Orchestra. Dafür braucht ein Verstärker Tugenden wie Feingefühl, Zartheit, Dynamik und Klangfarben. Hier drängt sich nichts auf, und doch ist jedes noch so feine Detail, jeder schnelle Impuls, jeder Funke, präsent und lebendig. Und dann erzählt mir Gianmaria Testa mit seinem Solo- Live-Album „SOLO dal vivo“ von seinem Leben: direkt, unvermittelt, unmittelbar, nur für mich. Fast meine ich sogar, Italienisch zu verstehen. Spätestens jetzt wird mir klar: Es geht um das Gefühl, das wir bekommen, wenn wir besondere Musik hören – live und so auch von Konserven. Vielleicht denken Sie an ihre Großmutter und die Küche ihrer Kindheit. Der Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S ist wie ein Leibgericht abgestimmt, von dessen Existenz Sie am Ende noch gar nichts wussten.

Fazit

Der Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S ist nicht mehr und nicht weniger als die Essenz eines Musikwiedergabegerätes und damit einer der besten Vollverstärker unter der Sonne.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S

Preis: um 7000 Euro

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11/2025
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S

11/2025

Symphonic Line RG 14 Edition MK5 S
REFERENZ
Bewertung 
Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 7.000 Euro 
Vertrieb: Symphonic Line, Duisburg 
Telefon: 0203 315656 
Internet: www.symphonic-line.de 
Ausstattung
Abmessungen (B x H x T in mm): 450 x 110 x 420 
Gewicht: 16,2 kg 
Prinzip: Transistor Vollverstärker 
Leistung: 120 Watt / 8 Ohm; 175 Watt / 4 Ohm 
Eingänge: 4 x Hochpegel (incl. Tape); 1 x Phono MM / MC 
Ausgänge: 1 x Kopfhörer (6.3mm); 1 x LS Stereo; 1 x Tape Out; 1 x Pre-Out 
Garantie 2 Jahre 
+ überragender Klang 
+ sinnvolle Ausstattung 
+/- + fantastische Verarbeitung 
Klasse: Referenzklasse 
Preis/Leistung: hervorragend 
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Autor Christian Bayer
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Interessante Links:
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