Kategorie: Verstärker Endstufen

Monoendstufen Manley Mahi


Größe ist nicht alles

Verstärker Endstufen Manley Mahi im Test, Bild 1
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Zweifellos bin ich spät dran mit dieser Würdigung. Denn diese Röhrenendstufen sind in fast unveränderter Form schon seit den frühen Jahren dieses Jahrtausends auf dem Markt. Wieso hat mir das niemand eher gesagt?

Langsam, langsam – so ganz stimmt das ja gar nicht. Eigentlich wusste ich sehr wohl Bescheid. Was damit zusammenhängt, dass ich mich in grauer Vorzeit mal mit einem Vollverstärker aus Eve- Anna Manleys Lieferprogramm namens Stingray beschäftigt habe, den ich damals richtig in Herz geschlossen hatte, wenn ich mich recht erinnere. Das allerdings ist näherungsweise ein Vierteljahrhundert her. Zwischen beiden Konzepten gibt es große technische Ähnlichkeiten, die Mahis sind im Wesentlichen die Endstufen aus dem Stingray mit einer deutlich leistungsfähigeren Stromversorgung.  

Die Endröhre


Beide Konzepte huldigen einer Endröhre, die es nur selten ins Bewusstsein des engagierten Audiophilen schafft, obwohl es eine ganze Reihe ausgezeichnete Verstärker damit gibt: der EL84. Vielleicht liegt es an der unspektakulären Physis der Pentode, die die üblichen Kleinsignaldoppeltrioden nur unwesentlich überragt.

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Das macht es schwierig, optisch imposante Verstärker damit zu realisieren. Obwohl es Single- Ended-Konzepte mit der EL84 gibt, ist ihre Heimat der Gegentaktverstärker. Mit einem Paar EL84 sind theoretisch 17 Watt Ausgangsleistung drin, mit zwei Paar davon das Doppelte und genau das ist die Konfiguration, die in den beiden niedlichen Monos aus Kalifornien verwendet wird. Gute 30 Watt – das hört sich nicht nach besonders viel an, aber das kann ich Ihnen schon mal versprechen – das sind keine Watt wie alle anderen. Meine erste Begegnung mit den Mahi in der Jetztzeit fand zu Beginn des Jahres auf der kleinen, aber feinen HiFi-Show auf der Burg Vondern in Oberhausen statt, bei denen input-Audio-Chef Bernd Hömke die Kleinen an einem Paar sicher nicht besonders wirkungsgradstarker Harbeth-Lautsprecher zu echten klanglichen Höchstleistungen trieb. Und jetzt tun sie das so ziemlich mit allen Wandlern die ich damit vertäue und staune nach wie vor Bauklötze. Mit 8500 Euro kostet ein Paar Mahi mittlerweile allerdings auch ordentlich viel Geld.   

Erscheinungsbild


Dafür gibt es zwei erfreulich kompakte und tragbare (neun Kilogramm) Gerätschaften, die auf den ersten Blick als Produkte von Eve-Anna Manley zu identifizieren sind.

Verstärker Endstufen Manley Mahi im Test, Bild 4
Die Manley besticht - nicht nur, aber auch – mit ihrem unverwechselbaren Äußeren
Der Industrial-Look mit stahlgrauer Frontplatte und schwarz-metallicfarbenem Stahlblechgehäuse, das sanft hinterleuchtete Firmenlogo, das gehört alles zum typischen Erscheinungsbild, genau so wie die vier massiven „Standzylinder“ an den Ecken. Wenn man einen Gegentaktverstärker mit überschaubarer Leistung in mono baut, dann hat das ein paar angenehme Konsequenzen. So bleiben zum Beispiel die Trafos angenehm klein, was ihnen auch elektrisch gut tut. Netztrafo und Ausgangsübertrager sitzen auf den hinteren Ecken des Chassis und werden selbstredend im Hause gefertigt.   

Ausstattung


Der Ausgangsübertrager verfügt über einen separaten Primärwicklungsanschluss, der Ultralinearbetrieb ermöglicht. Was uns zu den beiden Schaltern vorne auf dem Chassis bringt: Mit dem einen kann man zwischen Trioden- und Ultralinearbetrieb um-schalten, mit dem anderen ist die Gegenkopplung dreistufig justierbar. Soviel steht fest: Ich habe noch keinen Röhrenverstärker erlebt, der sich so effektiv an die jeweilige Lastsitua-tion anpassen lässt – allein dafür gebührt dem Hersteller schon ein großes Kompliment. Der Ruhestromabgleich der Endröhren hat nach alter Väter Sitte manuell zu erfolgen. Dafür gibt’s auf dem Chassis entsprechende Potis und Messpunkte. Zum Lieferumfang gehört ein kleines Digitalmultimeter, mit dem der Job in wenigen Minuten zu erledigen ist. Allzu oft muss man sich mit dem Thema ohnehin nicht auseinandersetzen, EL84 sind äußerst stabil und langlebig. Zwischen den beiden Trafos residieren vier voluminöse Siebelkos. Manley unterstreicht die Bedeutung des Netzteil- Upgrades, dass die Mahi-Monos vor ein paar Jahren erhalten haben. Mit nunmehr stattlichen 115 Joule Energiespeicherkapazität pro Kanal sollen sie deutlich stabiler im Bass spielen als frühere Versionen.

Verstärker Endstufen Manley Mahi im Test, Bild 5
Rückseitig gibt‘s nur die nötigsten Anschlüsse
Auf der Geräterückseite gibt’s nur ein einziges Paar Lautsprecheranschlüsse, aber das stammt von WBT. Das Gerät zeigt eine leichte Präferenz für höhere Lastimpedanzen, das heißt aber nicht, dass man nicht auch Vier-Ohm-Boxen probieren kann.  

Bestückung


Zu den vier EL84 aus russischer Fertigung gesellt sich eine kräftige Doppeltriode namens 12BH7, die die nötige Treiberleistung bereitstellt. Die eingangsseitige Verstärkung besorgt eine 12AT7 / ECC81, hier ist eine definitiv sehr gute General Electric-JAN-Röhre gesteckt. Unter dem Bodenblech kommt eine große beidseitig bestückte Platine zum Vorschein, die den Verdrahtungsaufwand minimal hält. Die Bauteilequalität ist über alle Zweifel erhaben, der Aufbau professionell – da können wir den Deckel ganz schnell wieder draufschrauben.  

Klang


Bei mir im Wohnzimmer steht sein geraumer Zeit ein hochinteressanter Lautsprecher in Gestalt eines Koaxialsystems mit 15“-Bass und Druckkammertreiber. Das tut er aus eher privatem Interesse und nicht unbedingt, weil er in dieser Publikation erscheinen soll. Im Grunde ist das eine ziemlich feine Sache, allerdings habe ich mich schwergetan, die richtige Ansteuerung dafür zu finden: Im Bass ist das alles kein Problem, da tut’s ein halbwegs potenter Halbleiterverstärker ohne Probleme. Der Hochtöner allerdings ist eine harte Nuss: Er klingt in den meisten Fällen einfach billig. Ganz oben kommt wenig, darunter wirkt er „quengelig“. Ich hab’s mit zwei Single-Ended-Röhren versucht, aber das klappt auch nicht: Zwar wird’s oben herum dann erträglich, insgesamt aber gehen die Verstärker hier ziemlich ein, will sagen: wenig Dynamik, alles etwas schwammig. Die Manleys lösen das Problem mit Bravour: Im Ultralinearbetrieb und mittlerer Gegenkopplung sind die exakt das, was der Arzt für diese Anwendung verschrieben hat. Zunächst verblüfft der staubtrockene, federnd leichte Bass, das Fell einer Bassdrum tönt mit erschreckendem Realismus. Und der Hochtöner ist nicht wiederzuerkennen. Sogar die überaus kritische Stimme der frühen Rickie Lee Jones wird mit diesem Setup nicht nur erträglich, sondern ausdrucksstark und fast angenehm. Mit diesem Setup habe ich wochenlang gelebt und hatte großen Spaß daran. Wie ein Besucher zwischendurch anmerkte: Das kann sogar Tool – was in gewissen Kreisen der musikhörenden Zunft so ziemlich das größte Kompliment ist, was man verteilen kann. 
Natürlich habe ich die Mahis auch mit meinen Standard-Dreiwegerichen verbandelt. Das geht mindestens genau so gut, allerdings brauchte es hier eine anderen Einstellung: Die Gegenkopplung durfte auf „mittel“ verbleiben, hier bevorzuge ich den Triodenbetrieb aber ganz klar. Das JBL-Top End klingt damit einfach lieblicher und detaillierter, es verbreitet „mehr Live“ und Biss. Auch hier geben sich die Mahis über den gesamten Frequenzbereich völlig stimmig und sind jederzeit Herr der Lage. Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, dass 20 bis 30 Röhrenwatt für alle Lebenslagen locker genug sind, dann wäre er hiermit souverän erbracht. Ich habe es nicht einmal geschafft, die kleinen Monos merklich ins Schwitzen zu bringen, und ich bin nicht eben ein Leisehörer. Sie spielen jederzeit dynamisch auf den Punkt, liefern eine exzellent stabile Raumabbildung und tönen jederzeit einfach überzeugend „richtig“, ohne den Spaß an der Sache vermissen zu lassen. Für mich sind die Mahis eine der größten Verstärkerentdeckungen der letzten Jahre und Sie können sicher sein, dass ich mich zur kalten Jahreszeit hin mal mit ein paar Selbstbaukonzepten mit vier EL84 pro Kanal beschäftigen werde. An die Mahis heranzukommen dürfte wohl schwierig werden, aber man wird ja wohl träumen dürfen. 

Fazit

Manleys kleine Monos zählen zu den besten Verstärkern, die wir in den letzten Jahren zur Begutachtung hatten. Die sind überaus flexibel anpassbar, strafen ihre moderate Leistung klanglich Lügen und spielen außerordentlich lebendig und frisch. Großes Kompliment!

Kategorie: Verstärker Endstufen

Produkt: Manley Mahi

Preis: um 8500 Euro

7/2023

Manleys kleine Monos zählen zu den besten Verstärkern, die wir in den letzten Jahren zur Begutachtung hatten

Manley Mahi

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Ausstattung & technische Daten 
Preis: 8.500 Euro (Paar) 
Vertrieb: input Audio Gettorf 
Telefon: 04346 600601 
Internet: www.inputaudio.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T (in mm): 250/140/280 
Gewicht 9 kg pro Stück 
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Holger Barske
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Datum 28.07.2023, 10:00 Uhr
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