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Der Archivar
Alle Jubeljahre nähern wir uns in diesem Magazin mal den Segnungen der Digitaltechnik. Schallplatten in digitaler Form archivieren? Das Thema ist nicht mehr so heiß, wie es einmal war, für den einen oder anderen aber immer noch interessant.
Eigentlich, das gebe ich zu, war das Thema „digitale Aufnahmen“ mit dem Erscheinen der DSD-Recorder von Korg vor vielen Monden für mich abgeschlossen. Die damit erzielbaren Ergebnisse waren so gut, dass ich praktisch nicht in der Lage war, das analoge Original klanglich von der Digitalaufnahme zu unterscheiden. Nun gibt’s die Korg-Maschinen aber schon lange nicht mehr und so recht drängelte sich kein Produkt aus der HiFi-Ecke mehr in mein Bewusstsein, das den Job hätte übernehmen können. Gewiss, in der Musiker- und Studioszene gibt’s „Audio Interfaces“ in jeder Form und Farbe, die den Job vermutlich mit Bravour erledigen können, aber in der Ecke bin ich halt kaum unterwegs.
Allgemeines
Nunmehr aber hat der italienische Elektronik- Tausendsassa Marco Manunta sein Projekt „Joplin“ in der MKIII-Version wiederbelebt, in verschiedenen Inkarnationen gibt’s das Gerät schon seit 2011. Dabei handelt es sich um eine leistungsfähige Phonovorstufe mit integriertem Analog-/Digitalwandler, die sich perfekt dazu eignet, Signale von der Schallplatte in ihr digitales Pendant zu überführen. In der Realität läuft das meist darauf hinaus, dass man einen wie auch immer gearteten Computer, auf dem eine geeignete Recording-Software läuft an den USB-Ausgang des Gerätes anschließt. Das kann man mit jedem USB-Audiointerface für 99 Euro auch machen. Marco Manunta wäre aber nicht der begnadete Entwickler der er nunmal ist, wenn er seiner Digitalisierungslösung für gut 3200 Euro nicht eine gewaltige Anzahl von Features beigebracht hätte, bei denen ich mal wieder nur staunen kann. Wir erinnern uns: Der Mann ist auch der Konstrukteur der fantastischen analogen aktiven Frequenzweiche „Mitchell“, über die wir an dieser Stelle schon berichteten.
Ausstattung und Bedienung
Wie bei Manunta üblich, kann man das schlichte Gerätchen nicht nur über das beiliegende Steckernetzteil, versorgen, sondern alternativ auch über das leistungsfähige Zusatznetzteil „Van Der Graaf MKII“.
Die Phonovorstufe
Die eingebaute Phonovorstufe wirkt erst einmal unspektakulär; ihr wahres Potenzial erschließt sich erst dann, wenn man sich die dazugehörigen Menüeinträge ansieht.
Digitales
Eingangssignale in jeder nur erdenklichen Art verstärken und entzerren klappt schon mal beispiellos flexibel, was aber kommt dabei heraus? Digitalsignale in so ziemlich jeder erdenklichen Form und Farbe. Soll heißen: PCM-Signale mit einer maximalen Abtastrate von 384 Kilohertz und einer Auflösung bis 32 Bit. Über den abermals für verschiedenste Betriebsarten konfigurierbaren I2S-(HDMI)-Anschluss gehen sogar 768 Kilohertz und DSD-Signale bis DSD256. Uff. Ich hab die jüngsten Fortschritte der digitalen Signalverarbeitung wohl nicht ganz mitbekommen, aber diese endlose Anzahl von Möglichkeiten finde ich dann doch überaus erstaunlich. Und wir fangen jetzt auch gar nicht erst an, über die schaltbaren Dither-Optionen beim Digitalsignal zu reden, auch nicht über die schaltbaren Hochpass- Tiefpass- und Multiplexfilter – die Möglichkeiten des Joplin MKIII sind schlicht uferlos.
Nach der Wandlung
Was aber macht man jetzt mit den ganzen schönen Digitalsignalen, die das Gerät zu generieren imstande ist? In aller Regel auf dem per USB angeschlossenen Computer aufzeichnen. Das klappt ohne Klimmzüge bis 24 Bit und 384 Kilohertz vollkommen ohne Probleme. Welche Software man damit beauftragen soll? Die Möglichkeiten sind endlos, da hat jeder so seine Favoriten. Im Zweifelsfalle tut’s das gute alte Audacity bestens. Es ist kostenlos, auf Deutsch erhältlich und in Sachen Komplexität überschaubar, weshalb es sich für den Einstieg perfekt macht.
Klang
Und was kommt am Ende dabei heraus? Das kommt natürlich immer ein bisschen darauf an, womit man die Digitalaufnahmen hinterher abspielt. Auf meinem Selbstbau-Streamer jedenfalls werden die Ergebnisse ab 24 Bit und 96 Kilohertz so gut, dass ich hervorragend damit Musik hören und den Plattenspieler auch mal Plattenspieler sein lassen kann. Hört man das Zusatznetzteil Van der Graaf MKII? Aber ja doch. Sein Einfluss ist auch auf den Aufnahmen nachvollziehbar. Nicht überwältigend deutlich, aber nachvollziehbar: Es tönt flüssiger und hat einen Hauch mehr Luft. Für mich sind die Ergebnisse absolut überzeugend und zeigen wieder einmal, dass man nicht aus klanglichen Gründen dogmatisch an der Schallplatte kleben muss, digital kann mittlerweile richtig gut funktionieren.
Fazit
Die Manunta-Kombi ist ein extrem überzeugendes Argument dafür, Schallplatte in ein digtales Pendant zu überführen, die erzielbaren Ergebnisse sind herausragend gut. Von den uferlosen Möglichkeiten des Joplin MKIII ganz zu schweigen.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Manunta Joplin MKIII
Preis: um 3400 Euro
die erzielbaren Ergebnisse sind herausragend gut. Von den uferlosen Möglichkeiten des Joplin MKIII ganz zu schweigen.
Manunta Joplin MKIII
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