Kategorie: Aktivlautsprecher

Einzeltest: Ayon BlackFalcon


Standlautsprecher Ayon BlackFalcon

Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 1
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Es ist noch gar nicht so lange her, dass die weißen Keramikchassis der Firma Thiel (Accuton) eine mittelschwere Sensation auf dem HiFi-Markt auslösten. Dabei stehen die auffälligen Chassis durchaus in dem Ruf, dass es einfachere Komponenten für Lautsprecherbauer gibt. Hier müssen Könner ran, wie die Entwickler von Ayon Audio.

Wer sich auf das Terrain Keramikchassis begibt, sollte tunlichst wissen, was er tut. Ist die Frequenzweiche nicht genau auf den Punkt entwickelt, können die ultrasteifen Keramikmembranen nämlich ganz schön hässliche Resonanzeffekte produzieren. Die Firma Ayon Audio weiß dies ganz offensichtlich sehr gut, denn die Österreicher beglücken die Szene schon seit vielen Jahren mit Lautsprechern, die meines Wissens ausschließlich auf Keramik als Treibermaterial setzen. Die Ayon BlackFalcon gehört zur zweiten Generation von Lautsprechern, die mit einer (laut Hersteller) deutlich weiterentwickelten Chassistechnologie sowie einem neuen Frequenzweichendesign ausgestattet ist. Beides geht Hand in Hand: Die verwendeten Chassis erlauben es dem Entwickler, das passive Filternetzwerk einfacher und somit effizienter zu entwerfen.

Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 2Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 3Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 4Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 5Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 6Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 7Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 8Aktivlautsprecher Ayon BlackFalcon im Test, Bild 9
Denn das erklärte Ziel von Ayon ist es, auch schwachbrüstigeren Röhrenverstärkern optimale Arbeitsbedingungen zu bieten. Dazu gehören grundsätzlich die mit kurzen Signalwegen und geringen Verlusten behafteten 6-dB- Weichen für alle drei Wege, und im Speziellen die dedizierte „Tube Amp“- Schaltung auf der Rückseite des Gehäuses. Mit ihr soll die Frequenzweiche für den Betrieb mit Röhrenverstärkern optimiert werden – Ayon hat dazu verschiedene Röhrenschaltungen mit ihren Ausgangstransformatoren untersucht und analysiert, und das Ergebnis ist eine „autarke, parallel laufende Frequenzweiche, die speziell für Röhrengeräte den Mittelton- und Bassbereich optimiert“. Im Zusammenspiel mit dem ordentlichen Wirkungsgrad von 92 dB/1 W/1 m (Herstellerangabe) gibt es also keine Argumente mehr gegen den Einsatz selbst von Single-Ended-Trioden mit einer Leistung ab etwa 7 Watt.    


Scheinbar einfach


Zwar mag es zunächst einfacher klingen, eine „simple“ Frequenzweiche bauen zu wollen, doch das ist ein Trugschluss. Warum? Nun, aufwendige Weichen lassen sich heutzutage gut per Computer berechnen, sie filtern und kompensieren Fehler und Eigenheiten der nachfolgenden Chassis und der gewählten Konstruktion und deren Berechnung ganz gut weg. Jedoch sind die Effizienzverluste dabei vergleichsweise hoch, sodass nicht selten gewisse musikalische Parameter auf der Strecke bleiben: • Accuphase C-2410 und A-47 Feindynamik, Strahlkraft und die dreidimensionale Abbildung des Geschehens auf der Bühne können leiden, eine gewisse Sterilität und Leblosigkeit kann die Folge sein. Ein spartanisches Netzwerk dagegen muss ohne die Hilfe komplexer Kompensationswege in der Lage sein, Artefakte zu unterbinden. Das geht eigentlich nur, wenn die gesamte Konstruktion von vornherein nah an der Perfektion entwickelt wurde – oder, wie Ayon es ausdrückt, nah am Machbaren. Ich betone diese Formulierung deshalb, weil Ayon ganz klar Farbe bekennen, wenn es um die Erwartungshaltung des potenziellen Kundenkreises geht: „Jedes Lautsprecherkonzept, egal welches, ist immer ein Kompromiss. Es gibt keinen, und es wird nie DEN perfekten Laut sprecher geben“, so der einleitende Satz des technischen Whitepapers zur neuen „Ceramic Speaker Line“. Danke für diese aufrichtige Klarstellung! Doch nun lassen Sie uns endlich konkret auf die Ayon BlackFalcon schauen. Sie ist, wie all ihre Geschwister, auf den ersten Blick als Ayon-Lautsprecher zu erkennen. Das liegt an der Keramikchassis- Bestückung mit einem Ceramic-Cell-Inverskalottenhochtöner (2,5 cm), dem gegenüber dem Serientreiber um 3 dB effizienteren Mitteltonkonus (16 cm) und den drei mit stärkeren Magneten versehenen 17-cm- Tieftontreibern sowie vor allem an der charakteristischen Formgebung des Gehäuses. Die Front der BlackFalcon widersetzt sich rotzfrech dem Paradigma der schlanken Wohnraumfreundlichkeit – das Gehäuse ist breiter als tief – und die Seitenwände sind nach innen geschwungen, so dass Assoziationen an die geschwungene Silhouette von Saiteninstrumenten aufkommen. Die Assoziation ist sicherlich beabsichtigt, die Form hat aber auch handfeste physikalische Gründe: Man möchte bei Ayon nämlich weitestgehend auf den (akustische Energie und somit Wirkungsgrad fressenden) Einsatz von Dämpfungsmaterialien im Inneren der Lautsprecher verzichten, und die geschwungene Form verleiht einerseits Stabilität und erlaubt laut Hersteller andererseits ein kontrolliertes Mitschwingen des Gehäuses. Selbiges besteht aus drei verschiedenen Hölzern in unterschiedlichen Schichtstärken, die mit einem Knochenleim verleimt werden und anschließend mit einem Druck von 120 Tonnen unter Einsatz von heißem Wasserdampf für 48 Stunden in Form gebracht werden. Die Basstreiber spielen auf ein Airflow-Damping-System, eine Mischform von Bassreflex und Transmissionline. Anschluss finden die Lautsprecherkabel per Bananenstecker oder Gabelschuhen an hochwertigen Terminals von WBT, und statt der drei Fußbodenschoner lassen sich auch Spikes zur Ankopplung an den Boden einsetzen. Ob sich all dieser konstruktive Aufwand lohnt, kann nur ein Hörtest offenbaren – optisch jedenfalls sind die Ayon BlackFalcon ein Fest, selten habe ich so gut verarbeitete, einfach schöne Lautsprecher vor mir gehabt – nicht unerheblich für die dauerhafte Zufriedenheit mit einer Anschaffung, zumal in einem Preisbereich, den man als durchaus gehoben bezeichnen kann.     

Klang


Wie so oft bei exzeptionell natürlich klingenden Lautsprechern ist der erste Eindruck der Ayon BlackFalcon eher ein unspektakulärer. Keine glitzerfunkelnden Hochtonattacken, kein raumfüllender Wumms-Bass, keine selbstbezogenen Aufgeregtheiten. Stattdessen fließt hier Musik, so rein und klar, dass ich unwillkürlich an meine gerade zurückliegende Reise nach Patagonien denken muss. Die Landschaften dieses geradezu unfassbar beeindrucken Teils unserer Erde sind von einer zurückhaltenden, aufs Wesentliche reduzierten Schönheit, die in ihrer simplen sensorischen Gewalt emotional beeindruckender ist als jede überfrachtete Computergrafik, die versucht, beim Betrachter Eindruck zu schinden. Die Ayon BlackFalcon macht es irgendwie genauso: Sie nimmt sich selbst vollkommen aus der Gleichung, verschwindet akustisch als Klangkörper vollkommen, verleugnet geradezu ihre irdische Präsenz und hinterlässt scheinbar aus dem Nichts entspringende, megafein aufgelöste Klänge, die so wenig marktschreierisch und so sauber sind, wie ich es selbst von meiner Lansche Audio 3.1 SE mit ihrem verzerrungsfreien Plasmahochtöner nicht kenne. Der Keramikhochtöner der BlackFalcon geht seiner Arbeit mit faszinierender Leichtigkeit und ohne die geringste Tendenz zur Verrundung einerseits oder zur Schärfe andererseits nach. Je nachdem, welches Instrument oder welcher Synthie spielt, transportiert die Keramik den jeweiligen inhärenten Charakter des Klangs vollkommen unbeeinflusst von eigenen Vorlieben – anders als viele Bändchen das zum Beispiel tun. Er schließt zudem nahtlos homogen an den extrem transparenten und farbenfrohen Mittelton an, der Lynni Treekrems Stimme auf „Haugtussa“ fast schon vakuummäßig akustisch isoliert und dennoch organisch mit dem Spiel der Band verwebt. Die Bühne, die die beiden Lautsprecher in den Hörraum zaubern, kennt weder Grenzen nach hinten noch seitlich (befindet sich dabei tendenziell eher hinter der Laut sprecherbasis als davor), und so plastisch abbildend wie die Ayon BlackFalcon habe ich in unserem Hörraum bisher nur ganz wenige Lautsprecher spielen gehört. Ich meine fast, die Musiker von Ted Sirota’s Rebel Souls mit den Händen greifen zu können, während sie voller Inbrunst „Geronimo’s Free“ darbieten. Im Bass setzt sich der unbestechliche Charakter der Ayon BlackFalcon fort. Statt eines künstlich aufgeblähten Waberteppichs produziert die Österreicherin auch hier einen unbestechlich ehrlichen, knackig-straffen, jederzeit bestens kontrollierten Tiefton ohne die geringsten Egomanie-Allüren. Tiefgang ist kein Problem, die 33 Hz untere Grenzfrequenz nehme ich den BlackFalcon locker ab. Komplexe Strukturen in allertiefsten Gefilden machen die Keramik-Siebzehner deutlich, ohne Raum für Zweifel zu lassen. Das Ganze passiert dynamisch fast schon erschreckend realistisch, ebenso mühe- wie ansatzlos direkt, und mit dem Potenzial für physisch spürbare Luftverschiebungen, wenn denn das Musikmaterial es hergibt. Die vielleicht größte Leistung der Ayon BlackFalcon ist jedoch, dass sie all ihre einzelnen Stärken in einem so stimmigen und subtil-perfekten (ups, jetzt habe ich das Wort doch benutzt!) Charakter ohne die geringsten Eitelkeiten zusammenfließen lässt. Das nenne ich wirklich ausgewogen und erwachsen.

Fazit

Einer der „komplettesten“ und ausgewogensten Lautsprecher überhaupt auf dem Markt. Wahnsinnig detailreich und räumlich, substanziell und neutral. Absolut kein Blender.

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Kategorie: Aktivlautsprecher

Produkt: Ayon BlackFalcon

Preis: um 27900 Euro

3/2019

Einer der „komplettesten“ und ausgewogensten Lautsprecher überhaupt auf dem Markt. Wahnsinnig detailreich und räumlich

Ayon BlackFalcon

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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis: 27.900 Euro 
Vertrieb Ayon Audio 
Telefon +43 3124 24954 
Internet www.ayonaudio.com 
B x H x T (in mm) 0/0/0 
Garantie 5 Jahre 
Gewicht: 49 kg 
Ausführungen French Nut, Etimo, Tineo (Hochglanz), andere Ausführungen auf Anfrage 
Verstärkerleistung Nein 
Fazit Einer der „komplettesten“ und ausgewogensten Lautsprecher überhaupt auf dem Markt. Wahnsinnig detailreich und räumlich, substanziell und neutral. Absolut kein Blender. 
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