Kategorie: Lautsprecherbausätze

Einzeltest: Visaton Isan


Erbe mit Charakter

Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 1
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Die Isan von Ralf Schulte versteht sich als Hommage an die großen japanischen Studio-Monitore der 1980er-Jahre: Drei Wege, klassische Proportionen und solide Technik.

In der Selbstbauszene sind Retro-Konzepte schon länger wieder im Kommen, ach was, eigentlich waren sie genau genommen niemals aus der Mode – und mit der Isan liefert Ralf Schulte ein besonders gelungenes Beispiel dafür. Schon der Name – „Isan“, das japanische Wort für „Erbe“ – deutet an, worum es hier geht: um eine respektvolle Neuinterpretation klassischer Drei-Wege-Monitore, wie sie einst (und heute noch) in vielen Tonstudios und später auch in Hörräumen standen.  

Technik 


Herzstück des Lautsprechers ist eine klassische Drei-Wege-Bestückung mit bewährten Visaton-Chassis.

Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 5
Das Reflexrohr ist etwas ungewöhnlich in der oberen Ecke montiert
  Im Bass arbeitet der W200S, ein 20-Zentimeter- Tieftöner mit beschichteter Papiermembran und kräftigem Ferritmagneten. Er sorgt für den charakteristischen, leicht warmen Grundton, der dem Lautsprecher Substanz und Körper verleiht.
Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 2Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 3Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 4Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 5Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 6Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 7Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 8Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 9Lautsprecherbausätze Visaton Isan im Test, Bild 10
Wie alle Chassis der WXXXS-Reihe hat der Achtzöller einen eher klassischen Parametersatz, das bedeutet, es gibt einen guten Wirkungsgrad, aber auch einen relativ hohen Volumenbedarf, um die Tieftonwiedergabe voll auszureizen. Alternativ können die Chassis aber auch recht gut in kleineren geschlossenen Gehäusen eingesetzt werden. Im Mitteltonbereich übernimmt die bewährte G50FFL-Kalotte, die durch ihre hervorragende Impulstreue und lineare Wiedergabe schon in unzähligen Monitoren eingesetzt wurde. Wer sich nun über den Waveguide wundert und den verzweifelt auf der Visaton-Webseite sucht, dem sei verraten, dass Ralf Schulte hier einfach mit einem 19mm Rundfräser in der Schallwand gearbeitet hat. Die Kalotte wird dann einfach von hinten eingesetzt. Die Waveguide-Optik entsteht durch eine etwas andere Lackierung samt Schattenfuge und Pseudo- Schraublöchern. Den Hochton übernimmt die G25NDWG, die modernste Visaton-Kalotte mit Neodym-Magnet und Waveguide, die für gleichmäßige Abstrahlung und hohen Wirkungsgrad sorgen.  

Gehäuse 


Das Gehäuse misst 554 × 304 × 320 mm und folgt dem klassischen Monitor-Layout mit eingesetzter Schallwand. Mittel- und Hochtonchassis sind aus der Mitte heraus versetzt, das bedeutet, es gibt eine linke und eine rechte Box. Wie schon erwähnt, hat der Konstrukteur viel kaschiert und mit Oberflächen gearbeitet – die vermeintlichen Gehrungsschnitte sind genauso „gefälscht“ wie der Waveguide des Mitteltöners. Bedämpft wird mit Sonofil, im Inneren beruhigt eine Versteifung das Gehäuse.  

Frequenzweiche


Die Weiche ist aufwendig gebaut und folgt im Prinzip einem klassischen  3-Wege-Butterworth-Design. Im Tiefton arbeitet ein Tiefpass zweiter Ordnung, wobei hier der W200S noch mit einen RC-Glied impedanzlinearisiert wird. Der Mitteltöner wird mit einem Bandpass, ebenfalls zweiter Ordnung beschaltet. Dabei sind Hochpass und Tiefpass ineinander verschränkt, während der Reihenwiderstand des Spannungsteilers zum Teil ins Filter integriert ist. Der Hochtöner bekommt einen Hochpass dritter Ordnung und ebenfalls einen Spannungsteiler, hier ist die Anordnung Standard. Die Bauteilequalität liegt auf einem vernünftigen Niveau, das noch bezahlbar ist. Die Übernahmefrequenzen liegen bei 800 Hz und 4,5 kHz und sorgen für „Wohlfühl- Bereiche“, in dem die Chassis jeweils besonders verzerrungsarm arbeiten.  

Messungen 


Die Messungen zeigen – bis auf eine merkliche Bassbetonung - ein vorbildlich glattes Amplitudenbild. Der Frequenzgang verläuft ausgewogen und weitgehend linear von etwa 40 Hz bis über 20 kHz, ohne nennenswerte Einbrüche. Besonders bemerkenswert ist das gleichmäßige Rundstrahlverhalten: Auch unter 30 Grad bleibt die Abstrahlung konstant, was eine gleichmäßige Beschallung des Raums ermöglicht. Der Impedanzverlauf bleibt unkritisch – das Minimum liegt über 5 Ohm, der Wirkungsgrad bei rund 87 dB/2,83 V. Die Isan stellt also keine besonderen Anforderungen an den Verstärker, profitiert aber von einem kräftigen Antrieb, der den doch großzügigen Bass kontrollieren kann.   

Hörtest

 
Nachdem die Isan beim IGDH-Contest den ersten Platz gemacht hat, war meine Erwartungshaltung natürlich groß. Die Isan klingt so, wie man es von einem klassischen Drei-Wege-Monitor erwartet – souverän, druckvoll und zugleich angenehm ausgewogen. Durch die Kalottenlösung in Mittel- und Hochton entsteht ein extrem gleichmäßiges Rundstrahlverhalten, das auch in breiteren Hörzonen eine stabile Abbildung garantiert. Der Bassbereich besitzt viel Körper und Wärme, bleibt aber stets kontrolliert und präzise. Die Mitteltonkalotte spielt mit beeindruckender Klarheit und Natürlichkeit – Stimmen erscheinen körperhaft und plastisch, Gitarren und Bläser klingen authentisch und dynamisch. Im Hochton liefert die G25NDWG die nötige Brillanz, ohne zu überziehen. Besonders auffällig ist die räumliche Darstellung: Die Bühne spannt sich weit auf, bleibt stabil und wirkt in Tiefe und Breite ausgesprochen glaubwürdig.    


Aufbauanleitung 


Zusammenbau: Auf einer Seitenwand werden Deckel, Rück- und Schallwand, Boden, Versteifung und die zweite Seitenwand aufgeleimt. Die Schallwand und die Rückwand hat man idealerweise schon vorgefräst. Die 3mm-HDFPlatten kaschieren die sichtbaren Kanten der Seitenteile. Danach kann man mit Furnier und/oder Lack die Oberfläche gestalten. Natürlich ist aus rein akustischen Gründen die Sonderbehandlung des Mitteltöner-Waveguides nicht erforderlich. Hier sollte man wegen der rückseitigen Montage mit langen Gewindeschrauben durch die Schallwand arbeiten oder den Treiber mit passend gesetzten Gewindehülsen montieren, da man ja bei der Endmontage durch das Loch des Tieftöners schrauben muss. Bedämpft wird mit Sonofil entlang der Gehäusewände.  

Zubehör pro Box


 Zubehör 
 Bassreflexrohr 
 Terminal 
 Schrauben 
 Polyesterwatte 
 Dichtband 
 Kabel


Lieferant: Visaton   

Holzliste

 
Material: 22 mm MDF 

1 x 510 x 260 mm Schallwand 
2 x 548 x 320 mm Seiten


Material: 19 mm MDF 

1 x 510 x 260 mm Rückwand 
2 x 320 x 260 mm Deckel / Boden 
1 x 279 x 260 mm Versteifung 


Material: 3 mm HDF 

2 x 320 x 304 mm Verkleidung Deckel, Boden    


Weichenbestückung

 

L1: 3,9 mH FC-Spule 
L2: 0,68 mH Luftspule 0,6 mm 
L3: 1,5 mH Luftspule 0,6 mm 
L4: 0,22 mH Luftspule, 0,6 mm 
C1: 33 µF Elko rau 
C2: 22 µF Elko rau 
C3: 10 µF MKT 
C4: 5,6 µF MKT 
C5: 2,2 µF MKT
C6: 5,6 µF MKT 
R1: 15 Ohm Keramik 10W 
R2: 3,3 Ohm Keramik 10W 
R3: 6,8 Ohm Keramik 10W 
R4: 22 Ohm Keramik 10W 
R5: 6,8 Ohm Keramik 10W 
R6: 4,7 Ohm Keramik 10W

Fazit

Gelungene Hommage an die großen Japan-Monitore: neutral, räumlich präzise, mit kräftigem Bass und einem Schuss Wärme – ein Lautsprecher mit Charakter und Langzeithörqualitäten.

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Kategorie: Lautsprecherbausätze

Produkt: Visaton Isan

Preis: um 435 Euro+ Gehäuse

12/2025

Gelungene Hommage an die großen Japan-Monitore: neutral, räumlich präzise, mit kräftigem Bass und einem Schuss Wärme – ein Lautsprecher mit Charakter und Langzeithörqualitäten.

Visaton Isan

12/2025

Visaton Isan
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Ausstattung & technische Daten 
Technische Daten
Chassishersteller : Visaton 
Vertrieb: Visaton, Haan 
Konstruktion: Ralf Schulte 
Funktionsprinzip: Bassreflex 
Bestückung: 1 × Visaton W200S 1 × Visaton G50FFL 1 × Visaton G25NDWG 
Trennfrequenzen: 800 Hz / 4,5 kHz 
Abmessungen (H x B x T in mm): 554 × 304 × 320 mm 
Nennimpedanz (in Ohm): 8 Ohm 
Kennschalldruckpegel 2,83 V/1m: ca. 87 dB 
Summe Chassis: 290 Euro 
Weichenbauteile: ca. 110 Euro 
Kleinteile und Dämmung: ca. 35 Euro 
Gesamtkosten pro Stück: 435 Euro + Gehäuse 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 26.12.2025, 10:00 Uhr
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