Kategorie: Kopfhörerverstärker

Einzeltest: Reußenzehn Harmonie III Masterclass


Im übertragenen Sinne

Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 1
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Jahrzehntelang in einer hart umkämpften Szene zu bestehen, ohne  sich dabei zu verbiegen – das schaffen nur die wenigsten Menschen.  Thomas Reußenzehn ist einer von ihnen und immer noch vorne  dabei, wenn es darum geht, Neues zu zeigen

Mit dem Harmonie III, den wir vor  Jahr und Tag getestet hatten, ist  Reußenzehn schon ein großer  Wurf gelungen.Trotzdem – und so kennen wir ihn  –  hat er sich nicht auf seinen Lorbeeren  ausgeruht, sondern unermüdlich weiter  entwickelt. Dazu kam noch eine bedeutende Erweiterung der Produktionstiefe:  Im letzten Jahr hat die Röhrenmanufaktur  damit begonnen, auch eigene Übertrager  und Trafos zu wickeln – ein weiterer Schritt  auf dem Weg zur völligen Kontrolle über  die Qualität der eigenen Entwicklungen.  Gegenüber dem Harmonie III hat sich die  Röhrenbestückung  nicht verändert.

Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 2Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 3Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 4Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 5Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 6Kopfhörerverstärker Reußenzehn Harmonie III Masterclass im Test, Bild 7
Für  die Verstärkung sind wie bisher zwei Doppeltrioden vom Typ RT-100 verantwortlich, wobei das jeweils erste Triodensystem  einer Röhre die Vorverstärkung des Eingangssignals übernimmt – die zweite Stufe  sorgt dann für die Leistungsverstärkung.  Die Schaltung arbeitet  im Class-A-Betrieb.  Über die neuen Schnittbandkern-Ausgangsübertrager wird dann der Kopfhörer  mit (kräftigen) Signalen versorgt. Auf die Wicklung der Übertrager in der  eigenen Werkstatt ist Thomas Reußenzehn  besonders stolz, ist er denn nun nicht mehr auf Zulieferer angewiesen, die so zahlreich  erstens nicht sind und die zweitens durchaus nicht immer konstante Qualität abliefern. Vergangenheit: Jetzt hats der Mister  selbst  im  Griff. Aus  Paketen  von  0,1  Millimeter dünnen Blechen werden die Kerne  gebogen, dann in der Mitte durchgesägt  und in die gewickelten Spulenkörper geschoben,  bevor  die  ganze  Konstruktion  fixiert wird. Der Wicklung eines  Audio-Übertragers kommt dabei besondere Bedeutung zu, muss er doch die gesamte  Bandbreite des hörbaren Spektrums bedienen. Mit nur einer primären und einer sekundären Wicklung ist es da nicht getan –  so eine Bauform kann man gerade einmal  für die 50 Hertz eines Netztrafos sinnvoll  einsetzen.  Audio-Übertrager sind bei Thomas  Reußenzehn in 12 Wicklungsebenen verschachtelt  –  man  kann  sich  vorstellen,  welcher Zeitaufwand alleine hinter so einer Fertigung steckt, vor allem, wenn man  bedenkt, dass Maschinen hier nur unterstützend eingesetzt werden können, die  entscheidenden Handgriffe aber manuell  ausgeführt werden.  Der hier vorgestellte Harmonie III Masterclass ist eine  Weiterentwicklung der seit  mehr als 20 Jahren verfügbaren Röhrenkopfhörerverstärker Harmonie I, Harmonie II und Klanginsland.  Das  aktuelle  Modell  wurde  in  Sachen Verstärkung gegenüber dem direkten Vorgänger  noch  einmal  „aufgebohrt“  –  satte  3,5  Watt pro Kanal an 16 Ohm liegen jetzt an  der Ausgangsbuchse. Ich kenne Röhrenendstufen, die nicht so viel Leistung bringen.  Damit trägt Reußenzehn zwei Tatsachen  Rechnung: Erstens dem Trend zu niederohmigen Kopfhörermodellen und zweitens  den geringen  Ausgangsspannungen tragbarer  Audiogeräte, die oft als Zuspieler  eingesetzt werden.  Praxisgerecht haben die Übertrager zwei  sekundäre  (also  ausgangsseitige)  Abgriffe  und  lassen sich so für nieder- und höherohmige Kopfhörer umschalten.  Das Netzteil ist ebenfalls deutlich aufgewertet worden, was man schon am gestei- gerten Gewicht und der Größe erkennen  kann,  mal  ganz  abgesehen  vom  edleren Metallgehäuse, das auch noch einen Tragegriff spendiert bekommen hat. Trotzdem  gilt auch hier: Je weiter weg die  Versorgungseinheit vom  Verstärker steht, desto  besser.  Die  Verstärkereinheit selbst ist in einem  stabilen Gehäuse aus 2 Millimeter starkem  Aluminium-Mangan-Druckguss untergebracht – bei der Oberfläche hat der Kunde  die Wahl zwischen Schwarz, Chrom oder  Gold. Unseren Wunsch  nach passenden  Abdeckkappen für die Übertrager hat Thomas Reußenzehn übrigens erhört – jetzt  sieht der Masterclass aus wie ein  „richtiger“ kleiner Röhrenverstärker.  Auf der Rückseite findet sich neben dem  Ein- und  Ausschaltknopf der schon erwähnte  Schalter  für  die  Ausgangsimpedanz und der Limiterknopf, mit dem man  die Maximallautstärke beschneiden kann  – bei der vorhandenen Leistung mehr als  sinnvoll. Hinzugekommen sind ein- und  ausgangsseitig  XLR-Buchsen  für  symmetrische Signale und Profi-Kopfhörer. Vorne gibt es neben den kanalgetrennten  Lautstärkereglern noch zwei Potenziometer für das  „Voicing“: Hier werden  ganz bewusst vor allem die harmonischen  Oberwellen zum Signal gemischt – damit  entsteht der Eindruck einer luftigeren und  heller timbrierten Aufnahme. Die für das  rechte und linke Ohr getrennten Regler für  Lautstärke und  Voicing erlauben die zumindest teilweise Korrektur vorhandener  Gehörschäden – eine feine Sache.  In unseren Messungen haben wir festgestellt,  dass  die Voicing-Regler  einen  etwas  kleineren Einstellbereich bekommen haben – von einem ganz leicht „britisch“ abgestimmten Frequenzgang bis hin zu einer  immer noch recht deutlichen Auffrischung  des Signals kann man sehr feinfühlig einstellen. Bei hochohmigen Kopfhörern erweitert sich der Einstellbereich noch etwas.  Damit kann man sich durchaus als Normalhörender die Klangbalance einer in Schieflage  befindlichen Aufnahme  anpassen – als Rettung einer komplett im Sumpf  abgesoffenen Produktion möchte man ein  so feinsinniges Instrument nicht einsetzen  und das ist auch nicht Sinn der Sache.  Mit meinem altgedienten  AKG K-701  spielt der Harmonie III Masterclass süffigsatt und absolut auf der Höhe seiner Möglichkeiten – und selbst mit einem Topmodell wie dem Sennheiser HD 800 ist der  Masterclass noch lange nicht ausgereizt. In  der Nullstellung der Voicing-Regler ist der  Klang voluminös, minimal dunkel timbriert und von einer großen Fülle geprägt.  Neutral eingestellt, kommen der Präsenz-  und Hochtonbereich noch deutlicher zur  Geltung  –  hier  stellt  sich  auch  eine  Art  Raumeindruck ein, der der naturgemäß  sehr direkten Kopfhörerwiedergabe etwas  mehr Luftigkeit und  Atmosphäre einhaucht. In Sachen Dynamik und Präzision  macht dem Reußenzehn ohnehin keiner  was vor. Ältere Klassikaufnahmen, deren  Hochtonfrequenzgang durch die verwendeten Bändchenmikrofone etwas beschnitten ist, kann man mit den Voicing-Reglern  etwas „modernisieren“, ohne ihnen gleich  ihren ganz speziellen Charme zu nehmen,  während man bei modernen Pop-Produktionen etwas vorsichtiger zu Werke gehen  sollte – hier wird’s sonst auch gerne mal zu  harsch. Kein Schönfärber also – und damit  schließt sich wieder der Kreis zum Erbauer, der bei keinem seiner HiFi-Produkte  verbergen kann, dass er immer schon und  vor  allem  vorzügliche  Tonstudiotechnik  gebaut hat.

Fazit

Der Reußenzehn Harmonie III Masterclass  ist  durch sein variables Voicing sowohl  Arbeitsgerät fürs Studio als auch  eine Maschine für Genießer, die ihrer Musik so nahe wie möglich sein  wollen.

Kategorie: Kopfhörerverstärker

Produkt: Reußenzehn Harmonie III Masterclass

Preis: um 1280 Euro

11/2016
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 1.280 Euro (Schwarz); 1.480 Euro (verchromt – Testgerät); 1.780 Euro (vergoldet) 
Vertrieb: Reußenzehn Tube Power, Frankfurt 
Telefon: 0173 7837313 
E-Mail: thomas@reussenzehn.de 
Internet: www.reussenzehn.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T (in mm): 200/120/100 
Gewicht (in kg): ca. 2 kg 
Unterm Strich... Der Reußenzehn Harmonie III Masterclass ist durch sein variables Voicing sowohl Arbeitsgerät fürs Studio als auch eine Maschine für Genießer, die ihrer Musik so nahe wie möglich sein wollen. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 13.11.2016, 10:00 Uhr
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