Musikrezension: Vijay Iyer Trio - Accelerando (ACT)

Vijay Iyers Veröffentlichungen gehören zu der Sorte Unterhaltung, der man sich nur mit ungeteilter Aufmerksamkeit und mit geschärften Sinnen hingeben sollte, sind also das genaue Gegenteil der sogenannten „Fahrstuhlmusik“. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass nicht jeder Zugang zu Iyers komplexen Strukturen finden wird, obwohl „Accelerando“ in ähnlichen Gefilden angesiedelt ist wie sein mehrfach prämiertes Album „Historicity“. Die gegenüber der CD um vier Stücke gekürzte und in der Abspielreihenfolge geänderte LP enthält drei Iyer-Kompositionen und vier weitere Stücke, darunter der von Michael Jackson bekannte Hit „Human Nature“, die von ihm nach seinen Vorstellungen umgeformt wurden. Während beim eröffnenden „Optimism“ fabelhafte Interaktion der Musiker geboten wird, möchten auf „The Star of a Story“ der von Stephen Crump bediente Bass und das Schlagzeug Marcus Gilmores zunächst nicht so recht zu Vijay Iyers Pianoläufen passen; fast hat man den Eindruck, als würden sich hier zwei unterschiedliche Stücke überlagern, deren gegenläufige Rhythmen sich dennoch zu einer verdichteten, hochenergetischen Performance verbinden. Das folgende Titelstück fasziniert durch seine unstete Dynamik, dem mit „Actions Speak“ wiederum eine kraftvolle, mit schnellen Piano-Läufen aufwartende Aufnahme folgt. Die B-Seite ist mir ihren drei Iyer-Arrangements nicht minder aufregend. Der Tontechniker hat den Klang der Instrumente, insbesondere des Schlagzeugs, sehr präzise eingefangen, was dem Hörer fast die Illusion einer Live-Aufführung bietet.

Fazit