Musikrezension: Dave Brubeck Quartet – 1960 Essen, Grugahalle (Delta Music)

Bevor man die Platte aus dem Klappcover zieht und den Tonarm in die Einlaufrille senkt, empfiehlt sich zum Einstieg das Lesen des Textes im Innenteil. Dieser vermittelt bereits vor dem Hören einen guten Einblick in die Faszination, die das Dave Brubeck Quartet ausmacht. Vier Top- Solisten, die eine neue Qualität des Zusammenspiels erreicht haben, beglücken die zweiten Essener Jazztage mit der Darbietung von sechs hochkarätigen Stücken, darunter der geniale, fast zehnminütige „St. Louis Blues“, das tolle „One Moment Worth Years“ und der damals noch junge Klassiker „Blue Rondo A La Turk“. Auf „Sounds of the Loop“ zeigt der Ausnahmeschlagzeuger Joe Morello eine weitere Kostprobe seines Könnens bei einem mehrminütigen furiosen Solo, ebenso auf dem sehr rhythmischen „I‘m in a Dancing Mood“. So dankenswert es vom WDR ist, dieses Konzert nach 50 Jahren der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, so hätte ich mir ein etwas detailierteres Klangbild gewünscht, welches den Funken, der damals auf die 12.000 Zuhörer übergesprungen ist, auch auf den Käufer dieses Albums übertragen hätte. Unverständlich bleibt auch, warum den Editoren entgangen ist, dass es sich bei dem als „Unknown Song“ betitelten fünften Stück des Albums um „These Foolish Things“ handelt, welches schon zwei Jahre vor dieser Aufnahme auf Brubecks „Jazz Goes to Junior College“ – dieses Album wird sogar in den Liner Notes erwähnt – erschienen ist. Die Qualität des Klappcovers und des Vinyls ist in Anbetracht des günstigen Preises bemerkenswert gut.

Fazit