Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Epos ES14N


Episches

Lautsprecher Stereo Epos ES14N im Test, Bild 1
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Vermutlich habe ich von der professionellen Entwicklung eines Lautsprechers noch nie so viel mitbekommen wie in diesem Falle. Bitte sehen Sie mir nach, wenn mir die kritische Distanz zur Epos ES14N hier und da ein bisschen abhanden kommt.

Was ich wirklich nicht gedacht hätte: Egal, mit wem ich darüber rede – jeder hat eine Geschichte zum Thema „Epos- Lautsprecher“ zu erzählen. In erster Linie zum Modell ES14, der sicherlich bekanntesten Konstruktion des Firmeneigners Robin Marshall. In den Achtzigern waren seine Ansätze wegweisend, versuchte er doch, Lautsprecher mechanisch so „richtig“ zu bauen, dass er mit minimalem Filteraufwand über die Runden kam. Die ES14 war ein recht voluminöser Zweiweg- “Kompakt“-Lautsprecher mit Metallkalotte und Sieben-Zoll-Tiefmitteltöner. Wenn er auch ein ausgesprochen britisches Phänomen war, hat er auch bei uns eine große Zahl von Liebhabern gefunden, daher die Vielzahl von Erinnerungen an diese Box.

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Epos wurde in den späten Achtzigern aufgekauft und verschwand von der Bildfläche. 2020 erwarb der bekannte Essener Lautsprecherprofi Karl-Heinz Fink die Namensrechte und beschloss, die Marke wieder mit Inhalt zu füllen.  

Das erste Ergebnis seiner Bemühungen heißt sinnigerweise ES14N und ist eine Neuinterpretation von Robin Marshalls Ideen, die sich nunmehr ab 4000 Euro pro Paar erstehen lässt. Oder für 4600, wenn man die unbedingt empfehlenswerten Ständer dazu nimmt. Da Epos – und damit Kal-Heinz Finks Firmensitz – nur einen Steinwurf von Duisburg entfernt ist, bin ich da öfter mal und bekomme mit, was in den Fink’schen Töpfen so kocht. Beim Thema „ES14N“ war ich sehr früh zugegen und habe entsprechend viel von der Entstehungsgeschichte mitbekommen. Auf der Münchener High End im vergangenen Jahr habe ich sogar ein bisschen Musik bei der Demo einer Nullserien-Epos aufgelegt. Also: Ich weiß, wie die klingen. Und wie sich der Sound im Laufe der Entwicklungsgeschichte verändert hat und unendlich viele Iterationen nötig waren, bis der Lautsprecher da angekommen war, wo er jetzt ist.  

Erscheinungsbild


Die ES14N verdient den Begriff „Kompaktlautsprecher“ ebenso wenig wie ihr Urahn. Sie ist eine mit ordentlich Volumen gesegnete Zweiwegekonstruktion mit - Sie ahnen es – Sieben-Zoll-Tiefmitteltöner und Metallkalotte. Soviel Referenz ans legendäre Original ließ sich ohne Probleme machen. In Sachen Gestaltung ist die ES14N eine rundum schlüssige Sache, die sanft nach hinten geneigte – grundsätzlich schwarze - Front mit dem gelungenen „Knick“ im unteren Bereich lässt die Box modern und irgendwie doch kompakt erscheinen. Der solide Ständer wird mit dem Lautsprecher verschraubt und ich erachte es nicht für sinnvoll, hier auf ein anderes Fabrikat zurückgreifen zu wollen. Zumal die Kombination bei der Entwicklung tatsächlich klanglich abgestimmt wurde.  


Gehäuse


Das Gehäuse der 16 Kilogramm schweren ES14N besteht aus doppellagigem MDF, wobei beide Schichten mit einem modernen hoch dämpfenden Kleber verleimt werden. Hinzu gesellen sich diverse Verstrebungen, die unkontrollierte Vibrationen zusätzlich im Zaume halten. Das Resultat ist ein äußerst schwingungsarmes Gehäuse, in dem nur sehr wenig Dämmmaterial steckt. Die durchgängig massive Mittelsäule des Ständer ist übrigens genauso aufgebaut. Das Bassreflexsystem wird über ein rückseitiges Reflexrohr an den Raum angekoppelt. Über Platzierung und Ausführung von Reflexrohren hat Meister Fink viel zu erzählen, auch hier gibt es Besonderheiten: Das beidseitig trompetenförmig aufgeweitete Rohr ist in der Mitte mit einer Reihe von umlaufenden Bohrungen versehen. Das beeinträchtigt die grundsätzliche Funktionsweise erstaunlicherweise gar nicht, dämpft Eigenresonanzen des Rohrs aber sehr effektiv. Das ist nur einer der vielen kleinen Kniffe, die Fink in seine Lautsprecher integriert. Das macht sonst kaum jemand, weil die in Essen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Simulation und messtechnischen Überprüfung solcher Dinge weltweit nur an sehr wenigen Orten gegeben sind. 

Lautsprecher Stereo Epos ES14N im Test, Bild 3
Das Schnittmodell der Box offenbart ein äußerst stabil versteiftes Gehäuse und ein trickreich ventiliertes Reflexrohr


Die Epos wird übrigens in China gefertigt, was der Qualität definitiv nicht abträglich sein muss, wie man hier sieht: Wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Zulieferern pflegt und ihnen kalkulatorisch Luft zum Atmen lässt, dann klappt’s auch mit dem Ergebnis. Die mattweiße Oberfläche unseres Musterpärchens jedenfalls ist makellos, die schwarze Strukturlack-Front ebenfalls. Die Treiber sind sauber bündig mit geringem Spaltmaß eingelassen, hier gibt’s überhaupt nichts zu meckern. Einzig die Schraubverbindung zwischen Box und Ständer ist wenig vertrauenerweckend – das war interessanterweise auch schon bei Finks Edel-Zweiwegerich „Kim“ so, die unter der „Fink Team“-Flagge segelt.  

Treiber


Der gemeine High-End-Lautsprecherentwickler durchforstet üblicherweise die Webseiten der Treiber-Platzhirsche Scan- Speak, Seas, SB-Acoustics und Co. nach dem letzten Schrei in Sachen Technologie. Bei Fink überlegt man hingegen, was genau die Chassis fürs Projekt können müssen und fängt an, Schwingspulen- und -träger, Membranen und Sicken, Körbe und Luftspalte zu simulieren. Dafür gibt’s in Essen Leute, die den ganzen Tag nichts anderes machen und sehr spezielle, sehr mächtige Software-Tools dafür. Wenn die Ergebnisse für erfolgversprechend erachtet werden, dann werden im fernen Osten Prototypen in Auftrag gegeben und nach Fertigstellung vermessen. Der Aufwand ist groß, zumal die Anzahl der Prototypen mitunter recht nennenswert sein kann.

Lautsprecher Stereo Epos ES14N im Test, Bild 6
Der Tieftöner ist eine hochmoderne Konstruktion mit Polypropylenmembran, reichlich Hub und einem ganz besonderen Doppelmagnetsystem
Nur so allerdings kann man exakt für den Anwendungsfall passende Lösungen generieren. Im vorliegenden Falle läuft das zum Beispiel auf einen Tiefmitteltöner mit Polypropylenmembran und sehr speziell geformter, besonders verlustarmer Gummisicke hinaus. Angetrieben von einer zweilagig bewickelten 36-Millimeter-Schwingspule. Die Geometrie des Magneten wurde optimiert, es gibt sogar einen Kompensationsmagneten, der – vereinfacht ausgedrückt – den Antrieb linearisiert. Alles montiert in einem glasfaserverstärkten Kunststoffkorb. Beim Hochtöner ist der Prozess derselbe. Ich weiß nicht mehr genau, wieviele verschiedene Aluminiumkalotten wir uns in Essen angehört haben, bevor die jetzt verbaute 28-Millimeter-Version den Zuschlag bekam. Fest steht: Diese Inkarnation klingt nicht mehr wie eine Metallkalotte. Und das sage ich selten, da bin ich nämlich empfindlich.  

Frequenzweiche


So simpel wie das Filter der Ur- ES14 ist die Weiche für die ES14N nicht. Schlichte Filter erster Ordnung ohne umfangreiche Korrekturmaßnahmen sind ohne Kompromisse kaum zu machen, und sowas tut der Fink nicht. Die verbaute Weiche geht immer noch als flach durch, leistet sich aber das eine oder andere Korrekturglied. Zum Beispiel das trickreiche Filter, dass den erstaunlicherweise erst bei 30 Kilohertz auftretenden Resonanz- Peak des Hochtöners ausgezeichnet bedämpft, ohne im Hörbereich Schaden anzurichten. Und billige Bauteile gibt’s hier schon mal gar nicht. Die Bestückung der ES14N Weiche entstammt an allen kritischen Stellen den Regalen mit dem leckeren Stoff der einschlägig bekannten Zulieferer.  

Klang


Mit einem Wirkungsgrad von rund 87 Dezibel, einer Nennimpedanz von etwa sechs Ohm und einem unkritischen Impedanzverlauf kommt die ES14N mit einer Vielzahl von Treibsätzen klar. Eine Single- Ended-Röhre ist vielleicht nicht allererste Wahl, ein „Gegentakter“ der EL-34-Klasse allerdings sollte schon passen. Oder was Kleines, aber Feines aus dem Halbleiterlager. Wie zum Beispiel die ausgezeichneten Pure Dynamics-Monos aus dem letzten Heft, die ich immer noch nicht zurückgeschickt habe. Was die Epos damit an Selbstverständlichkeit und Größe auf die Beine stellt ist ziemlich sensationell. In Sachen Fundament ist das definitiv das Beeindruckendste, was ich aus einer „Sieben- Zöller plus Kalotte“-Kombination je erleben durfte. Dass man die Epos nicht mit Samthandschuhen anfassen muss, weiß ich schon länger. Und so wanderte in freudiger Erwartung das brandneue Album der Berliner Stoner-Rock-Heroen von „Rotor“ auf den Teller. Das macht die ES14N mit Leichtigkeit. Die knorrige Dreckigkeit des Gebotenen kann sie sehr glaubhaft rüberbringen, inklusive der die Magengegend massierenden Frequenzen. Bereits hier fällt auf, dass das die ES14N vollkommen frei von reflextypischen Resonanzen ist. Der Bass hier trifft den Ton genau, ohne dass da irgendwas aus dem Ruder läuft. Das gilt für unvernünftige Pegel ebenso wie für mitternachtstaugliche. Die Integration der beiden Treiber geriet makellos. Das kann kaum jemand so gut demonstrieren wie Nina Simone, bei der Stimme und Klavierspiel auf „My Baby Just Cares For Me“ perfekt ineinanderfließen. Die Klavieranschläge haben Druck, das Geschehen hat Rhythmus und Timing, die frühe Stereoaufnahme klingt genau so spektakulär wie sie soll. Und abermals: keinerlei Härten des Hochtöners. Makellos!

Fazit

Die Epos-Wiederauferstehung der einstmals britischen Kultmarke ist eine kleine Lautsprechersensation: ein höchst fähiger Allround-Lautsprecher, der sowohl in emotionaler Hinsicht wie unter Präzisionsaspekten zu überzeugen weiß.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Epos ES14N

Preis: um 4000 Euro

3/2023

Ein höchst fähiger Allround-Lautsprecher, der sowohl in emotionaler Hinsicht wie unter Präzisionsaspekten zu überzeugen weiß

Epos ES14N

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb IDC Klaassen, Lünen 
Telefon 06403 9683907 
Internet www.epos-loudspeakers.com 
Garantie 2 Jahre 
H x B x T 440 x 140 x 360 mm 
Gewicht: ca. 6,5 kg 
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Datum 16.03.2023, 09:54 Uhr
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