Musikrezension: Harry Nilsson – A Little Touch of Schmilsson in the Night (Sony / Audio Fidelity)

Harry Nilsson, meist nur unter seinem Nachnamen veröffentlichend, ist uns Europäern vor allem durch seine Version von „Without You“ bekannt, einem DER unsterblichen Schmachtfetzen des letzten Jahrhunderts. Dabei ist der vor 16 Jahren verstorbene Sänger durchaus ein vielseitiger Künstler gewesen, der mit seiner beeindruckenden Stimme den Rocker wie den sanften Barden geben konnte. Vor der Veröffentlichung von „A Little Touch of Schmilsson in the Night“ im Jahr 1973 waren es eher die raueren Töne gewesen, die Nilsson angeschlagen hatte – da musste ein Album mit amerikanischen Populärklassikern zu Orchesterbegleitung den einen oder anderen Fan vor den Kopf stoßen. Und so kam es, dass dem ambitionierte Album kommerziell kein riesiger Erfolg beschieden war. Populärklassiker, das bedeutet tatsächlich Standards vom Kaliber eines „As Time Goes By“, dessen Melodie sich wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht. Aufgenommen wurde übrigens live – bis auf ein paar ganz wenige Overdubs. Das allein zeigt schon die Klasse des Ausnahmesängers Nilsson, der es technisch und vom Stimmumfang her locker mit allen anderen Sängern seiner Zeit aufnehmen konnte. Aber: Sowohl dem Solisten selbst als auch dem Orchester fehlen ein bisschen die Ecken und Kanten, die beispielsweise einen Sinatra zu seiner Durchschlagskraft verholfen haben. Das genügt aber immer noch für ein sehr edles Album einmaliger Perlen des Songwritings, dargeboten auf allerhöchstem technischen Niveau. 

Fazit