Kategorie: Verstärker Endstufen

Endverstärker Pure Dynamics Class-A-Monos


Wenn weniger mehr ist

Endstufen Pure Dynamics Class-A-Monos im Test, Bild 1
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Das hier ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie weit man das Konzept eines Verstärkers reduzieren kann, ohne dabei wirklich etwas einzubüßen. Oder gibt’s bei solcher Vorgehensweise gar etwas zu gewinnen?

Hintergrund
Den Hersteller der beiden schnuckeligen Monos, um die es hier gehen soll, kennt der LP-Stammleser: Pure Dynamics ist eine kleine Manufaktur aus Österreich, die sich mit kleinen, aber feinen Konzepten zur Musikwiedergabe einen Namen gemacht hat. Vor geraumer Zeit hatten wir die kleine „kiss“-Vorverstärkerreihe zu Gast, die klanglich weit mehr zu leisten vermochte, als ihre unscheinbare Physis hätte vermuten lassen. Der „kiss pre“ ist auch das, was der Hersteller derzeit zur Ansteuerung der beiden Monoendstufen empfiehlt, die bislang noch nicht einmal eine „richtige“ Typenbezeichnung haben und einfach als „Class- A-Monos“ durchgehen.

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Aber: Da kommt noch was. Etwas, dass den pro Paar 6750 Euro teuren Mini-Heizöfen noch eher angemessen sein soll und vermutlich optisch besser passen wird.  

Aber wieso eigentlich Transistorendstufen? Pure Dynamics-Boss Georg Ruppert ist bekennender Röhrenfan und ist in der Vergangenheit vor Allem mit Gerätschaften mit sanft glimmenden Glasskolben in Erscheinung getreten. Da er zudem Verfechter „richtiger“ Lautsprecher ist, also solcher mit ordentlich Wirkungsgrad und röhrenfreundlichem Strombedarf, hat das auch immer bestens gepasst. Nun ist die Beschaffung neu produzierter Röhren seit geraumer Zeit, wie wir alle wissen, gehörig schwierig, zumindest aber empfindlich teuer geworden. Was Georg Ruppert dazu veranlasste, seine Fühler ins Halbleiterlager auszustrecken. Das Ergebnis dieser Bemühungen heizt gerade mit konstant 130 Watt pro Kanal mein Wohnzimmer – wobei ich gerne zugebe, dass ich diesbezüglich deutlich Schlimmeres gewohnt bin.  

Äußerliches


Die Monos im Mini-Format (23 Zentimeter Breite) passen zu zweit auf die Stellfläche eines vollformatigen Gerätes, erfordern im Umgang aber etwas Vorsicht. Sowohl die an beiden Seiten angebrachten Kühlkörper als auch das gebogenen Edelstahlblech, dass als Front und Deckel fungiert sind mit reichlich scharfen Kanten und Ecken gesegnet. Optisch und funktional ist die Konstruktion jedoch bestens gelungen. Die Bedienung gestaltet sich denkbar einfach und reduziert sich aufs Betätigen des Netz-Wippschalters auf der Gerätefront. Sanft-oranges Licht signalisiert Betriebsbereitschaft.

Endstufen Pure Dynamics Class-A-Monos im Test, Bild 3
In Sachen Anschlussmöglichkeiten gibt‘s das Nötigste
Rückseitig findet sich ein Paar erfreulich unaufgeregter Bananenbuchsen für den Lautsprecheranschluss, die die Erwachseneren unter uns noch als „Telefonbuchsen“ kennen. Eingangsseitig gibt‘s die unvermeidliche Cinchbuchse, mittig den Kaltgeräte-Netzanschluss. Das ist alles.  

Technik


Der Blick unter besagten Deckel offenbart zunächst ein ziemliches Prachtstück von Ringkerntransformator aus anerkannt guter polnischer Fertigung. Mit 300 VA ist er sicherlich luxuriös dimensioniert. Das gute Stück liefert überraschenderweise nur eine Betriebsspannung, fein säuberlich über ausgesuchte Einzeldioden gleichgerichtet und mit vier piekfeinen Mundorf- Elkos gesiebt. Als „Verbraucher“ für die so gewonnene Gleichspannung kommt eine extrem reduzierte Verstärkerschaltung zum Zuge. Hier scheint Rupperts tiefe Verwurzelung in der Röhrentechnik durch, er hat nämlich eine so genannte „SRPP“- Schaltung nachgebaut. Die Abkürzung steht für „Shunt Regulated Push Pull“ und wird in der Röhrentechnik – dort mit zwei Triodensystemen - gerne als Spannungsverstärker und Treiberstufe eingesetzt, jedoch kaum im Leistungsbereich. Der Transfer der Anordnung in die Halbleiterwelt ist hier ausgezeichnet gelungen, sogar die Messtechnik stellt den Monos ein sehr gutes Zeugnis aus. Tatsächlich sitzt auf jedem der beiden massiven Kühlkörper nur ein einziger Leistungs-Mosfet, die Zusatzbeschaltung auf der mittig angeordneten Platine ist so knapp ausgefallen, wie es denn eben möglich war. Somit gibt es auch keine richtige Lautsprecherschutzschaltung. Eine Feinsicherung kappt im Überstromfall die Verbindung zum Netzteil, ein Thermoschalter sorgt bei zu heißen Kühlkörpern ebenfalls für Abschaltung.
In der Praxis hat sich das als komplett unkritisch erwiesen, der Verstärker ist auch beim Messen an seinen Leistungsgrenzen vollkommen stabil. Der Vorteil in diesem Zusammenhang: Es gibt im Signalweg keine potenziell degenerierenden Relaiskontakte. Wohl aber einen Elko, der unmittelbar vor den Lautsprecherklemmen die systembedingte Gleichspannung auskoppelt. Auch jener ist in der Praxis jedoch vollkommen harmlos, diverse berühmte Verstärker haben das im Laufe der Jahre genau so gemacht. Die Monos mögen höhere Lastimpedanzen lieber als niedrige – das geht zumindest teilweise auf das Konto jenes Kondensators.  

In der Praxis


Die in bester Röhrenmanier reduzierte Konzeption des Verstärkers bleibt natürlich nicht ohne Folgen: Mit einer Leistung von 40 Watt an acht und 30 Watt an vier Ohm bedienen die Geräte optimalerweise eine andere Art Lautsprecher als zum Beispiel der Accuphase-Hüne, der sich an anderer Stelle in diesem Heft als optimaler Partner auch für schwierige Lasten empfiehlt. Die Ruppert-Monos fühlen sich an Lautsprechern mit einer Effizienz von zumindest knapp 90 Dezibel am wohlsten, in Sachen Impedanz ist eher unaufgeregtes Verhalten auch eine gute Idee. Sowas habe ich zum Glück im Angebot und war sehr gespannt, wie sich die Verstärker denn so schlagen würden. Ich gestehe, dass ich beim ersten Einschalten auf ein „Plopp“ der kräftigeren Sorte aus den Lautsprechern gewartet habe. Das Fehlen einer Einschaltverzögerung in Verbindung mit dem kondensatorgekoppelten Ausgang hat förmlich nach so etwas gerufen, aber nichts da: Die Mono sind auch bei knapp 96 Dezibel Lautsprecherwirkungsgrad in dieser Situation lammfromm. Beim Ausschalten ebenso. Kompliment an den Konstrukteur, das hätte ich nicht erwartet. Da räkeln sich die Röhren in meiner NEM-Vorstufe beim Aufwärmen deutlich hörbarer bis zur Tagesform, was an dieser Stelle allerdings auch irgendwie zum Ritual gehört.  

Klang


Selbstverständlich ist es keine gute Idee, solchen Verstärkern unmittelbar nach dem Einschalten mit „goldenen Ohren“ auf den Leib zu rücken. Tatsächlich aber habe ich kaum jemals so deutlich erlebt, wie sich ein Klangbild in Laufe einer Viertelstunde verändern kann. Aus dem Stand erweisen sich die Monos als agil, stabil und tonal vollkommen korrekt und ich bin mir sicher, dass eine große Anzahl von Zeitgenossen mit dem Ergebnis schon glücklich wäre. Paul Kuhn und einer mir unlängst zugeflogenen Weißpressung des großartigen „Live At Birdland“-Konzertes sei Dank weiß ich nun aber, wie groß der Unterschied zwischen vordergründiger Korrektheit und echter klanglicher Höchstleistung sein kann. Wenn sich ganz klar nachvollziehen lässt, wie sich die Beckenarbeit immer perfekter ins musikalische Geschehen integriert, wie der gesamte Klangkörper langsam anfängt zu pulsieren und zu atmen, wie das Verständnis zwischen den Musikern immer besser einrastet, dann tritt HiFi in den Hinter- und Swing vom Feinsten in den Vordergrund. Wenn alles Perkussive Farbe und Finesse entwickelt, wenn Paul Kuhns kleine Improvi-sationen auf dem Klavier ein Lächeln aufs Gesicht des Zuhörers zaubern, dann läuft der Laden rund. Und glauben Sie mir: Hier tut er das. Ungeheuer feingliedrig, gefühlvoll und geschmeidig präsentieren sich danach Paul Desmonds Altsax auf „EasyLiving“ – das klingt zum Niederknien schön. Die Saitenanrisse von Jim Hall perlen nur so dahin, die Begleitmannschaft hat sich total „eingegroovt“. Das ist so eine Situation, in der ich auch mal gut darauf verzichten kann, die Rockmusiktauglichkeit einer Komponente abzuklopfen – ich bin mir sehr sicher, dass das mit diesen wunderbaren Verstärkern auch geht. Viel lieber bleibe ich noch ein Weilchen bei Jim Hall und erfreue mich an seiner Zusammenarbeit mit Ron Carter, die eine noch subtilere, aber mindestens genauso spannende Atmosphäre vermittelt. Großartig, wie gekonnt die Monos die Carters Basslinien nachzeichnen und wie greifbar die Live-Atmosphäre im New Yorker Playboy Club hier transportiert wird. Viel besser geht‘s nicht! 

Fazit

Pure Dynamics zeigt mit seinem extrem reduzierten Endstufenkonzept, dass » Pure Dynamics zeigt mit seinem extrem reduzierten Endstufenkonzept, dass man mit ganz wenigen Bauteilen der Musik sensationell nahe kommen kann. Wenn der Lautsprecher passt – allererste Wahl!

Kategorie: Verstärker Endstufen

Produkt: Pure Dynamics Class-A-Monos

Preis: um 6750 Euro

1/2023

Man kann mit wenigen Bauteilen der Musik sensationell nahe kommen . Wenn der Lautsprecher passt – allererste Wahl!

Pure Dynamics Class-A-Monos

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Pure Dynamics, Wildon, Österreich 
Telefon 0043 6505336811 
Internet www.puredynamics.com 
Garantie 2 Jahre 
Ausführungen schwarz / Edelstahl 
Abmessungen (B x H x T in mm) 230/105/315 
Gewicht (in Kg) ca. 8,25 kg 
Unterm Strich... » Pure Dynamics zeigt mit seinem extrem reduzierten Endstufenkonzept, dass man mit ganz wenigen Bauteilen der Musik sensationell nahe kommen kann. Wenn der Lautsprecher passt – allererste Wahl! 
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Autor Holger Barske
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Datum 08.01.2023, 10:03 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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