Genre: Jazz
Oded Tzur – My Prophet

So geheimnisvoll wie seine beiden Vorgängeralben „Here Be Dragons“ und „Isabela“ (rezensiert in LP 3/2020 bzw. LP 2/2023) beginnt auch das dritte ECM-Werk des israelischen Saxofonisten Oded Tzur. Auf dem Intro lässt er sein Instrument ähnlich einer Bambusflöte erklingen, um dann seine beiden langgedienten Mitstreiter Nitai Hershkovits am Piano und Petros Klampanis am Kontrabass mit einzubeziehen.
Nach Jonathan Blake am Schlagzeug setzt der Brasilianer Cyrano Almeida neue Impulse und verändert den besonderen Sound, den die Kompositionen von Oded Tzur ausstrahlen. Insgesamt sechs davon sind auf „My Prophet“ zu hören, das kurze Intro mitgerechnet. Auf diesen bringt er seinen einzigartigen, durch seinen Lehrer Hariprasad Chaurasia beeinflussten Sound zum Leuchten. Dessen Besonderheit besteht auch darin, dass zwischen sanften und zärtlichen, geradezu meditativen Passagen und dynamischen Abschnitten unmerklich gewechselt wird, was sich überwiegend in einem durch nordindische Musik inspirierten Kosmos abspielt. Schönes Beispiel dafür ist das Stück „Renata“, das außerdem demonstriert, dass seinen Mitspielern großer Raum eingeräumt wird, sich solistisch zu betätigen.
Hier tritt besonders Nitai Hershkovits hervor, der am Piano einen akustischen Spiegel zum Saxofon Oded Tzurs bildet. Gleiches gilt für das Titelstück, auf dem aufgrund seiner Länge die besondere Charakteristik noch weiter ausgebreitet und die Feinheiten noch besser ausgearbeitet werden können. Das beeindruckende Spiel zwischen Saxofon und Piano auf „Last Bike Ride in Paris“ beendet ein Album, das abermals die besondere Klasse Oded Tzurs und seiner Mitspieler entfaltet. Die drei bisher bei ECM erschienenen Alben gehören unter die Top 100 (ja, soweit muss man die Liste fassen!) des Labels.
Fazit
Oded Tzur vermag abermals zu beeindrucken.Kategorie: Schallplatte
Produkt: Oded Tzur – My Prophet (ECM Records)
144-612
ArtPhönix Vinyl |