Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Davis Courbet N°4


Standhaft

Lautsprecher Stereo Davis Courbet N°4 im Test, Bild 1
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Was kommt nach N°3? Genau, N°4. Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen, die kleine Davis N°3 besprechen zu können und war gespannt, was ihre große Schwester zu bieten hat.

Typologie und Entwicklung


Ist die N°4 bis auf das größere Gehäuse also identisch mit der N°3? Auch wenn man das bei einem schnellen Blick denken könnte, ist das definitiv nicht der Fall. Firmenchef Olivier Visan schrieb mir, wie die N°4 entstand: “Nachdem wir die Courbet N°5 und die N°7 auf den Markt gebracht hatten, baten mich meine Partner, noch ein neues Modell dieser Serie zu entwickeln. Es sollte ein maximal zierlicher Lautsprecher für beengte Wohn- und Hörverhältnisse sein, der jedoch die Kernkompetenzen der Courbet Serie behält: hausgemachte Chassis, frei verdrahtete Weiche, nach hinten geneigte Gehäuseform und Kupferverkabelung mit Teflonummantelung.

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Und natürlich sollte der Lautsprecher trotz seiner Zierlichkeit den Klang eines Großen haben.“ Ich hatte in meinem Bericht über die N°3 geschrieben, dass ich kleine Lautsprecher liebe. Das stimmt, größere liebe ich aber auch. Und vor allem solch schlanken Formate wie das der Davis N°4: schmale Standfläche, erstaunlich großer Klang und nicht die Notwendigkeit, einen passenden Ständer finden zu müssen, der durchaus auch wie ein Fremdkörper wirken kann. Die N°3 ist zwar aktuell das kleinste Modell der Serie, aber falls Visan doch einmal kleinere Geschwister konstruieren sollte, hat man sich zwei Stufen in der Nomenklatur nach unten frei gehalten. Warum sind die Gehäuse eigentlich nach hinten geneigt? Nun, das hat zwei Gründe. Zum einen ist es ganz einfach ein Wiedererkennungsmerkmal, das für die Courbet- Serie und auch für die Krypton-, Stellar- und die demnächst erscheinende Ariane-Serien gilt. Und zum anderen kann Visan so die Schwingspulen seiner Treiber auf der vertikalen Achse ausrichten, um deren unterschiedliche Laufzeiten aufeinander abzustimmen.   

Chassis und mehr  


Seit 2014 ist Olivier Visan Chef von Davis und er hat anders als sein Vater, der die Firma gegründet hat und 2012 gestorben ist, das Angebotsspektrum deutlich erweitert. War Davis bis dahin vornehmlich für seine Chassisproduktion bekannt, obwohl man auch eigene Lautsprecher baute, hat Olivier es geschafft, die Nordfranzosen auf der Weltkarte ernst zu nehmender Lautsprecherhersteller zu etablieren. Ich hatte es bereits in meinem Bericht über die N°3 erwähnt, mit knapp 200 verschiedenen Chassismodellen ist Davis ein großer Spieler auf diesem Markt. Entwicklung und Produktion sind seit knapp 30 Jahren in Troyes angesiedelt, einem Bischofsitz im Nordosten Frankreichs. Gerade heutzutage ist das natürlich ein strategischer Vorteil, denn man ist zwar nach wie vor auf außereuropäische Zulieferer angewiesen, denn natürlich braucht auch Davis viele Teile, die man nicht selbst herstellen kann, wie Schwingspulen, Körbe und vor allem Magnete. Darüber hinaus hat man aber die Produktion selbst in der Hand. Und Visan hat schnell auf die Lieferkettenprobleme in der Coronapandemie reagiert und speziell einen um 50 % größeren Vorrat an Ferritmagneten, die alle aus China kommen, angelegt. Für den Hochtöner der Courbet-Serie setzt er Neodym ein und auch da lagert inzwischen Material für locker sechs Monate, womit Davis handlungsfähig bleibt.  


Große Hochtonkalotte  


Die Davis Courbet-Serie teilt sich zwei Gemeinsamkeiten: die nach hinten geneigte Bauform und die 28mm Seidenkalotte, die sozusagen als Eckpfeiler bei der Entwicklung gedient hat. Wie bei der N°3 ist er auch in diesem Lautsprecher für eine grandiose Rundstrahlcharakteristik verantwortlich, die mir einfach Freiheit beim Hören gibt, so dass ich nicht angenagelt an einer Stelle des Raums verharren muss. Der Hochtöner erstaunt mich jedes Mal rein optisch mit seiner prominenten Membran, die in vor allem durch ihre glänzende Beschichtung noch größer wirkt, als sie ist. Ebenfalls typisch für Davis ist die doppelte Dekompressionskammer auf der Rückseite, die Reflexionen und unerwünschten rückwärtigen Schallanteilen den Garaus macht und für einen wunderbar reinen, klaren, verzerrungsfreien Hoch- und Oberton sorgt – selbst wenn man deutlich am Lautstärkeregler dreht. Die eine Kammer sitzt übrigens hinter der Kalotte, die andere, deutlich kleinere hinter der Aufhängung. Griff der Hochtöner schon bei der Davis N°3 sehr spät ins Geschehen ein, meldet er sich nun erst bei 4kHz, was ihn fast schon zum Superhochtöner macht.   

Breites Band

 
Im Umkehrschluss wird aus dem 130mm durchmessenden, schwarz eingefärbten Kevlar-Tiefmitteltöner noch ein wenig mehr als bei der N°3 ein Breitbänder. Und für diesen Einsatz bekam er zwei Veränderungen: Seine Schwingspule wurde auf 25mm verlängert und auch die Staubschutzkappe ist jetzt hinterlüftet. Der Grund dafür ist, dass so das rückwärtige Luftvolumen nach hinten entweichen kann und der Kompressionseffekt bei größeren Hüben deutlich reduziert wird. Die Generation Kevlar, die Davis mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung verwendet, klingt auch bei diesem Treiber so gar nicht nach dem Kevlar früherer Jahre.

Lautsprecher Stereo Davis Courbet N°4 im Test, Bild 5
So sieht der klassische Davis Kevlar Tiefmitteltöner mit der berühmten gelben Flechtmembran aus. Heute kommt er meistens in schwarz
Im Gegenteil, wüsste man es nicht besser, würde man denken, es spielte eine Papiermembran. Geblieben ist die exponentielle Membrangeometrie, die seine relative kleine Membranfläche in der Tiefe erweitert und die Empfindlichkeit erhöht.   

Feine Details  


Wie immer bei Davis ist die Weiche mit niederohmigen Spulen und MKP-Kondensatoren vom französischen Spezialisten SCR vor dem Hochtöner frei verdrahtet. Der Tiefmitteltöner wird mit 12 db und der Hochtöner mit steilen 18 db getrennt. Das Gehäuse besteht aus 16 mm „dünnem“ MDF, ist intern versteift und wie meist bei Davis nur minimal bedämpft. Einer der Gründe, warum ich die Lautsprecher von Davis mag, liegt an den feinen Details. Packt man sie aus, findet man Gummierungen unten auf der Stellfläche, mit deren Hilfe man sie auch ohne Spikes sauber aufstellen kann. Schraubt man den Sockel an, findet man auch für die Spikes entsprechend rutschfeste Teller.

Lautsprecher Stereo Davis Courbet N°4 im Test, Bild 4
Hier sieht man die Liebe zum Detail und der Tester freut sich über die schlanken LS-Anschlusse mit den Carboninlays
Die Stecker an den Anschlüssen sind mit Carboninlays ausgestattet, auch keine Standardware also. Und diesmal ist die Bassreflexöffnung größer als üblich ausgefallen – es klang einfach besser. Apropos Klang, nach meiner Erfahrung sollte man die N°4 ohne Abdeckung betreiben – sie klingt einfach offener (sic!).   

Familienklang?

 
Gustave Courbet, der für diese Serie namensgebende Maler des 19. Jahrhunderts, stand für Realismus und Einfachheit – was für ein passender Name das doch ist. Der Einspielvorgang der Courbet N°4 verlief so wie ich ihn typischerweise von Breitbandlautsprechern her kenne: erratisch und irritierend. Mal klang er großartig, dann wieder seltsam. Lassen Sie sich davon aber bitte nicht irritieren, das ist normal und sobald er eingespielt ist, wird er Ihnen das mit Wohlklang vermelden. Danach dürfen Sie an Verstärkern auch anschließen, was sie mögen, denn der Lautsprecher ist gutmütig und leicht zu treiben. Sowohl mit dem großen Accuphase E-800 oder dem hybriden Circle Labs A200 vertrug er sich hervorragend, eine reine Röhre hatte ich nicht zur Hand, bin aber sicher, dass das ebenfalls bestens klappt. Die Courbet N°4 zeigt die Unterschiede zwischen den Verstärkern ebenso gut auf, wie die von Kabeln. Olivier Visan schrieb mir dazu: „Das Hauptproblem bei kleineren Lautsprechern ist, dass sie schnell aggressiv und bassarm klingen. Dem wollten wir entgegen wirken, in dem wir uns für eine sehr lineare Abstimmung mit einem Rolloff in den Höhen entschieden haben.“ Ist ihnen das gelungen? Oh ja. Hatte die mich die Courbet N°3 an die Krypton 6 erinnert, allerdings mit einer neutraleren Signatur, setzt die N°4 diese Linie fort und wirkt dabei noch etwas klarer, deutlicher, soll ich sagen erwachsener? Gianmaria Testa klingt so direkt, so intim, so knackig, mit so vielen Details geschmückt, die eigentlich nur größeren Schallwandler vorbehalten sind - Mission completed möchte ich in Richtung Olivier Visan sagen. Erst einmal höre ich aber weiter und frage mich, ob wir alle mit zunehmendem Alter sentimentaler werden? Ich auf jeden Fall, den ich höre die „The Complete Greatest Hits“-Of-Sammlung der Eagles aus meiner Jugend und muss feststellen, dass ich jetzt sogar“ Take it easy“ mag. Aber es gibt natürlich noch viel mehr zu entdecken, „Witchy Woman“ etwa, „The Best Of My Love“ oder die traumhafte Ballade „I Can‘t Tell You Why“. Gerade da öffnet sich ein breiter und tiefer Raum, die ganze Aufnahme wirk enorm ausdehnt in allen Ebenen. Ein satter Bass trägt diese wunderbar arrangierten Stimmen, die in der Rockgeschichte nur noch von Crosby, Stills & Nash oder den Beach Boys erreicht wurden. Dank der Davis Acoustics Courbet N°4 Lautsprecher höre ich das mit einer Natürlichkeit und Glaubhaftigkeit, die mich ergreift. So muss das ein Lautsprecher vermitteln.

Fazit

Der Davis Acoustics Courbet N°4 ist ein schlanker, erstaunlich erwachsener Standlautsprecher, der eine grandiose Erweiterung der Fähigkeiten seines kleinen Bruders darstellt: Unkompliziert in der Aufstellung, leicht anzutreiben und mit einer hochmusikalischen Abstimmung.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Davis Courbet N°4

Preis: um 2490 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


3/2023
4.5 von 5 Sternen

Spitzenklasse
Davis Courbet N°4

Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Labor 15%

3.5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie High-End-Standlautsprecher 
Paarpreis um 2490 Euro 
Vertrieb: B&T hifi vertrieb GmbH 
Telefon: 02104-175560 
Internet www.bt-hifi.com 
Ausstattung
Ausführung Grau, Schwarz, Weiß 
Abmessungen (B x H x T in mm) 160/825/220 
Gewicht (in Kg) 12 kg 
Prinzip 2-Wege Standlautsprecher 
Bestückung 1 x Davis 13cm Kevlar-Tiefmitteltöner 1 x Davis 28mm Soft Dome Hochtöner 
Frequenzgang 51 Hz – 25 kHz 
Übergangsfrequenzen 4 kHz 
Empfindlichkeit 90 dB (1 W / 1 m) 
Impedanz (in Ohm) 4 – 8 Ohm 
+ harmonischer Design 
+ hervorragender Klang 
+/- + schlanke Form 
Klasse Spitzenklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 27.03.2023, 10:00 Uhr
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